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Vor 70 Jahren
Gründung der Deutschen Demokratischen Republik

Am 7. Oktober 1949 verkündet der SED-Vorsitzende Wilhelm Pieck im Festsaal des früheren Reichsluftfahrtministeriums in Berlin die Gründung der DDR. Damit war die staatliche Teilung Deutschlands endgültig besiegelt. Zuvor wurde im Mai in Bonn das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verkündet.

Von Otto Langels | 07.10.2019
    Wilhelm Pieck (Mitte, 1876-1960) nach seiner Wahl zum Präsidenten der DDR am 11.10.1949
    Wilhelm Pieck (1876-1960) nach seiner Wahl zum Präsidenten der DDR am 11.10.1949 (picture-alliance / dpa)
    "Hier, in diesem Saal in der Wilhelmstraße, durch dessen Fenster wir auf den lebensvollen Arbeitsrhythmus der Stadt Berlin herniederblicken, schlägt das Herz unseres deutschen Vaterlandes. An diesem Tage, diesem 7. Oktober 1949, wird sich hier ein Stück deutscher Geschichte vollziehen."
    Ein DDR-Reporter kommentierte die Geburtsstunde der Deutschen Demokratischen Republik, feierlich vollzogen in einem geschichtsträchtigen Gebäude: dem Domizil des Reichsluftfahrtministeriums im Nationalsozialismus, zu DDR-Zeiten "Haus der Ministerien", heute Sitz des Bundesfinanzministers.
    Weichen für die Zukunft im besetzten Deutschland
    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die "Großen Drei", der britische Premier Winston Churchill, US-Präsident Harry S. Truman und der sowjetische Staatschef Josef Stalin, auf der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 die Weichen für die Zukunft im besetzten Deutschland gestellt.

    "Beschlossen war das Unglück und das Chaos in Potsdam, als sich die Großmächte nicht auf ein Konzept für Deutschland einigen konnten, sondern mit so ein paar Formelkompromissen glaubten überspielen zu können, dass sie sich vollkommen zerstritten hatten. Jeder Versuch, die Einheit aufrechtzuerhalten, war mit ungeheuren Mühen und mit ständigen Rückschlägen verbunden."
    Die Koalition der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs zerfiel, die Konfrontation zwischen der Sowjetunion und den drei Westmächten nahm zu und mündete in einen Kalten Krieg.

    Das wahrscheinlich entscheidendste Datum war im Juni 1948 die Währungsreform in den drei Westzonen. Damit sind auch die nur noch sehr rudimentären und brüchigen Reste deutscher Einheit zusammengebrochen, wird die Trennung endgültig demonstriert."
    Verfassungsentwurf für die Sowjetische Besatzungszone
    Das SED-Regime in Ost-Berlin reagierte seinerseits mit den Vorbereitungen zur Gründung eines von Moskau abhängigen Staates in der Sowjetischen Besatzungszone. Der Deutsche Volkskongress, ein Gremium mit Delegierten aus Parteien und Massenorganisationen, aber ohne demokratische Legitimation, setzte einen "Deutschen Volksrat" ein, eine Art Vorparlament.
    Als sich Anfang 1949 die Gründung der Bundesrepublik Deutschland abzeichnete, rief der Deutsche Volksrat den "nationalen Notstand" aus und verabschiedete einen Verfassungsentwurf für die Sowjetische Besatzungszone. Die SED-Spitze mit Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und Walter Ulbricht fuhr im September nach Moskau, um sich von der sowjetischen Führung die Zustimmung zu der dann feierlich vollzogenen Staatsgründung einzuholen.

    "Das begeisterte Volk, die strahlende Jugend fühlten es, etwas Großes war geschehen! Gewissheit wurde es ihnen durch das Telegramm Stalins an Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl, in dem der geniale Lehrer und Führer aller fortschrittlichen Menschen sagt: Die Gründung der deutschen friedliebenden demokratischen Republik ist ein Wendepunkt in der Geschichte Europas."
    Die deutsche Teilung
    Der Präsident des Volksrates, Wilhelm Pieck, verkündete vor den Delegierten:
    "Der Volksrat steht vor der Erfüllung der ihm gestellten Aufgabe, indem er sich dem Namen nach auflöst und übergeht in die Bildung einer provisorischen Volkskammer für die Deutsche Demokratische Republik."
    Einstimmig beschloss die Volkskammer ein Gesetz über die Provisorische Regierung der DDR mit Otto Grotewohl als Ministerpräsident.
    Am 11. Oktober wurde Wilhelm Pieck zum Präsidenten der DDR gewählt, am selben Tag setzte die Volkskammer die Verfassung in Kraft. Die deutsche Teilung war besiegelt, so Wolfgang Benz.

    "Der Preis war die Aufgabe der deutschen Nation auf unabsehbare Zeit. Dass das nach unendlich langer Zeit in Erfüllung gehen könnte, das hat 1958, 1968, 1978 kein Mensch mehr geglaubt."
    Doch im November 1989 öffnete die DDR ihre Grenzen, ein Jahr später löste sich der Staat, der angetreten war, das bessere Deutschland zu repräsentieren, auf und trat der Bundesrepublik Deutschland bei.