Von mikrobiotischen Lebenskünstlern

Tardigrada

Eine Mikroskopaufnahme eines winzigen Bärtierchens, auch Tardigrada genannt
Tardigrada sind winzige Bärtierchen und weisen ein skurriles Äußeres auf © Deutschlandradio / Maria Antonia Schmidt
Von Maria Antonia Schmidt · 22.09.2017
Was krabbelt denn da im Moos? In den Ritzen zwischen den Pflastersteinen spielen sich ungeahnte Wunder ab: Winzige Bärtierchen, auch Tardigrada genannt, weisen nicht nur ein skurriles Äußeres auf, sondern faszinieren Wissenschaftler weltweit mit beneidenswerten Eigenschaften.
Die Tiere können bis zu -270 °C überleben, aber auch Vakuum und Radioaktivität. Sie können austrocknen bis zum Wassergehalt einer Plastiktüte und mit dem ersten Regentropfen putzmunter wiederauferstehen. Ideale Studienobjekte für die Frage, welche genetische Disposition es dem Menschen wohl ermöglichen würde, sein Leben zu verlängern und fast alle Fährnisse zu überstehen. Während Forscher daran arbeiten, das Geheimnis der Tierchens zu entschlüsseln, stürzen sich die Medien auf das Thema. Ein deutscher Journalist befasst sich im Netz ausschließlich mit Tardigrada und erfährt tausendfache Resonanz. Auch die Konsumartikelindustrie hat das „süße Bärchen“ für alle entdeckt, die nach dem Besonderen suchen: Als eine Art fröhlich-aufgeblasener Staubsaugerbeutel mit Rüssel erscheinen die Tierchen auf Krawatten und Babystramplern, Handyhüllen und Schlüsselanhängern.
Je tiefer man in die Welt der Tiere und der von ihnen besessenen Menschen eintaucht, desto mehr Absurditäten tun sich auf. Noch nicht geklärt ist die Frage, wie Tardigrada eigentlich klingen? Wie Katzen? Wie Hunde, wie Bienen…. Nur leiser? An der Ludwig-Maximilians-Universität München wird derzeit an einem sogenannten Nano-Ohr geforscht.
Und so haben wir teil am weltweit ersten Bärtierchen-Nano-Ohr-Experiment.
Produktion: Bauhaus Universität Weimar 2017