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Visa-Betrug in den USA
US-Behörden gründen Fake-Uni

Mit einer gefälschten Universität haben US-Behörden einer Gruppe von Visa-Schiebern das Handwerk gelegt. Die Fake-Uni stellte mit Wissen des Heimatschutzministeriums falsche Studentenausweise oder Diplome aus - eine Falle, der über 20 betrügerische Visa-Vermittler auf den Leim gingen.

Von Martina Buttler | 08.04.2016
    Die University von Northern New Jersey hatte eine Webseite. Darauf ein Siegel mit den lateinischen Worten "Humanus, Scientia, Integritas". Dazu ein Twitter-Account auf dem Uni-Nachrichten gemeldet wurden und eine Facebook-Seite mit Fotos von Studenten, die Klamotten mit dem Schul-Logo trugen. Was diese Uni nicht hatte, erklärt der Staatsanwalt von New Jersey Paul Fishman:
    "Die Uni hatte keine Dozenten, keinen Lehrplan. Es gab keinen Unterricht oder irgendwelche Veranstaltungen."
    Die Uni war ein Fake. Vor drei Jahren vom US-Heimatschutzministerium Homeland Security gegründet, um Visa-Betrügern das Handwerk zu legen. Und die meldeten sich zuhauf, als bekannt wurde, dass man Studenten an der Uni einschreiben und dann Papiere für ein Visum bekommen könnte. Und aus ihren Motiven machten die Visa-Vermittler keinen Hehl. Offene Worte in einem Telefonat eines Undercover-Agenten, erzählt Fishman:
    "Unter uns: Sie wissen schon, dass keiner von den Leuten jemals in einer Klasse sitzen wird. Das ist alles nur, damit sie ein Visum bekommen. Nicht dass irgendwer mal vor meiner Tür steht, um an dem Kurs 'Fortgeschrittene Algebra' teilzunehmen. Stellen Sie sicher, dass ihre Leute das auch wissen. Und der Broker hat gelacht und gesagt: Keine Sorge, wir machen das seit Jahren."
    21 Visabetrüger festgenommen
    Die Uni hat falsche Studentenausweise, Anwesenheitslisten oder Diplome ausgestellt, die bei der Visumsbewerbung eingereicht wurden. Mehr als 1000 Studenten, hauptsächlich aus China und Indien, haben so eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Sie hätten meist schon in den USA gelebt, seien mit legalen Visa eingereist und hätten dann eine Möglichkeit gesucht, zu bleiben. Dabei haben die Visa-Betrüger mit den Unipapieren manchmal auch Arbeitsgenehmigungen organisiert. Nach Angaben der "New York Times" hat sich so ein Bewerber bei der Armee verpflichtet, andere haben Jobs bei Facebook, Apple und verschiedenen Finanzinstituten wie Morgan Stanley bekommen. Die Visa-Vermittler haben Tausende Dollar mit dem Betrug verdient:
    "Als erstmals bekannt wurde, dass die Uni Papiere ausstellt, sind die Broker nur so über sie hergefallen, um ihre ausländischen Studenten einzuschreiben."
    21 Visabetrüger sind nun festgenommen worden. Die Ausländer, die sie beauftragt haben, werden sich vor Gericht verantworten müssen. Die meisten Visa werden wahrscheinlich wieder zurückgenommen und die Studenten der Fake-Uni in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Sie sind in eine Falle getappt, die das Heimatschutzministerium gestellt hatte: "Es waren alles Undercover-Agenten, die sich als korrupte Unimitarbeiter ausgegeben haben."
    Es ist nicht das erste Mal, dass Betrug mit Studentenvisa in den USA auffliegt. Zwar ist die Mehrheit der rund 1,2 Millionen ausländischen Studenten legal im Land. Aber diejenigen, die auf erschlichenen Visa in den USA sind, bereiten den Behörden Kopfzerbrechen. Sie sind ein Sicherheitsrisiko. Die Regierung ist unter Druck, Studenten stärker zur durchleuchten, damit keiner ins Land kommt, der womöglich terroristische Ziele hat.