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Vom Zusammenwachsen

Es war im November 1990, als die damals traditionsreiche ARD-Dramaturgentagung zur Berliner "Woche des Hörspiels" im Literarischen Kolloquium am Wannsee erstmals eine Gruppe Hörspielregisseure und -dramaturgen aus dem Osten des Landes zu Gast hatte.

Von Agnieszka Lessmann | 19.09.2009
    Der Münchner Autor Andreas Ammer stellte sein sprachspielerisches Hörspieldebut "Orbis Auditus - Lautlexikon" vor, die Teilnehmer aus der nicht mehr existierenden DDR bemängelten den fehlenden Realismus und schon war eine heftige Diskussion im Gange, aus der sich vor allem eines lernen ließ: dass nicht nur die Wirklichkeit in beiden Teilen Deutschlands sehr unterschiedlich war, sondern auch die Auffassung davon, wie man sie künstlerisch fruchtbar macht. Zwanzig Jahre später erinnern die Hörspielabteilungen an den Fall der Mauer, der auch das Zusammentreffen zweier sehr unterschiedlicher Hörspielkulturen betraf. Der Westdeutsche Rundfunk zum Beispiel versammelt in seiner Reihe "20 Jahre Mauerfall" acht Hörspiele, darunter zwei Ursendungen. In "Schall/Mauer" untersucht Peter C. Simon den Einfluss der Mauer auf den Schall. WDR 3 sendet das Stück am Freitag, den 23. Oktober. Mit dem "Begrüßungsgeld Ost" beschäftigt sich das gleichnamige Hörspiel von raumstation, ein Zusammenschluss von Autoren, Schauspielern und Regisseuren. Sie schildern darin den Versuch einer ostdeutschen Kleinstadt, mit einem Starthilfe-Fonds junge Frauen aus den alten Bundesländern anzulocken. (WDR 5, Dienstag, 3. November, 20.05 Uhr)

    Die Reihe "20 Jahre Mauerfall" startet am Sonntag, den 27. September mit einem Zweiteiler von Peter Steinbach. Der Drehbuchautor von Edgar Reitz' Serie "Heimat" wirft in dem Stück "Warum ist es am Rhein so schön..." einen Blick zurück ins Ostberlin des Jahres 1978. Die Feiern zu Ehren des ersten deutschen Kosmonauten Sigmund Jähn offenbaren Risse in der heilen Welt der Deutschen Demokratischen Republik.

    Der Deutschlandfunk legt zum Jubiläum des Mauerfalls eine Reihe mit Hörspielen von Volker Braun auf. Das Hörspiel "Iphigenie in Tauris" des 1939 in Dresden geborenen Autors aus dem Jahr war einer der ersten Versuche, sich zur Vereinigung Deutschlands künstlerisch zu äußern. Der Deutschlandfunk sendet es am Dienstag, den 13. Oktober um 20.10 Uhr. Am Samstag, den 17. Oktober, um 20.05 Uhr folgt "Die Geschichte von den vier Werkzeugmachern", in der Regie von Jörg Jannings. Die vier Protagonisten werden in einer Vorstadt mit Namen Schweineöde von der Wende überrascht.

    Eine Geschichte von der Zeit vor der deutschen Teilung erzählt Volker Braun in dem Hörspiel "Das unbesetzte Gebiet", zu dem Wolfgang Florey die Musik komponierte. Regie führte auch hier Jörg Jannings. Eine kurze Anarchie erlebte der Ort Schwarzenberg im Erzgebirge, nachdem die deutsche Wehrmacht kapituliert hatte und bevor die sowjetische Besatzungsmacht die Kontrolle übernahm. Für die einen ein Durcheinander, für die anderen eine einmalige Chance, ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Das Hörspiel "Das unbesetzte Gebiet" sendet der Deutschlandfunk am Samstag, den 24. Oktober um 20.05 Uhr.