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Vor dem Kanzler-Duell
Viele Wähler noch unentschlossen

Was wäre, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre? Dann würde Angela Merkel erneut Bundeskanzlerin und sechs Parteien sicher in den Bundestag einziehen. So sagen es zumindest die verschiedenen Wahltrends voraus. Doch welche Koalition sie bevorzugen, ist noch nicht eindeutig - denn viele Wähler sind noch unentschlossen.

Von Volker Finthammer | 01.09.2017
    Neben herkömmlicher kommerzieller Werbung benutzen politische Parteien am 22.08.2017 Straßenlaternen im Berliner Bezirk Marzahn um ihre Wahlplakate für die Bundestagswahl zu platzieren. Am 24. September sind die Bundesbürger aufgerufen eine neue Bundesregierung zu wählen.
    Die möglichen Koalitionsmodelle werden von den Bundesbürgern noch unterschiedlich bewertet (picture alliance/dpa/Wolfgang Kumm)
    Zeitlich liegen die neuen Wahltrends nicht schlecht. Geben sie doch die Wählerstimmung unmittelbar vor den Kanzlerduell zu Protokoll. Und dabei fällt auf, dass beiden Kandidaten, also Bundeskanzlerin Angele Merkel (CDU) und ihr Herausforderer Martin Schulz SPD im direkten Vergleich an Zuspruch verloren haben.
    Angela Merkel würden jetzt nur noch 49 Prozent der Bundesbürger direkt zur Kanzlerin wählen, das sind drei Prozentpunkte weniger als in der letzten Umfrage und insgesamt deutlich weniger als Mitte Juli, als noch 57 der Bundesbürger direkt für sie gestimmt hätten.
    Auch Martin Schulz verliert vier Prozent Punkte an Zuspruch und würde derzeit nur noch von 26 Prozent der Bundesbürger direkt ins Kanzleramt gewählt werden.
    Die Deutschen sehen Merkel als Gewinnerin des Duells
    Mit Blick auf das Fernsehduell am kommenden Sonntag erwarten knapp zwei Drittel der Befragten, dass die Kanzlerin als potentielle Siegerin des direkten Schlagabtauschs hervorgehen. Nur 17 Prozent rechnen damit dass Martin Schulz die bessere Figur abgibt.
    Im Live-Interview mit der Bild Zeitung gab Martin Schulz sich im Blick auf die hohe Zahl der unentschlossenen Wähler optimistisch:
    "Aber immer noch 46 Prozent der Wählerinnen und Wähler sind nicht entschieden. Deshalb glaube ich, dass man die Wahl noch drehen kann."
    Und der SPD Kanzlerkandidat gab auch zur Protokoll, dass er keine Angst vor dem Duell hat, sondern sind auf die Konfrontation freut:
    "Ich bin da nicht nervös. Auf keinen Fall. Die Wählerinnen und Wähler legen da eine große Aufmerksamkeit drauf. Das wird zum ersten Mal und leider auch zum einzigen Mal so sein, dass die derzeitige Bundeskanzlerin und ich aufeinander treffen. Angele Merkel weicht dem ja auch, hat ja auch versucht, das Bedingungen zu diktieren oder diktieren zu lassen die eher für sie günstig sind . Aber ich bin da nicht nervös."
    Koalition-Konstellationen noch offen
    Irritieren dürfte den SPD Vorsitzenden jedoch schon, dass selbst 48 Prozent der SPD-Anhänger davon ausgehen, dass Angela Merkel aus dem Duell als Siegerin hervorgehen wird, während das für Martin Schulz nur 35 Prozent erwarten. Aus keinem Parteilager gibt es die Erwartung, dass Martin Schulz das Duell gewinnen wird. Insofern gibt es da noch viel Aufholpotential für den Kanzlerkandidaten der SPD.
    Mit großer Sicherheit werden im 19. Deutschen Bundestag sechs Parteien vertreten sein. Aber die möglichen Koalitionsmodelle werden von den Bundesbürgern noch recht unterschiedlich bewertet. Kein Koalitionsmodell findet wirklich großen Zuspruch. Am besten schneidet derzeit noch die Fortsetzung der Großen Koalition ab, dicht gefolgt von einem schwarz-gelben Bündnis.
    Den dritten Platz nimmt mit deutlichem Abstand ein schwarz-grünes Bündnis ein. Jedoch hat gegenüber der letzten Umfrage im April das Votum für ein schwarzgelbes Bündnis deutlich zugelegt, während die Große Koalition im gleichen Maße Einbußen hinnehmen musste.
    Unterschiedliche Umfrage-Ergebnisse
    Allein für eine bundespolitische Zweierkoalition reicht es im Moment nur bei einer Fortsetzung der Großen Koalition. Union und SPD sacken in den Umfragewarten weiter ab und kommen jetzt auf 37 respektive 23 Prozent. Die AfD liegt mit 11 Prozent auf dem dritten Platz. Linke, Grüne und die FDP verharren bei neun und acht Prozent, wobei bei den kleineren Parteien nur die FDP einen Prozentpunkt abgeben musste.
    Doch wie unterschiedlich die Umfragen in diesen Tagen ausfallen können zeigt der Blick auf das ZDF-Politbarometer. Nach diesen Umfrage wird die FDP drittstärkste Partei, und das könnte am Ende sogar für ein schwarz-gelbes Bündnis reichen.
    Diese Unterschiede in den Umfragen sind wohl ein Hinweis darauf, dass viele Wähler noch nicht endgültig entschieden haben, wem sie ihre Stimme geben werden.