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Vor 125 Jahren geboren
Gottlob Bauknecht - Unternehmer und Erfinder

Manchen galt Gottlob Bauknecht als "Hausfrauenversteher" – eine ironisch gemeinte Anspielung auf einen der bekanntesten deutschen Werbesprüche, demzufolge "Bauknecht weiß, was Frauen wünschen". Mit elektrischen Geräten für den Haushalt schuf er ein Milliardenunternehmen. Heute vor 125 Jahren wurde Gottlob Bauknecht geboren.

Von Irene Meichsner | 30.04.2017
    Bauknecht Schriftzug am ehemaligen Hauptgebäude vor dem Abriss 2016.
    Bauknecht Schriftzug am ehemaligen Hauptgebäude (dpa / picture alliance / Benjamin Beytekin)
    "Mal links 'ne Schüssel, rechts n' Teller, dann von der Küche in den Keller. Mal hier, mal dort, treppab, treppauf, das ist der Hausfrau Tageslauf. Hier hilft nur ‚Bauknecht’, das ist klar ... - Ja, Bauknecht weiß, was Frauen wünschen!"
    Ob Kühlschrank mit "Aromaschutz", Ölofen "mit Thermoautomatik", Waschvollautomat "mit wäschenatürlicher Waschmethode" oder der Geschirrspüler mit dem patentierten "Schräg-Sprüharm": 50 Jahre lang, von 1954 bis 2004, hat die Firma Bauknecht behauptet, sie wüsste, was sich Frauen wünschen – und könne diese Wünsche auch erfüllen. Zum Beispiel mit der Küchenmaschine "Trifix", zu der es als Zubehör - neben dem Handmixer und Rührwerk - auch noch eine Saftzentrifuge, drei Rohkostraspeln, eine Kaffeemühle und eine Zitruspresse gab.
    "Gesund, vernünftig leb auch Du! Leg Dir die Bauknecht-Trifix zu!"
    Beeindruckt von elektrischem Licht
    Gottlob Bauknecht, der Firmengründer, kam am 30. April 1892 im schwäbischen Neckartenzlingen als Sohn eines Kleinbauern zur Welt. Im Alter von acht Jahren sah er zum ersten Mal elektrisches Licht - was ihn dermaßen beeindruckte, dass er später eine Lehre als Elektromechaniker absolvierte. Mit 500 Mark Startkapital, die sich der junge Schwabe mühsam zusammengespart hatte, eröffnete Bauknecht 1919 in Tailfingen ein eigenes Elektro-Installationsgeschäft mit angeschlossener Werkstatt. Er war so fleißig und zuverlässig, dass ihm die Bayerischen Elektrizitätswerke schon bald den Generalvertrieb ihrer Elektromotoren im Raum Württemberg und Baden anvertrauten. Dazu Günter Bauknecht, der ältere seiner beiden Söhne:
    "Mein Vater ist zuerst mit'm Fahrrad und anschließend mit'm Motorrad über Land gezogen und hat seine Kunden aufgesucht ... Und dann hat er bei dem einen Kunden 'nen Motor zurückgenommen, gegen einen anderen ausgetauscht, einen größeren, leistungsstärkeren. Und so hat mein Vater im Tausch, im Anpassen an Sonderleistungen praktisch die Gebiete dort erschlossen."
    Die Elektrifizierung der Küchenarbeit
    Seit 1932 produzierte Bauknecht in Eigenregie. Echte Kassenschlager waren die Motoren mit dem "Vollschutzgehäuse". Sie bewährten sich vor allem in der Landwirtschaft, weil ihnen der Dreck beim Dreschen, Futterzerkleinern oder Jauchepumpen nichts mehr anhaben konnte. Innerhalb von zehn Jahren entstand an drei Standorten im Raum Stuttgart ein Betrieb mit rund 1.000 Mitarbeitern. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Produktionsstätten durch Bombenangriffe großenteils zerstört. Doch Bauknecht gab nicht auf – und machte sich an die Elektrifizierung der Küchenarbeit.
    "In ihrer letzten Konsequenz bedeutet diese Entwicklung nicht nur eine wirtschaftliche und technische, sondern auch eine soziale Umwälzung", stellte Bauknechts Biograf Willi Schickling bereits 1952 treffend fest. Zwar zeichnete die Firmenwerbung ein eher biederes Bild von der tüchtigen Hausfrau und Mutter. Aber Bauknecht selber dachte von Anfang an auch an die wachsende Zahl berufstätiger Frauen, die, so Schickling, für die Küchenarbeit "einfach keine Zeit mehr" hätten.
    Die Geräte wurden technisch immer weiter aufgerüstet und damit auch den steigenden Ansprüchen im Wohlstandsdeutschland angepasst.
    Der Konkurs kam 1982
    "Die Zukunft gehört dem Wasch-Vollautomaten auf Rollen!", hieß es 1963 in einer Zeitungsanzeige für den "Bauknecht 'be-frei'", den "befestigungsfreien Wasch-Vollautomaten", der auch für kleinere Mietwohnungen geeignet war. Bis dahin hatte man Waschmaschinen immer noch fest im Kellerboden verschraubt, damit sie beim Schleudern nicht durch die Gegend sprangen. Als Gottlob Bauknecht 1976 in Stuttgart starb, hinterließ er laut Firmenangaben "ein in sich gefestigtes, weiter aufstrebendes" Unternehmen mit Umsätzen in Milliardenhöhe. Seine beiden Söhne hatten eine weniger glückliche Hand. Gerhard Schaubel, der ehemalige Gesamtbetriebsratsvorsitzende:
    "Sie haben sich verstärkt im Ausland dann engagiert. Und das war eigentlich dann der Niedergang des Unternehmens gewesen."
    Nach dem Konkurs 1982 wurde die Firma zunächst von der "Deutschen Philips" übernommen. Seit 1989 gehört sie zum US-amerikanischen Konzern "Whirlpool".

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