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Vor Griechen-Referendum
Varoufakis wirft Geldgebern "Terrorismus" vor

"Ja" oder "Nein" - beim griechischen Referendum steht viel auf dem Spiel. Da sind sich beide Seiten einig, genau wie darin, dass von der Abstimmung das Schicksal der Syriza-Regierung abhängt. Deren Bilder werden derweil immer drastischer.

04.07.2015
    Yanis Varoufakis
    Yanis Varoufakis: Im Falle eines "Neins" beim Referendum will er als Finanzminister zurücktreten (picture alliance/dpa/Alexandros Vlachos)
    "Was sie mit Griechenland machen, hat einen Namen - Terrorismus", sagte Yanis Varoufakis der spanischen Zeitung "El Mundo". Sie, das sind für den Syriza-Politiker die Gläubiger. "Was Brüssel und die Troika heute wollen, ist, dass das Ja gewinnt, damit sie die Griechen weiter erniedrigen können", sagte er mit Blick auf die Volksabstimmung am Sonntag über die Forderungen der internationalen Geldgeber.
    Sollte die griechische Bevölkerung bei dem Referendum den Forderungen der Gläubiger zustimmen, werde er von seinem Posten aus der Regierung zurücktreten, kündigte Varoufakis an. Ein Ja bei der Volksabstimmung bedrohe die Demokratie, weil dann "die Angst gewonnen hätte". Mit einem Nein im Rücken würde Ministerpräsident Alexis Tsipras in Brüssel eine Einigung erreichen.
    Tsipras mobilisiert Anhänger auf Zielgeraden
    Tsipras hatte am Freitagabend erneut erneut für ein Nein geworden. Bei der Abstimmung gehe es nicht darum, ob Griechenland in der EU bleibe, erklärte er. Vielmehr stehe eine Entscheidung darüber an, in Europa "in Würde" zu leben, sagte er vor Zehntausenden Menschen in Athen.
    Der Freitag war der letzte Tag, an dem die Politiker für ihre Positionen werben konnten. Heute gilt eine Ruhepause, ehe am Sonntag abgestimmt wird. Am Freitagabend scheiterten zwei Bürger mit dem Versuch, das Referendum zu stoppen.
    Das oberste Verwaltungsgericht Griechenlands wies ihre Klagen ab. Der Ausgang des Referendums ist mehr als ungewiss. In einer letzten Umfrage lagen Befürworter und Gegner praktisch gleichauf.
    Genscher und Fischer werben für Ja
    Bei einem Ja müsse die Syriza-Regierung zurücktreten, sagte der Europapolitiker Elmar Brok im DLF. Tsipras habe "jegliche Glaubwürdigkeit verloren". Mögliche Verhandlungen mit einer neuen Regierung liefen wohl auf ein weiteres Hilfsprogramm hinaus, räumte der CDU-Politiker ein.
    Auch die früheren Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) und Hans-Dietrich Genscher (FDP) riefen die Griechen auf, mit Ja zu stimmen. "Griechenland gehört zu Europa, ein Ja ist ein Ja zu Europa und zum Euro", sagte Fischer der "Berliner Zeitung". Ein "klares pro-europäisches Votum" könnte allen Seiten helfen, betonte sein Vorgänger, Genscher.
    (bor/nin)