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Vom Kriegschaos in die Normalität?

Die erste Runde der Präsidentenwahl in Mali wird für den westafrikanischen Krisenstaat zu einer Bewährungsprobe mit gigantischen Hindernissen. Beobachter befürchten Gewalt und Chaos bei der Abstimmung am Sonntag.

Von Alexander Göbel | 27.07.2013
    Am Rande des Marktes von Gao stehen Frauen in bunten Kleidern dicht gedrängt vor einem großen rostigen Metalltor. Viele von ihnen tragen schreiende Babys auf dem Rücken. Eine Hilfsorganisation verteilt Milchpulver. Die Stimmung ist angespannt: Wer zu spät kommt, muss wieder eine Woche warten. Gleich nebenan noch größere Warteschlangen – vor einem Lkw. Der Kühltransporter kommt aus dem benachbarten Niger und hat Eisblöcke geladen. Eis, mit dem normalerweise Fisch gekühlt wird. Eis sei das neue Gold Gaos geworden, schimpft Housseini Maiga. Das Kilo wird für den Wucherpreis von fast einem Euro verkauft.

    "Es fehlt am Allernötigsten - und wenn man kein Wasser und keinen Strom hat, dann ist das Leben besonders schwer, vor allem bei dieser Hitze. Hier verderben alle Lebensmittel sofort, wenn sie nicht gekühlt werden können."

    Kein Wasser, kein Strom, das Ganze bei 45 Grad: Ramadan 2013 in Gao, der erste Fastenmonat nach der Schreckensherrschaft der "Idioten": So nennt Housseini Maiga die Dschihadisten. Fast ein Jahr lang haben sie auch in Gao gewütet, gemordet und vergewaltigt, wie die Islamisten von Al Kaida oder Ansar Dine in Timbuktu und anderswo. Sie haben Menschen ausgepeitscht und ihnen Hände und Füße abgehackt – im Namen der Scharia, oder ganz einfach aus Rache. Wenn Moctar Touré Bekannte begrüßt, reicht er ihnen die linke Hand und versteckt die rechte. Denn dort trägt er eine braune Prothese aus Plastik. Er hatte eine Kalaschnikow zu Hause versteckt, um sie den malischen Soldaten zu geben, für den Kampf gegen die Islamisten. Die Islampolizei steckte ihn ins Gefängnis - und Moctars eigener Cousin befahl, dass er noch schwerer bestraft wird.

    "Sie haben mich zum Zollgebäude geschleppt, am Flughafen. Dort haben sie mich an einem Stuhl festgeschnallt und mir die Augen verbunden. Dann haben sie mir die rechte Hand abgeschnitten, mit einem großen Messer."

    Moctar verlor seine Arbeit als Fernfahrer, seine Ehre als guter Moslem – und noch viel mehr.

    "Ich war verheiratet mit zwei Frauen, das ist hier bei uns so üblich. Als die Islamisten mir die Hand abgeschnitten haben, sind die Frauen mit unseren drei Kindern in unser Dorf zurückgegangen - sie hatten plötzlich Angst vor mir und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Es tue ihnen zu weh, mich so zu sehen, haben sie gesagt. Seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihnen."

    Die Islamisten verbrannten alle seine Dokumente und sagten ihm, er sei hier nicht mehr in Mali, sondern lebe ab sofort in einem unabhängigen Scharia-Staat. Dann, Ende Januar, kamen die Befreier in den Norden Malis, französische Spezialeinheiten und afrikanische Truppen. Bei den schweren Gefechten wurden in Gao besonders viele Gebäude zu Ruinen zerbombt. Bis heute funktioniert so gut wie nichts, die Innenstadt ist übersät mit Einschusslöchern. Viele davon sind derzeit mit Wahlplakaten zugeklebt. Darauf überbieten sich die 27 Kandidaten der Präsidentschaftswahlen gegenseitig – sie versprechen Großes: nicht weniger als "Ehre", "Zukunft", ein "neues Gesicht für Mali" oder ganz konkret: "500.000 neue Jobs". Moktar Mariko, der Leiter der Unabhängigen Wahlkommission von Gao, freut sich über die spürbare Aufbruchstimmung – aber er nimmt kein Blatt vor den Mund:

    "Es sind nur leere Worte der Politiker. Aber die Menschen sind elektrisiert davon, weil sie sich hier in Gao an alles klammern, was ihnen etwas Hoffnung gibt. Aber ehrlich gesagt – ich finde, hier müssten erst mal die nötigsten Dinge funktionieren, Strom und Wasser vor allem, das ist wichtiger als jedes Wahlkampfversprechen."

    Moctar Touré hat keine Wählerkarte, er wird nicht zur Wahl gehen, aber er hält sie für wichtig. Oft kann er tagelang nichts zu essen auftreiben – an eine Entschädigung glaubt er nicht. Die Stadt Gao hat kein Geld für Zwangsamputierte wie ihn, es war Glück, dass das Internationale Rote Kreuz ihm noch eine Prothese geben konnte. Der neue Präsident soll es richten. Irgendwie.

    "Ich hoffe, dass wir einen guten Präsidenten bekommen - und ich werde für ihn beten. Weißt Du, ich glaube fest an Gott. Er wird mir helfen, weiterzuleben."

    In der Warteschlange vor dem Eis-Lkw sind die Wahlen das Thema Nummer Eins. Housseini Maiga ist registriert und zeigt stolz seine Wählerkarte - die gleichzeitig als Personalausweis dient. Sein erster Pass überhaupt.

    "Wir wollen diese Wahlen unbedingt, und wir wollen einen neuen Präsidenten. Einen, der uns endlich aus dem Dreck zieht. Ich habe allen meinen Freunden und Bekannten gesagt, dass sie wählen gehen müssen. Du wirst sehen, am Sonntag bin ich um zehn Uhr im Wahllokal – ich habe meinen Kandidaten schon ausgesucht, ich sag' Dir nicht welcher – aber ich werde für ihn stimmen!"

    Eins steht fest: Die erste Runde der Präsidentenwahl in Mali wird für den westafrikanischen Krisenstaat zu einer Bewährungsprobe mit gigantischen Hindernissen. Beobachter befürchten Gewalt und Chaos bei der Abstimmung am Sonntag, bei der sieben Millionen Malier über ein neues Staatsoberhaupt entscheiden sollen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte vorsichtig, die Wahl werde womöglich "nicht perfekt" verlaufen. Doch trotz aller Zweifel hofft die internationale Staatengemeinschaft, mit der Wahl könne bald wieder Stabilität in Mali einkehren. Ein Großteil der sieben Millionen Wählerkarten konnte verteilt werden, aber viele Menschen suchen ihre Namen auf den Wählerlisten vergeblich. Unklar ist, ob Zehntausende malische Kriegsflüchtlinge wählen können, die derzeit in Lagern in Burkina Faso oder Mauretanien leben. Moktar Mariko von der Unabhängigen Wahlkommission in Gao beklagt, dass Mali allein schon mit der Logistik der Wahl überfordert sei.

    "Ganz klar: Die Malier müssen einen neuen Präsidenten wählen, damit aus Mali bald wieder ein funktionierender Staat wird. Aber ich mache mir große Sorgen, dass wir jetzt wählen sollen, weil die Wahl schlecht vorbereitet ist – viele Menschen haben ihre Wählerkarte eben nicht, es gab viel Chaos bei der Organisation, in manchen Dörfern ist nur ein einziger Wähler registriert! Und da frage ich mich schon, ob dieser neue Präsident wirklich vom Volk legitimiert sein wird!"

    Schon lange stand der 28. Juli 2013 als Termin für Runde Eins der Präsidentschaftswahlen in Mali fest. Es war Interimspräsident Dioncounda Traoré, der den Termin selbst ins Spiel gebracht hatte, mit dem Argument, das Mandat der Übergangsregierung sei längst abgelaufen. Malis Befreier nahmen Traoré beim Wort und machten Druck. Sie wollten und wollen diese Wahl – und zwar jetzt, trotz aller Hindernisse. Frankreichs Staatspräsident François Hollande hatte schon vor Monaten klargestellt, er sei beim Wahltermin "unerbittlich". Frankreich zieht momentan einen Großteil seiner Truppen aus Mali ab, will seine entschlossene Militärmission mit einer Wahl krönen. Und die Milliardenhilfen, die bei der großen Geberkonferenz in Brüssel für Mali zusammengekommen sind, dürften nur dann fließen, wenn Mali einen demokratisch gewählten Präsidenten hat – und die Phase des Militärputsches und seiner Folgen hinter sich lässt. Die Devise lautet: Mali soll, Mali muss eine Erfolgsgeschichte werden – und deshalb wird wieder viel Geld in den Sahelstaat gepumpt. Gerade hat die Europäische Union 90 Millionen Euro für Infrastrukturmaßnahmen und Verwaltung überwiesen. Richard Zink, Leiter der EU-Delegation in Mali:

    "Die Hilfe wurde nicht ohne Bedingungen wieder aufgenommen. Eine Bedingung sind die Wahlen. Mit Sicherheit würde ein guter Ablauf des Wahlprozesses weitere Hilfen beschleunigen. Insgesamt wurden ja in Brüssel drei Milliarden Euro versprochen, das ist eine enorme Summe, wenn die wirklich in den nächsten eineinhalb Jahren mobilisiert werden kann, wird die neue Regierung, der neue Präsident, bessere Bedingungen haben, um das Land voranzubringen."

    Für den malischen Journalisten Paul Mben aus Bamako klingt das nach Zuckerbrot und Peitsche. Er kritisiert den Wahltermin als verfrüht. Nicht nur wegen der vielen organisatorischen Probleme, oder weil Mali mitten im Ramadan wählen muss, dazu noch mitten in der Regenzeit. Für Mben sind viele wichtige Fragen ungelöst. Wie kann im lange umkämpften Norden gewählt werden, dort, wo der Staat noch nicht überall die Kontrolle wiedererlangt hat und jederzeit mit Terroranschlägen zu rechnen ist? Wie soll in Kidal gewählt werden, der Hochburg der Tuareg-Milizen der Befreiungsbewegung MNLA? Bewaffnete Kämpfer schüchtern dort Wähler ein, selbst gebaute Bomben wurden bereits entdeckt, Tausende UN-Blauhelme, malische und französische Truppen müssen die Wahlbüros schützen. Und all das, obwohl die politische Führung der MNLA-Rebellen mit der malischen Regierung vor wenigen Wochen in Ouagadougou einen Vertrag ausgehandelt hat, der Wahlen in Kidal zusichert. Mit diesen Leuten sei kein Staat zu machen, so Paul Mben, die internationale Gemeinschaft sei gerade dabei, einen großen Fehler zu begehen.

    "Nach der Rückeroberung des Nordens durch die französischen und afrikanischen Truppen sind so gut wie alle ausländischen Islamisten in die Nachbarländer geflohen, also Al Kaida, Mujao und die anderen. Die einheimischen Dschihadisten sind geblieben, sie haben einfach nur ihren Hut gewechselt: Malis radikale Islamisten haben sich in "Azawadier" verwandelt, sie tun jetzt so, als seien sie ach so edle Tuareg – aber im Grunde hat sich nichts geändert. Diese Leute wollen weiter die Kontrolle über den Norden behalten, es geht schließlich um ihre lukrativen Drogengeschäfte. Sie verkaufen Drogen an arabische Händler im Niger, und von ihnen kaufen sie Waffen – darum geht es, schon seit vielen Jahren!"


    Auch Tiebilé Dramé hat wenig Hoffnung, dass die internationalen Wahlbeobachter das alles kontrollieren können – in einem Land, das zweimal so groß ist wie Frankreich. Malis Ex-Außenminister hat seine Kandidatur für die Präsidentschaft zurückgezogen - aus Protest gegen die seiner Meinung nach durchgepeitschte Wahl.

    "Die Regierung sitzt in der Falle. Sie hat den Wahltermin genannt, und die Internationale Gemeinschaft nimmt sie beim Wort. Besonders Frankreich macht Druck, nach der Befreiung will Frankreich nun Ergebnisse sehen, außerdem werden ohne diese Wahl die drei Milliarden Euro Hilfsgelder nicht fließen. Aber wir hätten diese Wahl verschieben müssen - es ist bitter, dass ein Land, das aus einer solch furchtbaren Krise kommt, jetzt durch dieses Nadelöhr durch muss."

    Wahlkampf-Abschluss im Stade Omnisports in Bamako: Mit grün-weißen Fahnen und Rapmusik feiern Tausende Anhänger ihren Kandidaten, als hätte er die Wahl vom Sonntag schon gewonnen. Aber er ist eben nur einer von insgesamt 27 Anwärtern auf Malis höchstes Staatsamt.

    "Wir wollen einen Präsidenten, der das Land umkrempeln kann, der Frieden schafft, der den Süden und den Norden versöhnt – und für mich ist das Soumaila Cissé."

    Soumaila Cissé: Ex-Finanzminister, Kritiker der Putschisten, die vor eineinhalb Jahren Malis Staatskrise mit ausgelöst hatten. Wie einige seiner Kontrahenten ist auch Cissé sehr populär, auf Facebook hat er über 50.000 Fans. Aber auch er gehört zu Malis politischem Establishment, das keinen guten Ruf hat und diese Wahl unter sich ausmacht. Dennoch will der Student Salif ihm am Sonntag seine Stimme geben. Damit er mindestens in die Stichwahl kommt – die ist für den 11. August geplant.

    "Ich glaube, dass wir an der Spitze des Staates dringend gute Ökonomen brauchen. In unserem Nachbarland Elfenbeinküste geht es ja mit Alassane Ouattara auch aufwärts, so jemand muss auch bei uns Präsident werden! Wir wollen diese Wahl jetzt, und wir wollen, dass sie frei, fair und glaubwürdig abläuft."

    Der Journalist Paul Mben hat da erhebliche Zweifel. Schon jetzt gebe es in Bamako laute Gerüchte über geplante Wahlfälschungen und Schlägerbanden einzelner Präsidentschaftskandidaten. Besonders ärgert es ihn, dass Malis neuer Präsident stärker von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich abhängen werde als je zuvor. Und vor allem beunruhigt ihn die Frage, wie sich die Putschisten in Malis Militär verhalten werden. Denn diejenigen, die unter Hauptmann Sanogo im März 2012 den Präsidenten Amadou Toumani Touré gestürzt hatten, unterstützen nun ganz klar den Kandidaten Ibrahim Boubacar Keita, kurz IBK. Der frühere Premierminister Malis will mit 68 Jahren seine vielleicht letzte Chance nutzen, doch noch Präsident zu werden.

    "Wenn IBK nicht gewinnt, müssen wir Angst haben. Denn die große Frage ist: Was wird die Armee tun, wenn ihr Kandidat nicht Präsident wird? Das Militär macht Wahlkampf für IBK, Soldaten eskortieren seinen Konvoi – und machen anderen Kandidaten Probleme. Außer IBK darf rund um die Militärbasen niemand seine Plakate aufkleben. Und die Wahlkommission? Die ist schon lange abgemeldet, obwohl sie als erste Institution vor diesem frühen Wahltermin gewarnt hat. Und so wird es dann eben Wahlen geben – obwohl die Wählerlisten unvollständig sind, obwohl viele Menschen nicht wissen, ob und wenn ja wo sie wählen können, obwohl es im Norden des Landes noch große Sicherheitsbedenken und berechtigte Angst vor Attentaten gibt. Aber – die internationale Gemeinschaft will diese Wahl, die UNO sagt, das Ergebnis sei zu akzeptieren … Das ist alles eine Maskerade."

    Auch dem Tuareg Daouda Maiga ist völlig klar: Wahlen allein werden Malis Probleme nicht lösen. Trotzdem hält er sie für richtig. Mali müsse den Neuanfang wagen, und zwar jetzt. Maiga, der an den Verhandlungen mit den Tuareg-Rebellen in Ouagadougou dabei war, glaubt an das vereinte Mali. Er will jedenfalls wählen gehen – für Mali, und das ganz bewusst in seiner gefährlichen Heimatstadt Kidal.

    "Es ist wie eine Häutung: Es ist, als ob eine Schlange ihre alte Haut abstreift. Es wird auf jeden Fall ein neuer Staat sein, der aus dieser Wahl hervorgeht. Es gibt Grund zur Hoffnung. Mali ist ein internationales Problem, die ganze Welt hat ein Interesse daran, dass es in Mali wieder aufwärtsgeht – ob sicherheitspolitisch oder wirtschaftlich. In fünf Jahren sollte Mali jedenfalls ein besseres Land sein, als es heute ist."

    Die Menschen in Gao hoffen aber darauf, dass sich die Lage schneller verbessert. Von einem Präsidenten erwarten sie kleine und große Wunder – und wissen doch ganz genau, dass es diese Wunder nicht geben wird. Wenigstens wollen sie Strom, Wasser, Gesundheitsversorgung, ein menschenwürdiges Leben. Sie wollen nicht mehr in der Gluthitze für Hilfslieferungen anstehen müssen – für Reis, Milchpulver oder Eisblöcke aus dem Nachbarland Niger - als Kühlschrankersatz.

    Auf einen Neuanfang hofft auch Abdou Cissé – in Gao ist er nicht nur einer der beliebtesten Lehrer, sondern auch ein bekannter Musiker.

    "Man kann bis heute nicht ernsthaft behaupten, dass im Norden Malis wieder staatliche Strukturen herrschen. Deswegen sind diese Wahlen sehr wichtig. Auch für unsere Kinder. Denn sie sind die nächste Generation, und wir müssen alles tun, damit wenigstens sie es einmal besser haben. Ich hoffe, dass uns das gelingt."

    Abdou Cissé besitzt die einzige funktionierende Gitarre in Gao, eine alte rote Ibanez. Als damals die Dschihadisten kamen, hatte er Angst: Wie Alkohol und Zigaretten war damals in Gao auch Musik verboten. Abdou streicht sanft über die Gitarrensaiten.

    "Ich musste mein Instrument retten, denn ich wollte unbedingt in Gao bleiben und weiter unterrichten. Wir als Lehrer wollten die Schüler nicht im Stich lassen - wären wir geflohen, hätten diese Islamisten sie als Kindersoldaten rekrutiert. Weil ich hier gebraucht wurde, musste meine Gitarre verreisen, hätte ich sie hier behalten, hätten die Islamisten sie zerstört und ich als Musiker hätte große Probleme bekommen. Freunde haben die Gitarre gut verpackt und in einem Bus nach Bamako geschmuggelt. Als dann dieser Spuk der Islamisten hier vorbei war, habe ich sie zurückgeholt: Meine Gitarre ist wie meine Familie!"

    Jetzt spielt Cissé wieder, singt mit seinen Schülern. In den Texten geht es oft ernst zu: Cissé warnt die Kinder vor Granaten und Sprengsätzen, die seit Kriegsende in der Gegend herumliegen und arglosen Bewohnern immer wieder ihre Gliedmaßen wegreißen. Irgendwann soll in Gao endlich wieder Freude einkehren, sagt der Lehrer. Wahlen hin oder her.

    "Wir brauchen hier dringend Instrumente! Dann können wir Konzerte geben und den Menschen wenigstens etwas Gutes tun, wir können ihre Herzen zurückerobern. Sie müssen den Schmerz vergessen und die Angst. Die Leute hier sind alle schwer traumatisiert. Die Musik kann ihnen helfen, davon bin ich fest überzeugt."