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Von wegen Augenprüfer
Mizar und das Reiterlein

Gegen 23 Uhr findet man derzeit die sieben Sterne des Großen Wagens hoch am Himmel unweit des Scheitelpunkts, der auch Zenit genannt wird. Auch wenn diese Sterngruppe nicht überall mit einem Wagen in Verbindung gebracht wird – die Ähnlichkeit zu einem Bollerwagen ist unverkennbar.

Von Hermann-Michael Hahn | 23.05.2017
    Das Paar Mizar/Alkor ist ähnlich ausgerichtet wie die beiden vorderen Kastensterne des Großen Wagen beziehungsweise der angrenzende Stern Alioth und sein Nachbar.
    Das Paar Mizar/Alkor ist ähnlich ausgerichtet wie die beiden vorderen Kastensterne des Großen Wagen beziehungsweise der angrenzende Stern Alioth und sein Nachbar. (Stellarium)
    Vier der Sterne bilden ein Viereck, den Wagenkasten. Drei weitere zeichnen die leicht geknickte Wagendeichsel nach – jene Stange, an der man den Bollerwagen ziehen oder schieben kann.
    Mizar, der mittlere Deichselstern, markiert gleichsam den Knickpunkt. Er wird von den sieben Sternen des Großen Wagens vermutlich am häufigsten angeschaut, denn er gilt vielen Gelegenheitsbeobachtern als eine Art Augenprüfer. Etwa ein Fünftel Grad neben Mizar steht ein deutlich weniger heller Stern, Alcor oder – im Volksmund – das Reiterlein genannt. Wer diesen Begleiter noch nie gesehen hat, kann sich langsam herantasten.
    Die beiden vorderen Kastensterne, also jene, die an die Wagendeichsel grenzen, stehen etwa viereinhalb Grad auseinander. Etwa parallel zu ihrer Verbindungslinie findet man über Alioth, dem benachbarten Deichselstern, ein deutlich lichtschwächeres Sternchen, etwa ein Grad entfernt. Und etwa in der gleichen Richtung über Mizar, aber eben nur rund ein Fünftel Grad entfernt, steht Alcor.
    Mit guten Augen kann man Alcor problemlos neben Mizar erkennen, denn der Abstand liegt weit über dem Auflösungsvermögen des menschlichen Auges, also der Fähigkeit, zwei eng benachbarte Lichtquellen getrennt zu sehen. Für gesunde Augen sind Alcor und Mizar also keineswegs eine Prüfung.