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VG Wort
Zäher Streit ums Geld

Lange haben Autoren und Verlage gerungen, wer wie viel Geld von der Verwertungsgesellschaft Wort bekommen sollte. Nun konnten sich die Mitglieder der VG Wort doch noch einigen. Dabei ging es auch um die Zukunft.

Von Tobias Krone | 22.05.2017
    Ein Finger betätigt die grüne Copy-Taste eines Kopierers
    Wer Geld für kopierte Texte bekommt, haben die Mitglieder der VG Wort neu beschlossen (picture alliance / dpa / Armin Weigel)
    Nicht alle Medieninhalte, die wir so lesen, hören oder sehen, beispielsweise Zeitungsartikel oder Hörspiele, bezahlen wir auch. Vieles leihen wir uns aus, kopieren es, lesen es im Internet oder in Pressespiegeln. Und für diese Nutzung kriegen die Urheber Geld. Druckerfirmen, Bibliotheken und Internetkonzerne zahlen Geld an die Verwertungsgesellschaft Wort.
    Die einhellige Freude am Ende der Mitgliederversammlung der VG Wort drehte sich daher bei den Mitgliedern vor allem ums Geld. Geld, das im Juli unter anderem auf dem Konto des Hörfunkjournalisten und Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbandes Frank Überall landet.
    "Mir geht’s grad gut, weil ich ja auch Wahrnehmungsberechtigter bin, wie das so schön heißt, und mich jetzt im Sommer und auch in späteren Ausschüttungen auf Geld freuen kann – und das wird nicht wenig sein."
    Langjähriger Streit
    Endlich wird ausgeschüttet. Der Tantiementopf der VG Wort ist gut gefüllt. Mit rund 185 Millionen Euro hat die Verwertungsgesellschaft im vergangenen Jahr das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren.
    Aber: Das Geld an die Journalisten, Autoren, Übersetzer und ihre Verlage auszuschütten, war bisher nicht möglich. Denn ein interner Streit hatte das verhindert.
    Auslöser war ein Urteil im April 2016. Der Bundesgerichtshof hatte damals entschieden, dass die Verlage gar kein Recht hätten auf eine Beteiligung an den Tantiemen. Traditionell bekamen sie die aber immer – Zeitungsverlage etwa bekamen 30 Prozent.
    Freie Entscheidung für Autoren
    Seit dem Urteil überlässt die VG Wort den Autoren die Entscheidung, ob sie ihre VG-Wort-Anteile zu 100 Prozent ausbezahlt haben wollen, oder weiterhin ihren Verlegern einen Anteil überlassen. Von den Journalisten verzichteten viel weniger als die Buchautoren auf den Verlagsanteil, der nun ihnen zusteht. Der Journalist Ulf Froitzheim, der für den Journalistenverband im Verwaltungsrat der VG Wort sitzt.
    "Die Verleger aus diesem Bereich, Publikumszeitschriften und Tagespresse, haben leider alles blockiert, was mal in Richtung Grundsätze für faire Vergütung hinausliefe. Und dann brauchen die sich natürlich nicht zu wundern, wenn die Autoren auch keine Lust haben, den Verlegern etwas abzugeben."
    Umstrittener Verteilungsplan
    Doch einige Journalisten gingen noch weiter. Sie forderten den neuen Verteilungsplan mit dem Freiwilligenmodell auf der Mitgliederversammlung zu blockieren. Sie beharrten darauf, dass die Verleger in der VG Wort nun auch rechtskräftig fehl am Platz seien. Der Deutsche Journalistenverband und der Verdi-Ableger Deutsche Journalistenunion riefen ihre Mitglieder dennoch auf, für den Verteilungsplan zu stimmen – und damit indirekt für eine grundsätzliche Beteiligung der Verlage an der VG Wort.
    Schließlich habe man gemeinsam mit den Verlegern mehr Gewicht gegenüber den Tantiemenzahlern, also vor allem der Geräteindustrie. Peter Freitag von der Deutschen Journalisten-Union riet daher: "Zustimmen, auch wenn viele das mit geballter Faust in der Tasche machen."
    Auszahlung ab Sommer
    Und tatsächlich kam am Samstag auch in der Berufsgruppe der Journalisten eine Zweidrittelmehrheit für den Verteilungsplan zustande: Es gibt leichte Verbesserungen. Für Texte, die frei im Netz lesbar sind, erhalten Autoren nun ebenfalls 70 Prozent, statt vorher 60 Prozent.
    Die ausstehenden Gelder für die vergangenen Jahre werden im Juli an die Autoren überwiesen, die Tantiemen für dieses Jahr dann 2018. Dass Autoren komplett frei über ihre Tantiemen bestimmen können, schmeckt den Verlagen freilich nicht. Sie drängen nun auf ein Gesetz, das ihnen die alten Quoten wieder verbindlich zuspricht.