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Vor 475 Jahren
Der Tod des Astronomen Nikolaus Kopernikus

Jahrtausende lang haben die Menschen geglaubt, unser Planet wäre das Zentrum der Welt. Doch vor rund 500 Jahren kam der große Umschwung: Da erkannte Nikolaus Kopernikus, dass die Erde nur Planet unter Planeten ist – und die Sonne im Zentrum des Planetensystems steht.

Von Dirk Lorenzen | 24.05.2018
    Eine Statue von Nikolaus Kopernikus in Warschau.
    Namengeber und Initiator der Kopernikanischen Wende: Nikolaus Kopernikus (imago)
    "So sitzt die Sonne auf ihrem königlichen Thron und regiert ihre Kinder, die Planeten,
    die sie umkreisen."
    Kurz und prägnant hat Nikolaus Kopernikus sein Lebenswerk zusammengefasst: die Revolution des astronomischen Weltbildes. Kopernikus, 1473 geboren, stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Thorn an der Weichsel. Nach dem Tod der Eltern sorgte sein Onkel, Fürstbischof im Ermland, für ihn – und die klerikale Karriere war vorgezeichnet. Kopernikus studierte unter anderem in Krakau und Bologna, wo er 1497 verfolgte, wie der Mond den Stern Aldebaran bedeckte. Doch das Himmelsschauspiel verlief ganz anders als vorausberechnet. Schlagartig wurde ihm klar, dass die damalige Theorie zum Aufbau der Welt den Lauf der Gestirne nicht präzise erklären konnte.
    "Nachdem ich dieser Fehler gewahr geworden war, überlegte ich oft, ob dieses überaus schwierige und beinahe unlösbare Problem vielleicht durch eine vernünftigere Anordnung der Bahnen zu lösen wäre. Das ist in der Tat möglich, sofern man einige Grundannahmen akzeptiert:"
    Rütteln an Jahrtausende alten Grundfesten
    Rund zehn Jahre nach jenem denkwürdigen Abend in Bologna verfasste Nikolaus Kopernikus seinen "Kleinen Kommentar". In diesem Werk, das er nur handschriftlich kopiert, aber nie gedruckt hat, rüttelte er an den Jahrtausende alten Grundfesten der Astronomie.
    "Die Erde ist nicht das Zentrum des Planetensystems, sondern nur der Mondbahn und der Schwere. Die Sonne ist das Zentrum des Planetensystems und damit auch des Universums. Die scheinbare tägliche Umdrehung des Firmaments ist auf die Rotation der Erde um ihre eigene Achse zurückzuführen."
    Seit der Antike hatten sich die Astronomen im kosmischen Idyll gewähnt, mit der ruhenden Erde im Zentrum, umkreist von Mond, Sonne, Planeten und Sternen. Nikolaus Kopernikus setzte kurzerhand die Sonne ins Zentrum, umkreist von der Erde. Der Lauf der Gestirne ließ sich in diesem heliozentrischen Weltbild viel besser erklären als im alten geozentrischen. Doch Kopernikus, inzwischen Domherr in Frauenburg, zauderte lange, seine Ideen auch zu veröffentlichen. Dabei hatte ihn 1536 sogar Kardinal Nikolaus Schönberg von Rom aus geradezu angefleht, sein Wissen zu offenbaren:
    "Wie ich hörte, hast Du eine neue Theorie des Universums geschaffen, nach welcher die Erde sich bewegt und die Sonne die Zentralstellung einnimmt und die achte Sphäre der Fixsterne unbeweglich sei. Du sollst eine Abhandlung über die völlig neue Theorie der Astronomie geschrieben haben, zur größten Bewunderung aller. Deswegen möchte ich Dich mit allem Nachdruck bitten, Deine Entdeckungen der gelehrten Welt mitzuteilen."
    Entstehung des Hauptwerks: "De revolutionibus"
    Erst kurz vor seinem Tod am 24. Mai 1543 ließ Kopernikus das epochale Hauptwerk "De revolutionibus", "Von den Umläufen" drucken. Bei manchen Experten löste es Begeisterung aus, bei den meisten Menschen jedoch Kopfschütteln. Einen großen Aufschrei gab es nicht. Auf den Index der verbotenen Bücher kam es erst über siebzig Jahre später, als sich Galileo Galilei in seinem Konflikt mit der Kirche darauf berufen hatte. Doch der Siegeszug der Idee des Kopernikus ließ sich nicht aufhalten. Dass die Erde keinen speziellen Platz im Kosmos einnimmt, haben die Astronomen mittlerweile zu einem Prinzip erhoben, erklärt der Physiker David Walker vom Förderverein Hamburger Sternwarte:
    "Wir sind am Rande einer großen Galaxie, etwa 30.000 Lichtjahre entfernt von deren Zentrum, unsere Sonne ist ein Stern unter vielen anderen. Und es gibt sehr viele andere Planetensysteme, wie wir inzwischen wissen. Wir sind durch nichts ausgezeichnet. Das Kopernikanische Prinzip hat sich da sehr gut bewahrheitet, dass wir tatsächlich nichts Besonderes sind, an keinem besonderen Ort leben. Wir sind einfach nur da."
    Unsere Sonne ist kosmische Massenware, ebenso wie unsere Milchstraßen-Galaxie – und die Astronomen sind womöglich kurz davor, das Kopernikanische Prinzip ein weiteres Mal zu erfüllen.
    "Planetensysteme selbst sind offenbar der Regelfall im Weltall. Warum soll dann Leben nicht auch der Regelfall sein? Wir haben im Augenblick nur keine Möglichkeit, es nachzuweisen."
    Es sind einige Großteleskope in Planung, die endlich weiteres Leben im Universum aufspüren sollen. Es wäre nicht überraschend, wenn in 25 Jahren zum 500. Todestag des großen Astronomen, auch das Leben auf der Erde ganz im Sinne von Nikolaus Kopernikus seine Sonderstellung verloren hätte.