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Von Müllarchäologen und Schmetterlings-Praktikanten

Für alle Altersgruppen - von Kita-Kindern bis hin zu Berufsschülern - präsentierten sich auf der Bildungsmesse didacta außerschulische Lernorte. Dabei können Kinder nicht nur in Museen oder Tropeninstituten, sondern auch in einem Abfallbetrieb oder im städtischen Wald Interessantes lernen.

Von Andrea Lueg | 23.02.2013
    Mal sehen, wo der Pfeffer wächst, wie eine Kakaobohne aussieht - erfahren, wo eigentlich die Schokolade gedeiht und dabei frische Gewürze riechen, das können Schulklassen in der Biosphäre Potsdam, einem der außerschulischen Lernorte, die sich auf der didacta präsentieren.

    Die Betonung liegt bei all den außerschulischen Lernorten auf dem Selbermachen und -erfahren, deshalb kann man die Gewürze in einem Mörser gleich zerstoßen und als Gewürzmischung mit nach hause nehmen, erzählt Stefanie Bracht von der Biosphäre Potsdam:

    "Das ist erstens natürlich spannend, die Pflanze zu sehen und dann die Gewürze die man kennt, auch zuordnen zu können."

    Außerschulische Lernorte - das können staatlich finanzierte Einrichtungen sein wie Museen oder auch von der Wirtschaft geförderte wie die Autostadt in Wolfsburg. Michael Pries, Leiter für den Bereich Inszenierte Bildung bei der Autostadt koordiniert auf der Messe einen Zusammenschluss solcher Lernorte:

    "Die Autostadt ist eins davon, wir haben das Klimahaus in Bremerhaven, wir haben das Odysseum hier in Köln mit dabei, wir haben das Universum in Bremen, die Biosphäre in Potsdam, also Sie sehen, es ist breit verteilt."

    Das Image der außerschulischen Lernorte, meint Pries hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert:

    "Früher war es der Wandertag, einmal im Jahr ist man mit seiner Klasse irgendwo hingefahren und dann durfte man mal raus aus der Schule. Heute ist das was anderes und die außerschulischen Lernorte, die vom Kultusministerium anerkannt sind, die darf man auch während der Schulzeit besuchen, wenn sie einen Workshop in der Autostadt machen, ist das Unterrichtszeit. Weil wir den Schülern nicht nur sagen, kuckt euch was Schönes an, sondern weil wir mit den Schülern arbeiten, deshalb ist das auch für Schüler anstrengender Unterricht nur eben anders anstrengend als in der Schule."

    Das Angebot richten die Einrichtungen am Curriculum der Schulen aus. Klimawandel oder Recycling stehen ohnehin auf dem Lehrplan. Wenn man dazu dann statt Frontalunterricht einen Ausflug machen kann, bei dem man auch noch jede Menge lernt, wird das gerne angenommen, von Schülern wie von Lehrern.

    Acht bis zehn Euro pro Schüler kostet so ein Lernausflug, sei es um einen Tag als Müllarchäologe unterwegs zu sein, ein Schmetterlings-Praktikum zu machen oder sich auf die Spuren von Mikroorganismen zu begeben. Abfall kann dann schon mal zum Abenteuer werden, wie bei den Entsorgungsbetrieben in Mainz, erklärt Sigrun Jungwirth:

    "Wir haben als Ausgangspunkt den Stoffkreislauf in der Natur und veranschaulichen das mit diesen tropischen Rieseninsekten – hier haben wir ein wandelndes Blatt, da hinten sitzen Stabschrecken und hier unten sitzt auch noch eine Riesengespenst-Schrecke und die Kinder dürfen die eben in die Hand nehmen, dürfen die kennenlernen und dann kann man sehr anschaulich zeigen, in der Natur gibt es keinen Abfall, es wird alles immer wieder verwendet."

    Für alle Altersgruppen, von Kita-Kindern bis zu Berufsschülern gibt es ein breites Angebot. Und außerschulische Lernorte müssen natürlich keine Museen oder Tropeninstitute sein. Sondern zum Beispiel Betriebe oder der Förster im städtischen Wald oder ein Handwerker. Überall dort können Kinder Interessantes lernen. Und seit es immer mehr Ganztagsschulen gibt, bestehen dafür auch mehr Möglichkeiten:

    "Also die Ganztagsschule hat sehr viel Bewegung in das Thema außerschulisches Lernen gebracht. Zum einen weil die Schulen jetzt selbst auf der Suche sind nach außerschulischen Angeboten, das war früher nicht so der Fall, da gab's den Unterricht und den Lehrer und es war abgedeckt, jetzt brauchen wir auch ein Nachmittagsprogramm, das heißt auf der einen Seite ist es eine große Nachfrage, es ist aber auch ein breites Angebot, denn in diesen Ganztag, denn in diesen Ganztag kann eigentlich zunächst mal jeder rein und da ist es natürlich der Wunsch von den Anbietern, die sich da schon lange Gedanken drum machen auch ein bisschen die Qualität zu unterscheiden und zu sagen: was wollt ihr wirklich im Ganztag machen?"

    Das müssen sich die Schulen aus dem breiten Angebot dann selbst aussuchen.