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Von der Zerbrechlichkeit des Glücks

Im Februar 2003 demonstrierten zwei Millionen Menschen in London gegen den bevorstehenden Irakkrieg. Henry Perowne, der Held des Romans, begegnet den Demonstranten auf der Strasse, er begegnet ihnen vor allem in Nachrichtensendungen, die diesen Roman rhythmisieren wie unser Leben. Geradezu zwanghaft schaltet Perowne Radio oder Fernseher ein: "Solange es nichts Neues gibt, ist alles in Ordnung."

Von Martin Ebel | 17.07.2005
    Braucht die Welt Romane über den 11. September? Über die Terroranschläge von Madrid oder London? Die Literatur braucht sie jedenfalls nicht, genauso wenig wie sie einst nach dem Roman der deutschen Wende gerufen hat. Andrerseits kommt, wer darüber schreiben will, wie Bürger eines westlichen Staates heute leben und denken, über wache Zeitgenossen, die nicht die Augen verschließen vor dem, was in der Welt passiert: der kommt natürlich an "Nine Eleven" und den Nachfolgeattentaten nicht vorbei. Der Angriff der Selbstmordflieger um Mohammed Atta hat nicht nur die Twin Towers getroffen mit all den Menschen darin, sondern auch unser Bewusstsein. Seither, sagt Ian McEwan, sind wir eine "Sorgengemeinschaft".

    Ian McEwans Roman "Saturday" spielt anderthalb Jahre nach dem 11. September und kurz vor Ausbruch des Irak-Krieges, genau an jenem Samstag, 15. Februar 2003, als in London zwei Millionen Menschen auf die Strasse gingen. Es war die größte Friedensdemonstration in der Geschichte Englands. Henry Perowne, der Held des Romans, begegnet Teilen des Demonstrationszuges auf der Strasse, er begegnet ihm vor allem in Nachrichtensendungen, die diesen Roman rhythmisieren wie unser Leben. Geradezu zwanghaft schaltet Perowne Radio oder Fernseher ein, in der paradoxen Hoffnung, es sei nichts geschehen: "Solange es nichts Neues gibt, ist alles in Ordnung."

    Ebenso paradox, ebenso erklärlich die Erleichterung, wenn das brennende Flugzeug, das er am frühen Morgen aus seinem Schlafzimmerfenster am Himmel über London erblickt hat, "nur" verunglückt ist und nicht Opfer eines neuen Terroranschlags.

    "Fast achtzehn Monate sind vergangen, seit der halbe Planet zugeschaut und stets aufs neue zugeschaut hat, wie die unsichtbaren Geiseln über den Himmel zur Schlachtbank geflogen wurden, weshalb sich seither an die unschuldige Silhouette eines jeden Flugzeugs eine neue Assoziation kettet. Alle stimmen überein, dass Maschinen am Himmel nun anders aussehen, irgendwie raubtierhaft oder auch dem Untergang geweiht."

    Und am Boden wartet London, wie hundert andere Städte, auf seine Bombe. McEwan, der dies wörtlich schreibt, hat natürlich nicht voraussehen können, dass diese Bombe inzwischen hochgegangen ist. Andererseits waren sich alle Sicherheits-Experten einig darin, dass ein Anschlag wie der des 7. Juli auf die Londoner U-Bahn nicht nur wahrscheinlich, sondern geradezu unvermeidlich sei. Diese Einschätzung war McEwan bekannt, und sie prägt auch das Bewusstsein seines Helden. McEwan zeigt nun aber nicht den Terror selbst, sondern die Welt in Erwartung, zeigt eine Normalität in Erwartung des Schrecklichen, eine labile, aber auch schöne und wertvolle Normalität, die er in seiner intensiven Art, sie zu beschreiben, regelrecht zum Leuchten bringt.

    Henry Perowne ist Neurochirurg, 48 Jahre alt, verheiratet, zwei fast erwachsene Kinder.

    "Er ist bekannt für seine Schnelligkeit, seine Erfolgsquote und seinen langen Operationsplan - er nimmt über dreihundert Fälle im Jahr an. Manche gehen nicht gut aus, eine Handvoll Patienten überlebt mit leicht vernebeltem Sichtfeld, doch die meisten erholen sich, und viele nehmen irgendeine Form von Arbeit wieder auf - Arbeit, das ultimative Gütesiegel der Gesundheit. "

    Henrys Gedanken kreisen auch an diesem Samstag um seine Patienten, und am späten Abend wird er noch zu einem Notfall gerufen, was dem Autor Gelegenheit gibt, den Eingriff in allen Details und im authentischen Fachmedizinisch zu schildern (McEwan hat zwei Jahre lang in einem Londoner Spital hospitiert).

    Saturday ist aber in der Regel auch für Hirnchirurgen ein arbeitsfreier Tag; so begleitet der Leser Perowne beim Squash-Match mit einem Kollegen, bei Gesprächen mit seinem Sohn Theo (18 Jahre, Bluesmusiker, natürlich gegen den Krieg) und seiner Tochter Daisy (Anfang zwanzig, angehende Dichterin, voller Empörung über den Krieg und den Vater, der sich da nicht so sicher ist und zumindest Saddam gern gestürzt sähe), beim Besuch seiner Mutter, die mit einer "Multi-Infarkt-Demenz" im Pflegeheim dahinlebt, beim Einkaufen und Kochen, beim Nachdenken über das Alter, das Glück, das Wunder des Lebens und die Zukunft der Welt.

    Ähnlich wie James Joyce in seinem "Ulysses" hält sich Ian McEwan in "Saturday" an die 24-Stunden-Regel, die Aristoteles und nach ihm die klassische Poetik für den Ablauf eines Dramas festlegt. Er beschränkt sich außerdem ganz auf die Perspektive und das Bewusstsein seines Helden. Henry Perowne ist intelligent, differenziert und hochreflektiert; bei allem, was er tut, fragt er nach dem Grund (und als Mediziner auch nach den biologischen Grundlagen). Er beobachtet genau, was die Lektüre des Buches bereichert, und nicht ohne Phantasie, obwohl er genau das bestreitet: Fast ein wenig stolz ist er darauf - und McEwan kostet diese Pointe genüsslich aus -, Literatur abzulehnen; in dem Roman "Madame Bovary" etwa, den ihm seine Tochter aufgedrängt hat, sieht er das "Ergebnis eines unerbittlichen, fachkundigen Sammeleifers". Erkenntnisse seien daraus nicht zu gewinnen. Perowne, ein Homo Faber unserer Jahre, will die Welt erklärt bekommen, nicht noch einmal erfunden. Das Wunder des Wirklichen: Das müsste die Herausforderung der Schriftsteller sein.

    Perowne ist natürlich Atheist, seine Religion die Evolutionstheorie, seine Faszination gilt der "Ordnung des Zufalls" und der unglaublichen Tatsache, dass aus Materie Bewusstsein entsteht. Einer noch immer unerklärlichen Tatsache.

    "Denn trotz aller neuen Fortschritte weiß man noch immer nicht, wie diese gut geschützte, knapp ein Kilo schwere Zellmasse tatsächlich Informationen kodiert, wie sie Erfahrungen speichert, Erinnerungen, Träume und Absichten. Er zweifelt nicht daran, dass man den Kodierungsmechanismus in den kommenden Jahren entschlüsseln wird, auch wenn es nicht zu seinen Lebzeiten geschehen mag. So wie der digitale Code der DNA zur Reproduktion des Lebens wird sich auch dieses fundamentale Geheimnis des Hirns eines Tages offenbaren. Doch selbst dann bleibt es ein Wunder, dass bloße feuchte Materie dieses strahlende Kino der Gedanken, Bilder, Töne und Berührungen hervorbringen kann, zu lebendiger Illusion einer unmittelbaren Gegenwart gebündelt, in deren Mitte wie ein Gespenst die Vorstellung von einem Ich hockt, eine weitere herrlich gewobene Illusion."

    Wie leicht dieses Wunder dahin sein, das uns selbstverständliche Funktionieren des Gehirns gestört werden kann, erlebt der Chirurg jeden Tag am Operationstisch. Auch seine Mutter, die keinen sinnvollen Satz mehr zustande bringt, aber auf emotionale Ansprache noch reagiert, ist ihm ein Menetekel. Und schließlich führt ihm eine hässliche Zufallsbegegnung den gleichen Tatbestand noch einmal drastisch vor. Mit seinem Auto rammt er das Fahrzeug eines Kleingangsters, der sich Baxter nennt und ihn mit zwei Begleitern bedrängt. Perowne erkennt an den zuckenden Kopfbewegungen, dass dieser Baxter an einer unheilbaren degenerativen Hirnkrankheit leidet, er nutzt dieses Wissen, um ihn vor seinen Kumpanen bloßzustellen und sich aus der gefährlichen Situation zu befreien.

    "Chromosom vier. Das Unglück liegt in einem einzigen Gen, in der exzessiven Wiederholung eines einzigen Tripletts - CAG. Biologischer Determinismus in seiner reinsten Form. Mehr als vierzig Wiederholungen dieses kleinen Dodons, und dein Schicksal ist besiegelt. Deine Zukunft ist bestimmt und leicht vorherzusagen. Je mehr Wiederholungen, um so früher und stärker der Ausbruch. Zwischen zehn und zwanzig Jahre dauert der Krankheitsverlauf, von ersten kleinen Charakterveränderungen zu Tremor in Hand und Gesicht, dann emotionale Störungen, unter anderem - und höchst auffällig - plötzliche, unbeherrschbare Stimmungsschwankungen, hilflose, ruckartige Bewegungsabläufe, intellektueller Verfall, Gedächtnisverlust, Agnosie, Apraxie, Demenz, völliger Verlust der Muskelkontrolle, Rigor manchmal, alptraumhafte Halluzinationen und ein sinnloses Ende. So kann die perfekte Maschinerie des menschlichen Körpers durch den allerwinzigsten Fehler im Getriebe zerstört werden, einem tückischen Gerücht des Verfalls, einer einzigen schlechten, in jeder Zelle, auf jedem Chromosom vier untergebrachten Idee."

    Baxter, der Mann mit dieser Prognose, dringt nun abends in Perownes Londoner Haus ein, bewaffnet mit einem Messer, das er Perownes Frau an den Hals setzt. Wie die Attentäter des 11. September die Metropolen des Westens ins ungeschützte Herz, so trifft der Gangster, der keine Zukunft mehr hat (und das weiß), die Familienidylle eines gutsituierten Mittelschicht-Haushaltes und setzt sie dem Schock einer Konfrontation aus mit einem Angreifer, der unberechenbar und zu allem bereit ist. Das bis dahin nur diffuse Bedrohungsgefühl wird zur konkreten Erfahrung; eine Situation, der zu begegnen diesem hochspezialisierten Fachmann alles fehlt, nicht zuletzt die psychische Bereitschaft, selbst Gewalt auszuüben. Die Parallele zu "Nine eleven" ist dezent gezogen, aber auch als zarter Strich unübersehbar; in Henrys Bewusstsein jagen sich widersprüchliche Impulse, von Abscheu bis zum Mitleid, grundiert von dem medizinischen Helfersyndrom; hier gibt es manches, das dem Schuldbewusstsein des Westens gegenüber einer "Dritten Welt" entspricht, deren Perspektivlosigkeit man mitverursacht hat.
    Wie die bedrohliche Situation im Hause Perowne ausgeht, wäre unfair zu verraten, nur soviel: Der Ausgang hat auf verblüffende Weise mit Literatur zu tun, genauer: mit einem Gedicht des Viktorianers Matthew Arnold, einem Schulbuchgedicht, das selbst in deutscher Übersetzung seine Magie schon in den ersten Zeilen entfaltet:

    "Die See ist still heut Nacht, / die Flut steht hoch, der Mond fällt schön / auf den Kanal - an Frankreichs Küste wacht / ein schwaches Licht nur wie zitternder Gesang, / in dem ein steter Ton von Trauer schwingt. / Doch tut sich jetzt darin / nur noch ein dumpfer Ton von Schwermut kund, / ein Rauschen von fernher, / der Wind trägt's traurig über Felsen hin / und über diesen nackten Schutt der Welt."

    Auch der völlig ungebildete, angesichts der vor seinen Augen entfalteten Saturiertheit und Kultiviertheit aufs höchste erregte Eindringling wird vom Klang der Verse verzaubert, besänftigt wie die wilden Tiere durch Orpheus' Gesang. Es ist zwar unglaublich, von McEwan aber vollkommen glaubhaft erzählt. Die Wirkung dieses Gedichts - die pikanterweise auch noch auf einer Lüge beruht - widerlegt Perownes Dekret der Untauglichkeit der Literatur für das Leben. Perowne widerlegt sich außerdem selbst (beziehungsweise dementiert der Autor seinen Helden), wenn er sich mangelnde Kreativität attestiert. Denn der Chirurg ist nicht nur fähig zu ausgesprochen poetischen Vergleichen, die er sogar bei seiner Arbeit zieht, mitten in einer Operation:

    "Schliesslich lag es offen vor ihm, das Tentorium cerebelli, das Kleinhirnzelt, ein fahles, zartes Gewebe, dort, wo sich die Dura vereint und wieder teilt, schön wie die kurze, wirbelnde Drehung einer verschleierten Tänzerin."

    Perowne praktiziert auch immer wieder, was den Dichter auszeichnet: den verfremdenden Blick. Einen Autostau betrachtet er mit den Augen der englischen Aufklärer:

    "Lichterketten! Er versucht sich vorzustellen, wie Newton es gesehen hätte, oder Boyle, Hooke, Wren, Willis, seine Zeitgenossen, diese klugen, neugierigen Männer der englischen Aufklärung, die einige Jahre lang praktisch das gesamte damalige Wissen in ihren Köpfen bargen. Im Geiste zeigt er es ihnen: Dies haben wir erreicht, das ist heutzutage normal. Das Lichtermeer wäre ein einziges Wunder, wenn er es mit ihren Augen sehen könnte. Doch will es ihm nicht ganz gelingen. Er kann sich nicht am eisernen Vorhang des Faktischen vorbeizwängen, vermag nicht die Langeweile eines Autostaus auszublenden, die Verspätung, zu der er selbst beiträgt, und die tristen kommerziellen Hoffnungen der Ladenreihe, vor der er jetzt schon seit einer Viertelstunde festsitzt. Ihm fehlt die lyrische Gabe, über das gegebene hinauszusehen - er ist ein Realist, er kann der Realität nicht entkommen."

    Das ist wunderbare Ironie. Denn derselbe Realist versetzt sich bei einem so banalen Akt wie dem Duschen in ferne, düster herbeiphantasierte Zeiten, um das, was er gerade erlebt, in gesteigertem Masse wahrzunehmen:

    "Er stellt sich unter die Dusche, eine kräftige, aus dem dritten Stock gepumpte Wasserkaskade. Wenn diese Zivilisation untergeht, wenn die Römer, wer immer sie diesmal auch sein mögen, schließlich fort sind und ein neues dunkles Zeitalter anbricht, wird eine Dusche zu jenem Luxus gehören, der als erstes verschwindet. Dann werden die am Torffeuer hockenden Alten ihren ungläubigen Enkeln von Strömen heißen, sauberen Wassers erzählen, unter denen sie mitten im Winter standen, von rautenförmiger, duftender Seife und dickflüssigen bernsteinfarbenen oder zinnoberroten Flüssigkeiten, die sie sich ins Haar rieben, um es glänzender und fülliger aussehen zu lassen, als es tatsächlich war, und von dicken weißen Handtüchern, groß wie eine Toga, die auf wärmenden Haltern hingen."

    Nichts anderes tut Literatur, die in "Saturday" eine unaufdringliche, manchmal kaum hörbare, aber immer präsente Stimme hat. Die Verwandlung des Gewohnten in etwas Bedrohtes und deshalb Wertvolles: Das ist die besondere Kunst dieses Romans. Das gilt, wie wir sahen, für das Gehirn, überhaupt für die Gesundheit, für die Sicherheit von Heim und Familie, für das Funktionieren einer Stadt wie London, die ja auch ihre Adern, Nervenbahnen, ihre chemischen Stoffwechsel und Energiezufuhr braucht. Es gilt aber auch für die alltäglichsten Beziehungen zwischen Menschen. Das Squash-Match mit dem Kollegen droht urplötzlich auszuarten in Rivalität und bösen Streit; der Bruch wird gerade noch abgewendet. Ebenso auf Messers Schneide balanciert die Diskussion mit der Tochter; da werden nicht nur Argumente verhandelt, sondern die ganze Vater-Tochter-Beziehung, und vom Gelingen zum Scheitern ist es nur ein Schritt. Moralisch erinnert dieser Ansatz an das mittelalterliche Vergänglichkeitsgefühl, das sich in dem zentralen Satz ausdrückt "Media in vita in morte sumus". Nur winkt anders als in jenen gotterfüllten Jahrhunderten hier kein tröstendes Jenseits. Ästhetisch beziehen McEwan und sein Held aus diesem Bewusstsein des Hinfälligen und Gefährdeten die Berechtigung, das Loblied der real existierenden westlichen Welt zu singen und sie in einer Weise zu preisen, wie es unter den nicht-trivialen Zeitgenossen vielleicht sonst nur ein Updike tut (und vermag).

    "Alle glücklichen Familien ähneln einander, jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich,"

    ... lautet der berühmte Anfangssatz von Tolstois "Anna Karenina". Ian McEwan beweist mit "Saturday", dass auch jede glückliche Familie auf ihre eigene Art glücklich ist. Und er beweist, dass Glück und Normalität in höchstem Masse literaturfähig sind - wenn man sie behandelt wie er; nicht kuhäugig naiv und rosarot drapiert, sondern durch das Filter eines aufs höchste gespannten Bedrohungsbewusstseins.

    "Für die Professoren an der Uni, wie allgemein für die Geisteswissenschaftler, eignet sich das Elend besser zur Analyse"

    ... schreibt McEwan, und man möchte hinzufügen: für die Schriftsteller natürlich auch.

    "Das Glück ist eine harte Nuss",

    ... im Leben wie in der Literatur, aber Ian McEwan, der eine traumatische Scheidung von seiner ersten Frau hinter sich hat und inzwischen wieder glücklich verheiratet ist, hat sie geknackt, und die Frucht unter der Schale schmeckt köstlich. Nach den Obsessionen seines Frühwerks, wo es ihm gar nicht triebhaft und pervers genug zugehen konnte, huldigt er nun den Wonnen, die eine stabile Ehe und ein gelungenes Familienleben bereithalten. Wohlgemerkt: Er suhlt sich nicht darin, verklärt und idyllisiert nichts; es ist ein kämpferisches Loblied auf die eigene Zeit, und immer ist der Abgrund, in den das alles rutschen kann, sichtbar.
    Als Stilist sucht Ian McEwan seinesgleichen, nicht nur in England. Und wie schon in dem grandiosen Vorgängerroman "Abbitte" führt er mit "Saturday" den bürgerlichen Roman, den so oft schon totgesagten Veteranen, auf die Höhe der Zeitgenossenschaft - jenseits der Koinzidenz mit den Londoner Anschlägen. Befreit vom Dogma des Fragmentarischen, von der Unerzählbarkeit und anderer ästhetischer Vorschriften, wirkt der ruhige, souveräne Ton

    Ian McEwan: "Saturday"
    Diogenes Verlag!