Oster-Glosse

Von Welt-Tagen, Singles und Tankstellen

Hase sitzt fressend im Feld
Wieder unterwegs: der Osterhase © imago / Westend61
Von Julius Stucke · 13.04.2017
Ostern beißen sich alle Katzen in den Schwanz, wir finden etwas anderes als das, was wir suchen, und 764.509 verliebte Singles stehen im Stau und ärgern sich nicht mal über höhere Benzinpreise. Warum das so ist, erklärt Ihnen Julius Stucke.
Früher. Also seeehr viel früher. Suchten wir im christlichen Abendland dauernd den Ablass. Durch den Handel kam Wandel: Heute suchen wir permanent einen Anlass. Für irgendeinen Aktionismus. Wir brauchen den Welt-Tag der Birke, um Bäume zu lieben, Valentinstage, um unsere Nächsten zu lieben und Halloween um … um… ach: Füllen Sie sich die Lücke doch selbst!
Ostern beißt sich die Katze in den Schwanz: da suchen wir den Anlass und finden das Suchen. Was hängt in der WG-Küche an der Wand und krault sich die bunten Eier? Na? Der Posterhase! Sie merken: Ich suche immer noch einen Witz zu Ostern. Aber das Suchen an sich ist ja ein großer Trend gerade. Weil wir die Schnauze voll haben vom Finden?
Werdende Eltern stehen auf einer Strohrolle im Sonnenuntergang.
Verliebt, verlobt, verheiratet, schwanger: Solches Glück garantieren heutzutage nur noch Partnerbörsen© picture-allinace / dpa / Patrick Pleul
Sie kennen das: Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über diese landbekannte Singlebörse. Die ist seit rund 16 Jahren aktiv – bevor Sie jetzt rechnen, ich habe das freundlicherweise mal für Sie überschlagen. 16 Jahre, 365 Tage, 24 Stunden a 60 Minuten macht – Schaltjahre und andere krumme Dinger mal missachtet – eine Menge-Millionen Minuten – und circa 764509 verliebte Singles.
Daher – meine Theorie – kommt der Trend wieder zu: suchen! Lange zu suchen braucht man vor Feiertagen allerdings nicht, um etliche Aufregung über den Verkehr zu finden. Den auf der Straße.
Eine Kollegin der Augsburger Allgemeinen erklärt zwar die Herkunft des Wortes Karfreitag mit dem wichtigen Hinweis, das habe nichts mit dem englischen Wort "car", also Auto, zu tun. Nein! Echt nicht! Sondern mit kara. Althochdeutsch: Klage.
Aber ich sage: falsch, da kommt eines zum anderen, neuhochdeutsch - denn der ebenfalls landbekannte Automobilclub weiß: Last Eastern gab es eine Gesamt-Staulänge von 5300 Kilometern. Car & Kara. Wie vielen Autos das entspricht - und darin sitzenden Singles, die vom Verkehr enttäuscht sind und sich im Stau verlieben - rechnen Sie bitte selber aus.
Eine Tafel mit Treibstoffpreisen steht am 22.11.2014 in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) an einer Tankstelle.
Von wegen günstig: Über die horrenden Benzinpreise regt sich der Deutsche am liebsten auf© picture alliance / dpa / Ina Fassbender
Ohne zu suchen findet man dabei natürlich! Den deutschen Lieblingskara – auch zu Ostern: die Benzinpreise sind wieder ein paar Cent höher! Und schwanken auch noch im Tagesverlauf. Igitt. Widerlich. Der Automobilclub weiß aber: Am Abend ist es am günstigsten. Das konzentriert den Stau vor der Tanke wenigstens vorhersehbar. Beruhigend.
Ich würde ja in den Osterurlaub fliegen – aber am BER sucht man seit einigen Jahren ein herrenloses Gepäckstück und hat den Flugbetrieb daher vorsorglich eingestellt. Tja. Man findet auch, ohne zu suchen, doch immer noch eine Möglichkeit, den Flughafen einzubauen. Falls Sie meinen roten Faden finden … ich habe ihn nicht gesucht. Frohe Ostern!
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