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Vor 500 Jahren
Das Ende der Mamluken-Herrschaft in Ägypten

Durch den Sieg über die als unbesiegbar geltenden Mongolen im Jahr 1260 schafften es die Mamluken, ein Kalifat in Ägypten zu installieren. Die ehemaligen Militärsklaven genossen hohes Ansehen bei der Bevölkerung. Doch vor 500 Jahren wurde ihr Reich vom osmanischen Heer zerschlagen.

Von Tobias Mayer | 23.01.2017
    Blick auf das Fort Kait Bey in Alexandria. Der Mamluken-Sultan Kait Bey ließ die dreistöckige Festung 1477 bei einem Besuch in Alexandria erbauen.
    Der Bau der Kait Bey-Zitadelle in Alexandria wurde 1477 vom Mamluken-Sultan Kait Bey veranlasst. (dpa / picture-alliance / Mohamed Hamed)
    "Tuman verteidigte mit seinen treuen Mamluken und der ganzen, ihm ergeben gebliebenen Bevölkerung, was noch vom einst so mächtigen Staate der Kalifen auf ägyptischer Erde übrig war, aufs äußerste. Die Eroberung Kairos kostete während dreier Tage Ströme von Blut."
    Die Ereignisse vom 23. Januar 1517 sind aus den Quellen gut bekannt. Die Mamluken wurden von der osmanischen Armee vernichtend geschlagen. Ihr letzter Herrscher wurde auf Befehl von Sultan Selim öffentlich gedemütigt und hingerichtet.
    "Tuman, der seine Herrschaft und Ehre so hartnäckig verteidigt hatte, ließ Selim auf einem Esel durch die Hauptstraßen Kairos reiten und ihm dann an einem Tore der Stadt den Strick um den Hals legen."
    Ehemalige Sklaven ergriffen die Macht
    Das System der Militärsklaven, der "in Besitz Genommenen", nach arabisch: "mamluk", geht auf das 9. Jahrhundert zurück. Der Kalif in Bagdad kaufte für seine Leibgarde junge Türken und Kaukasier, die eine strenge militärische Erziehung erhielten. Durch Übertritt zum Islam konnten die loyalen Mamluken ihre Freiheit erlangen.
    Mehrfach in der islamischen Geschichte ergriffen die ehemaligen Sklaven selbst die Macht – so auch in der Mitte des 13. Jahrhunderts in Ägypten und Syrien – just in der Zeit, als mongolische Reiterhorden aus dem Fernen Osten die islamische Welt in ihren Grundfesten erschütterten.
    "In Kairo und im übrigen Ägypten erließ man Aufrufe zur Teilnahme am heiligen Krieg für die Sache Gottes und zur Verteidigung des Propheten", überliefert der arabische Historiker al-Maqrizi.
    Schlacht zwischen Mongolen und Mamluken im Jahr 1260
    Die Mongolen hatten das westliche Asien überrannt. 1258 fiel Bagdad. Der letzte Kalif der ruhmreichen Abbasiden-Dynastie im Irak wurde getötet, die Hauptstadt der islamischen Welt verwüstet. Als die Mongolen dann weiter nach Westen zogen, stellten sich die Mamluken ihnen entgegen. 1260 kam es in Palästina zur Entscheidungsschlacht.
    "Als die beiden Heere zusammenstießen, geriet ein Flügel vom Heer des Sultans in Unordnung und wurde teilweise aufgerieben. Als das geschah, nahm der Sultan seinen Helm ab, warf ihn zu Boden und rief mit aller Kraft: 'Islam!' Dann stürzte er sich mit denen, die bei ihm standen, geradewegs auf den Feind. Gott gewährte ihm den Sieg."
    Der Vorstoß der bis dahin als unbesiegbar geltenden Mongolen war gestoppt. Die türkischen Mamluken galten nun quasi als Retter der islamischen Welt. Die Araber, ehemals ihre Herren, waren dankbar. Über Generationen profitierten die Mamluken von ihrem hohen Ansehen bei der einheimischen Bevölkerung. Und ein weiterer Umstand kam ihnen entgegen.
    Buhlen um die Gunst der Untertanen
    Nach dem Fall von Bagdad war das Kalifat vakant. Die Mamluken nutzten dies aus und installierten in Kairo einen Verwandten des letzten Abbasiden als arabischen Kalifen. Die noch junge Herrschaft der Mamluken war damit auch islamisch legitimiert.
    Die türkischen Fremdherrscher, die oft nur schlecht arabisch konnten, buhlten um die Gunst ihrer muslimischen Untertanen. Manche Mamluken gaben sich als strenge sunnitische Eiferer, um ihre Rechtgläubigkeit unter Beweis zu stellen. Ein Erlass des Malik as-Salih aus dem 14. Jahrhundert zur Gängelung der Juden und Christen verdeutlicht dies.
    "Sie dürfen nicht den Muslimen gleichen, müssen vielmehr blaue und gelbe unterscheidende Kleidungsstücke anlegen; sie dürfen sich kein Schwert umgürten und keine Pferde oder Maultiere reiten, sondern nur Esel im Seitsitz. Sie müssen ihre Glocken leise läuten, dürfen in ihren Kirchen ihre Stimmen nicht allzu sehr erheben."
    Anfang des 16. Jahrhunderts zeichneten sich Umbrüche in der islamischen Welt ab, die globale Ursachen hatten. Die Portugiesen entdeckten den Seeweg nach Indien. Ägypten verlor seine Stellung als Handelsknotenpunkt zwischen Europa und Südostasien. Misswirtschaft verursachte Krisen, es kam zu blutigen Rivalitäten zwischen den mamlukischen Fraktionen. Auch unterschätzten die Mamluken das Streben der Osmanen nach territorialer Expansion.
    Über 250 Jahre Regentschaft in Syrien und Ägypten
    250 Jahre regierten die Mamluken Syrien und Ägypten. 1517 ging ihre Herrschaft unter, mit ihnen das alte arabische Kalifat. Als loyale Vasallen der ägyptischen Sultane in Konstantinopel besaßen mamlukische Eliten in Ägypten aber bis ins 19. Jahrhundert großen Einfluss.