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Vor 450 Jahren gestorben:
Benvenuto Cellini - Multitalent mit bewegtem Leben

Benvenuto Cellini arbeitete in Italien für die Mächtigen des 16. Jahrhunderts - als Goldschmied, Münzstempelschneider und Baumeister. Erst in der Mitte seines Lebens profilierte er sich als Bildhauer. Berühmt ist seine Autobiografie, die Goethe in Deutsche übertrug.

Von Carmela Thiele | 13.02.2021
    Benvenuto Cellinis Skulptur von Perseus und Medusa in Florenz
    Benvenuto Cellinis Skulptur "Perseus und Medusa" in Florenz (imago / Design Pics / Michael Interisano )
    "Nun gefiel es meinem glorreichen Herrn und unsterblichen Gott, dass ich meine Statue vollendete. Alsobald vereinigte sich eine solche Menge Volks davor, dass es nicht zu zählen war, und alle wetteiferten, das Beste davon zu sprechen. Der Herzog stand an einem niederen Fenster des Palastes, und so vernahm er, was man sagte."
    Benvenuto Cellini beschreibt den Augenblick der Enthüllung seines Hauptwerks "Perseus und Medusa", das noch heute in der Loggia dei Lanzi neben dem Palazzo Vecchio in Florenz steht. Die 3,20 Meter hohe Bronzefigur zeigt Perseus, der soeben der Medusa den Kopf abgeschlagen hat und in die Höhe hält.

    Ein Mann, der für Ruhm die Normen sprengte

    Für den Goldschmied war es der erste große Auftrag, der ihn als Bildhauer überregional bekannt machen sollte. Und eben daran war ihm gelegen, am Ruhm, der ihn auf eine Stufe stellen würde mit den Mächtigen der damaligen Welt. Wohl auch aus diesem Grund schrieb er seine Vita, die mehr als 200 Jahre später niemand geringerem als Johann Wolfgang Goethe in die Hände fallen sollte, der sie ins Deutsche übersetzte. Der Kunsthistoriker Klaus Herding schrieb in einem Aufsatz für einen Tagungsband:
    "Goethes eigentliches Interesse galt nicht Cellinis Goldschmiedearbeiten und Bildhauerei, sondern seiner Persönlichkeit. Was ihn faszinierte, war das, was er sich selbst nicht zugestand: die Bindungslosigkeit. Ihn faszinierte das normensprengende Verhalten, das er gerne selbst praktiziert hätte, der lebenslustige, gewaltsame Geist, der Hofkünstler, der sich so unhöfisch und so unbürgerlich wie eben möglich verhielt."

    Frühes Streben nach Anerkennung

    Benvenuto Cellini wurde im Jahre 1500 als Sohn eines Baumeisters und Musikers in Florenz geboren. Einer Ausbildung zum Kornettbläser entzog sich der Junge, obwohl er Talent für die Musik zeigte. Ihm schwebte Größeres vor, eine Lehre als Goldschmied, die ihn in die Nähe der Mächtigen bringen würde. Es zog ihn nach Rom, wo er ungeachtet seiner Jugend bald für den Medici-Papst Clemens VII. arbeitete und um 1523 Michelangelo kennenlernte.
    "Die Pest war vorüber, und ich hatte mich glücklich durchgebracht, aber viele meiner Gesellen waren gestorben. Man suchte sich wieder auf und umarmte sich freudig und getröstet diejenigen, die man lebend antraf. Daraus entstand in Rom eine Gesellschaft bester Maler, Bildhauer und Goldschmiede, die ein Bildhauer von Siena, namens Michelangelo, stiftete."

    Feinde wurden strategisch beseitigt

    So gewinnend Cellini sein konnte, so entschlossen räumte er Feinde und Widersacher aus dem Weg. Seine Biografie erzählt, wie er sich einem Todesurteil entzog, wie er seine Begnadigung erwirkte, wie er die Kerkerhaft überlebte. Um 1540 lebte der Künstler im Exil in Paris und stand im Dienst des französischen Königs Franz I. Für ihn schuf er ein mit Figuren gestaltetes Salzgefäß aus Gold und Ebenholz, die berühmte "Saliera".
    Doch Aufträge für größere Skulpturen blieben aus, weshalb Cellini es leichtfiel, in seine Heimatstadt nach Florenz zurückzukehren, als seine Familie ihn brauchte. Großherzog Cosimo I. de' Medici übertrug ihm wenig später die Errichtung des schon erwähnten Perseus-Standbilds, an dem Benvenuto mehrere Jahre arbeitete. Sein Glück schien vollkommen, als ein freundlicher Brief von Michelangelo eintraf.

    "Mein Benvenuto! Ich habe euch so viele Jahre als den trefflichsten Goldschmied gekannt, von dem wir jemals gewusst hätten, und nun werde ich euch für einen solchen Bildhauer halten müssen."
    Im Alter verfasste der Florentiner Künstler zwei Traktate, eines über Goldschmiedekunst und eines über Skulpturen, die beide Einblick geben in die Metallurgie und die Arbeitstechniken der damaligen Zeit. Er schenkte eine handschriftliche Fassung den Medici, die sich gegen Ende der Renaissance zunehmend weniger für Kunst, dafür umso mehr für Naturwissenschaften interessierten.

    Dank Goethe im 19. Jahrhundert zu neuem Ruhm

    Als Benvenuto Cellini am 13. Februar 1571 im Alter von 71 Jahren starb, konnte dennoch niemand ahnen, dass sein Name die Zeit überdauern würde. Dank Goethes Übersetzung seiner Vita wurde Cellini im 19. Jahrhundert als genialer Außenseiter gefeiert. Für die Kunstwissenschaft blieb er ein hervorragender Goldschmied und ein mittelmäßiger Bildhauer eines disparaten Werks. Michelangelo war so höflich, das nicht auszusprechen.