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Von Don Quichotte und dem Papst

Zum 60. Mal wurde am 20. September der Prix Italia vergeben. Der älteste und renommierteste Hörfunk-Preis geht im Jahr 2008 an "Santo Subito" von Eberhard Petschinka, eine Produktion von MDR und ORF, die bereits mit dem Prix Europa 2007 und dem österreichischer Hörspiel-Kritikerpreis 2008 ausgezeichnet wurde. - Der Preisträger Eberhard Petschinka im Gespräch.

Von Frank Olbert | 11.10.2008
    Frank Olbert: In Ihrem Hörspiel ist André Jung als Roberto Benigni zu hören. Sind Sie ein Fan von Roberto Benigni, Herr Petschinka?
    Eberhard Petschinka: Wenn man nach Italien schaut, dann muss man ein Fan von Roberto Benigni sein. Es gibt in Italien zwei große Komiker, das sind Dario Fo und Roberto Benigni - und dann vielleicht noch den früheren Papst.
    Olbert: Um den geht es ja auch in ihrem neuen Stück.
    Petschinka: Das war eigentlich die Grundidee, ein Stück für einen Schauspieler zu finden, der den Don Quichotte noch einmal spielen könnte. Und dieser Schauspieler sollte den Don Quichotte dem Papst vorspielen. Beim Nachdenken über den Karol Wojtyla war schnell klar, dass diese Figur Don Quichotte eigentlich die Leib- und Lebensfigur dieses Papstes sein müsste, der sein ganzes Leben gegen Windmühlen angekämpft hat - plus dem kleinen Scherz, dass er als kleiner Bub diesen Don Quichotte im Gymnasium in Krakau gespielt hat und ihn am Totenbett noch einmal vorgeführt bekommen wollte.
    Olbert: Das klingt so, als hätten sie an Wojtyla einiges auszusetzen.
    Petschinka: An Wojtyla kann man nichts auszusetzen haben.
    Olbert: Sie machen Filme, sind Maler und Schriftsteller. An welcher Stelle steht das Hörspiel in Ihrer Arbeit?
    Petschinka: Wenn ich die Kunstformen, die mit dem Schreiben zu tun haben überprüfe, muss ich sagen, dass dieses akustische Arbeiten für mich an oberster Stelle stehen. Die Prosa ist im Vergleich zu einem akustischen Werk unendlich viel langsamer. Und der Film ist unendlich angeklebt an die Wirklichkeit. Beim Radio kann ich allein durch ein Geräusch oder durch eine bestimmte Art der Musik einen Raum erzeugen und damit eine Welt, in der die Geschichte sich abspielen wird. Mit wenigen Mitteln einen ganzen Raum zu erzeugen, ist das, was am meisten Spaß macht.
    Zwei Ursendungen von Eberhard Petschinka stehen in nächster Zeit an: Am Sonntag, den 16. November um 21.05 Uhr stellt NDR info "Die Nacht der Wünsche" vor. WDR 3 folgt mit der Premiere von Petschinkas Hörspiel "Blackwater Redux" am Freitag, den 28. November um 23.05 Uhr.