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Vor Amtseinführung von Trump
"Von hier aus kann es nur aufwärts gehen"

Für Madonna haben die USA ihren "Tiefpunkt" erreicht, Robert de Niro ruft zum "täglichen Kampf" auf, in Deutschland ist die Rede vom "Trump-Faktor": Der Amtsantritt von Donald Trump als Präsident sorgt weltweit für Kritik, Unsicherheit - aber auch Hoffnungen. Aktuelle Reaktionen im Überblick.

20.01.2017
    US-Popstar Madonna
    US-Popstar Madonna hatte im US-Wahlkampf für Hillary Clinton geworben. (picture alliance / dpa / Franck Robichon)
    Für Popstar Madonna hat die amerikanische Gesellschaft mit einem Präsidenten Trump ihr tiefstmöglichstes Niveau erreicht. Damit habe er den USA "eigentlich einen Gefallen getan, weil wir den Tiefpunkt erreicht haben. Von hier aus kann es nur aufwärts gehen, was werden wir also machen? Wir haben zwei Möglichkeiten, Zerstörung und Schöpfung. Ich habe mich für die Kreation entschieden", sagte die Sängerin auf einer Veranstaltung im New Yorker Brooklyn-Museum. Madonna hatte sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch gegenüber dem 45. US-Präsidenten geäußert.
    Einen Tag vor Trumps Inauguration waren in New York mehrere tausend Menschen gegen den Republikaner auf die Straße gegangen. Unter den Teilnehmern an der Demonstration waren auch New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio, die Schauspieler Robert de Niro und Alec Baldwin, die Popsängerin Cher und der Regisseur Michael Moore. Auf Transparenten war zu lesen "Trump täglich bekämpfen", "Gerechtigkeit und Bürgerrechte für alle" oder "Liebe triumphiert über Hass". Am Samstag wollen im ganzen Land Menschen für ihre Rechte demonstrieren. Alleine in der Hauptstadt Washington rechnen die Organisatoren beim "Marsch der Frauen" mit mehr als 200.000 Teilnehmern.
    Der US-Dirigent, Musikwissenschaftlerer und Präsident des Bard College Annandale in New York, Leon Botstein, sagte im Deutschlandfunk, es gehe Trump nur um momentane Aufmerksamkeit, sein System sei "vulgärer Sozialdarwinismus", sein Verhalten "aggressiv und faschistisch", vergleichbar mit dem Stil Mussolinis oder Francos. "Das ist ein Alptraum, wirklich", so Botstein.
    Norbert Röttgen: "Trump-Faktor"
    Der scheidende Botschafter der Vereinigten Staaten in Berlin, John B. Emerson, plädierte im Deutschlandfunk für Ruhe und Besonnenheit. "140-Zeichen-Tweets oder ein Auszug aus einem Interview" seien "weit entfernt von der tatsächlichen Politik, die diese gigantische US-Politik-Maschine entwickelt", sagte Emerson. Grundsätzlich blieben die USA ein verlässlicher Partner für Europa und Deutschland. Ähnlich äußerte sich der frühere Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Friedrich Merz im Deutschlandfunk. Hysterische Reaktionen seien fehl am Platz, Trump habe sich nicht ins Amt geputscht. Außerdem hätten sich die Reaktionen der Deutschen auf US-Präsidenten in der Vergangenheit als "meistens historisch falsch" erwiesen.
    CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sprach im ZDF von einem "Trump-Faktor in der amerikanischen Außenpolitik der Unvorhersehbarkeit und Unberechenbarkeit". Der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), warnte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vor einem fragwürdigen Deal der USA mit Russland.
    Russland und Japan bemüht um gute Kontakte
    Der russische Premierminister Dmitri Medwedew sagte, Trumps künftiger Kurs sei unklar, aber Moskau sei bereit, "seinen Teil zu tun, um die Beziehungen zu den USA zu verbessern".
    Auch in Japan zeigte sich die Regierung bemüht um gute Kontakte zum neuen US-Präsidenten. Die gegenseitigen Beziehungen blieben "Eckpfeiler unsere Diplomatie und Sicherheitspolitik", sagte Ministerpräsident Shinzo Abe. Er wolle die Vereinigten Staaten "so schnell wie möglich besuchen, um die Allianz zu stärken".
    (bor/ach)