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Vor der Haustür oder am Rande des Universums?
Verwirrung um die Gammablitze

Seit den 60er-Jahren gilt das Verbot von Kernwaffenversuchen. Doch die Amerikaner fürchteten damals, die Sowjets würden sich nicht daran halten. Daher starteten sie die Vela-Satelliten, die nach Gammastrahlung Ausschau halten sollten, die bei solchen Tests frei wird.

Von Dirk Lorenzen | 21.01.2017
    Gamma Ray Bursts (hier eine künstlerische Darstellung) gehören zu den stärksten Explosionen im Weltall.
    Gamma Ray Bursts (hier eine künstlerische Darstellung) gehören zu den stärksten Explosionen im Weltall. (NASA)
    Tatsächlich registrierten die himmlischen Späher immer wieder sehr starke Ausbrüche von Gammastrahlung. Diese dauerten meist nur einige Sekunden. Nach anfänglicher Aufregung stellte sich schnell heraus, dass die Blitze nicht von sowjetischen Atomwaffen stammten, sondern von Objekten irgendwo im Kosmos. Doch die Satelliten lieferten nur sehr grobe Positionen der Ausbruchsstellen.
    Bessere Forschungssatelliten zeigten schließlich, dass sich Gammablitze völlig gleichmäßig am Himmel verteilen und nirgends gehäuft auftreten. Manche Astronomen meinten, die Gammaausbrüche seien schwache Ereignisse in der Oortschen Wolke – in der großen Kugel aus eisigen Kometenkernen, die das Sonnensystem umgibt. Andere wähnten in den Gammaquellen recht starke Explosionen im Halo der Milchstraße. Wieder andere meinten, die Blitze seien gigantische Ausbrüche in Milliarden Lichtjahren Entfernung in den Tiefen des Kosmos.
    Drei physikalisch völlig unterschiedliche Theorien sollten die geheimnisvollen Gammablitze erklären. Die Verwirrung löste sich erst vor gut zwanzig Jahren. Da gelang erstmals die Entfernungsbestimmung eines Gammablitzes – und sofort war klar, dass diese Ausbrüche weit entfernt sind. Es sind die energiereichsten Explosionen im Kosmos seit dem Urknall.