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Verzweifelte Exoplaneten-Suche
Ein großer Vetter der Erde

Zwischen den Sternen Deneb und Wega im Sommerdreieck befindet sich das Himmelsgebiet, in dem der NASA-Satellit Kepler intensiv nach Exoplaneten gesucht hat.

Von Dirk Lorenzen | 16.09.2015
    Links Realität, rechts Fantasie: Ob Kepler-452b wirklich so aussieht, ist vollkommen unklar
    Links Realität, rechts Fantasie: Ob Kepler-452b wirklich so aussieht, ist vollkommen unklar (NASA)
    Kürzlich schwärmte die NASA von einem "großen Vetter der Erde", den man entdeckt habe. Das Objekt Kepler-452b habe nur den 1,6-fachen Erddurchmesser.
    Der Planet umkreise einen Stern, der rund eineinhalb Milliarden Jahre älter ist als die Sonne. Zudem dürfte er die richtige Temperatur haben, dass Wasser flüssig wäre - und eben nicht komplett verdampft oder gefroren.
    Die NASA wähnte sich fast am Ziel, endlich eine "zweite Erde" zu finden. Dabei ist völlig unklar, ob Kepler-452b eine Atmosphäre hat und ob es dort Wasser gibt.
    Zudem ist seine Masse nicht genau bekannt - und somit ist sogar offen, ob es wirklich ein felsiger Körper ist.
    Das veröffentlichte Pressebild war ein reines Hirngespinst: Es zeigte einen blauen Planeten mit Flüssen, Wolken, Meeren und Kontinenten. Viele Medien haben die wie ein Foto anmutende Computeranimation gezeigt - leider aber nur höchst selten angegeben, das es sich um ein reines Fantasieprodukt handelt.
    Denn der Kepler-Satellit kann bestenfalls den Durchmesser eines Planeten abschätzen; aber er kann nicht feststellen, wie ein Planet aussieht, ob er Wasser hat oder gar belebt ist.
    Leider kompensiert das Kepler-Team dies oft durch absurdes Aufbauschen der Entdeckungen - wenn es keine zweite Erde ist, dann eben ein großer Cousin.
    Spötter erwarten deshalb, dass die NASA im All schon bald einen Schwippschwager der Erde ausmacht.