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Vor 50 Jahren
Vereidigung von Juan Carlos als künftiger König von Spanien

Vor 50 Jahren wurde der spanische König Juan Carlos I. vereidigt. Spaniens Diktator Francisco Franco hatte den damals 31-Jährigen zu seinem Nachfolger bestimmt. Während des Übergangs Spaniens von der Diktatur zur Demokratie sollte Juan Carlos wichtige Impulse setzen. Zuletzt folgten nur noch Skandale.

Von Julia Macher | 23.07.2019
    Prinz Juan Carlos von Spanien - der spätere spanische König - und seine Frau Sofia am Flughafen von Brüssel im Jahr 1969
    Prinz Juan Carlos von Spanien - der spätere spanische König - und seine Frau Sofia am Flughafen von Brüssel im Jahr 1969 (Imago)
    Kniend, mit der rechten Hand auf der Bibel, vor sich ein Kruzifix, leistete Juan Carlos am 23. Juli 1969 den Eid, der ihn zum Staatsoberhaupt des Königreichs Spanien machen sollte. Diktator Francisco Franco hatte den Bourbonensprössling am Vortag zum Nachfolger bestimmt. Der General, der das Land nach seinem Sieg im Bürgerkrieg mit harter Hand regierte, war damals bereits Ende 70, die Zeit drängte.
    "Schwört Ihr Seiner Exzellenz, dem Staatschef, Loyalität und den Prinzipien der Nationalen Bewegung sowie den Grundgesetzen des Reichs Treue?"
    "Ja, ich schwöre Seiner Exzellenz, dem Staatschef, Loyalität und den Prinzipien der Nationalen Bewegung sowie den Grundgesetzen des Reichs Treue."
    Juan Carlos' Vater nannte Francos Herrschaft "totalitär"
    Nach dynastischen Regeln hätte eigentlich Juan Carlos' Vater Anspruch auf den spanischen Thron gehabt. Doch seit der im Exil lebende Don Juan de Borbón y Battenberg Francos Herrschaft als "totalitär" gegeißelt hatte, galt er als politisch unzuverlässig. Stattdessen nahm der Diktator dessen zehnjährigen Sohn unter seine Fittiche. Der junge Juan Carlos besuchte in Madrid zunächst die Schule, dann die Militärakademie und bereiste mit seiner Ehefrau Sofia das Land. Am Tag seiner Ernennung dankte er General Franco:
    "Der Frieden, die großen Fortschritte, die wir in allen Bereichen erreicht haben, die Grundsätze einer Sozialpolitik sind das Fundament unserer Zukunft. Den richtigen Weg gefunden und die Richtung unserer Zukunft vorgegeben zu haben, ist das Werk eines außergewöhnlichen Mannes. Für Spanien war es ein unermessliches Glück, dass er unsere Politik leitete."
    Der spanische Diktator General Francisco Franco am 26.05.1974 in Madrid. Im Hintergrund der spanische Thronanwärter und spätere König Juan Carlos. |
    Der spanische Diktator Francisco Franco 1974 in Madrid (UPI/dpa)
    Diktatur in der Krise
    Der Applaus für den Caudillo täuscht nicht darüber hinweg, dass sich die Diktatur in einer tiefen Krise befand. Arbeiter und Studenten streikten, selbst aus der katholischen Kirche - einem der wichtigsten Pfeiler des Regimes - gab es Kritik. Spanien hatte sich in den 1960er-Jahren von der Agrar- zur Industriegesellschaft entwickelt. Der Tourismus hatte nicht nur Devisen, sondern auch neue Ideen ins Land gebracht. Der junge König war klug genug, das zu erkennen. Als der greise Diktator am 20. November 1975 starb, trat Juan Carlos zwei Tage später als Staatsoberhaupt vor das franquistische Ständeparlament und stellte vorsichtig einen Neuanfang in Aussicht:
    "Heute beginnt eine neue Etappe in der Geschichte Spaniens. Die Institution, die ich verkörpere, verbindet alle Spanier miteinander. Mögen alle großzügig und weitsichtig verstehen, dass unsere Zukunft auf der wirklichen nationalen Eintracht gründen wird. Der König will König aller sein: Jedem ein König in seiner Kultur, Geschichte und Tradition."
    Juan Carlos als Symbol des sanften Übergangs zur Demokratie
    Mit der Ernennung von Adolfo Suárez zum Ministerpräsidenten im Juli 1976 stellte Juan Carlos eine entscheidende Weiche. Der 43-jährige Politiker gehörte zur gleichen Generation und trieb die Demokratisierung - im Gegensatz zu seinem wankelmütigen Vorgänger Carlos Arías Navarro - entschlossen voran. Politische Zusammenschlüsse wurden erlaubt, das Strafrecht reformiert. Im November 1976 schließlich stimmte das franquistische Ständeparlament seiner Selbstauflösung zu und machte den Weg frei für verfassungsgebende Neuwahlen.
    Spanien wandelte sich von der Diktatur zur Demokratie – ohne mit der Legitimität des Franco-Regimes zu brechen. Der König war Symbol dieses sanften Übergangs. Als oberster Befehlshaber des Militärs warb er bei seinen Generälen um Unterstützung für das Reformprojekt.
    Juan Carlos sitzt neben Sofia
    Das ehemalige spanische Königspaar Juan Carlos und Königin Sofia. (Cordon Press)
    Affären und Skandale
    Als am 23. Februar 1981 Putschisten das spanische Parlament stürmten, forderte König Juan Carlos die Verschwörer in einer Fernsehansprache zum Rückzug auf. Auch wenn es bis heute Zweifel an seiner Rolle als "Retter der Demokratie" gibt, gewann er damals mit seiner entschlossenen Haltung die Sympathie vieler Spanier.
    Nachdem Affären, Korruptionsskandale und der Eklat um eine Elefantenjagd den Monarchen und seine Familie in Misskredit gebracht hatten, dankte König Juan Carlos im Juni 2014 ab. Seine historische Rolle ist über die Skandale der Gegenwart in Vergessenheit geraten.