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Volksfest, Punk und Marschmusik

Der Name ist vielversprechend: Die Veranstaltungsreihe DorfOrgie lädt zu einer Mischung aus Performance und Konzert, Tanz, Theater und Happening - gewürzt mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit.

Von Dieter Jandt | 24.08.2012
    "Die Absicht ist a), was wirklich Alternatives zu machen zu herkömmlichen Veranstaltungsformaten, das Zweite ist: Publikum zu generieren, was also nicht in diese speziellen Kategorien gehört. "

    Rolf Dennemann, künstlerischer Leiter der Veranstaltungsreihe DorfOrgien, denen man sich ab morgen an vier verschiedenen Orten im Ruhrgebiet hingeben soll. Spektakel aus Volksfest und Markttag, aus Punk-Orchester und proletarischer Marschmusik, so jedenfalls die erklärte Absicht.

    "Also das ist ziemlich offen und hat ein ganz anderes Wirken beim Publikum, weil es durch Landschaften geht und dabei sozusagen Natur, Architektur und Kunst gleichermaßen wahrnimmt."

    Man hat zum Pressegespräch hinter die Flottmannhallen in Herne geladen. Weite Wiesen mit einem Skulpturenpark erstrecken sich dort ins Ruhrgebiet hinein. Diese Wiesen sollen von mehr als hundert Künstlern bespielt werden, zum einen von der international aufgestellten Gruppe ArtScenico und zum anderen von vielen lokalen Akteuren.

    " An allen Orten wirken auch so Gruppen mit wie Fanfarenzüge, Dudelsackkapellen, Sportgruppen und so weiter, also wir beziehen viele andere Initiativen mit ein, die normalerweise in dieses Umfeld eigentlich nicht passen. Und damit haben wir traditionelle Musik, traditionelle Gruppen zusammen mit, ich sag mal in Gänsefüßchen gedacht, moderner Kunst, und das geht. Hier wirkt mit: die Jugendgruppe des Theaters Kohlenpott, wir haben hier Cheerleaders, einen Trekkerclub aus Wanne-Eickel, einer, der spielt auf einer Krücke, macht Flötenmusik."

    "Ich stehe also an einem Wohnwagen, und dieser Wohnwagen soll auch dazu dienen, Menschen hineinzubringen, und ich bin dann die große Wahrsagerin, die also den Menschen aus der Hand liest."

    Lore Duwe, Schauspielerin. Das Publikum soll nicht nur bespielt, sondern auch mitgenommen werden, im wahrsten Sinne des Wortes.

    "Dann wird, das ist ja eine Dorfgemeinschaft, die sich da bildet, es wird die Gesellschaft durch das Dorf hindurchgeführt."

    Der jeweilige Spielort soll ins kreative Licht gerückt werden: in Mülheim am Ringlokschuppen, in Dortmund in einer Kleingartenanlage, mitten in Essen-Steele und eben hier hinter den Flottmannhallen. Es scheint, dass künstlerische Aktionen wie diese immer mehr Anklang finden, auch im Sinne von "Wir sind die Kunst". Über die jeweiligen Orte und die dortigen Akteure will man zum einen Lokalkolorit und zum anderen reichlich Kontraste schaffen zwischen Big Band und Schauspiel, Tanzperformance und Volksfest. Wie das Leben halt so spielt.

    "Da hat das Ausland schon viel eher mit angefangen, wir machen solche Aktionen und Performance-Serien schon seit Ende der 90er Jahre, und es wird immer populärer, die Menschen sozusagen wandeln zu lassen, um sich verschiedenen Darbietungen zu stellen, was auf Bühnen nicht möglich ist."

    Und da die Spielorte sehr verschieden sind und dort jeweils andere lokale Akteure mitmischen, unterscheiden sich die Veranstaltungen stark voneinander. Die Orte bestimmen den Charakter der Aufführungen. Die Jazzgruppe The Dorf ist immer dabei, doch auch sie agiert nicht klassisch auf der Bühne, sondern mitten im Spielfeld, meint Jan Klare, der musikalische Leiter des Ganzen.

    "Wenn man auf 'ner Bühne spielt, dann steht die Musik natürlich komplett im Vordergrund, und hier geht es natürlich 'ne Wechselwirkung ein, vor allen Dingen natürlich für den Zuhörer, der die gesamte Kulisse mitnimmt, insofern macht der Ort in diesem Falle auch die Musik."


    Die Veranstaltungsreihe beginnt am 25. August 2012 um 19 Uhr 30 in Mülheim auf dem MüGa-Gelände am Ringlokschuppen, die weiteren Termine in Herne, Dortmund und Essen finden Sie unter www.dorforgien.de.