Donnerstag, 25. April 2024

Vorschau - 8. April
Warum Rumänien?

Beim Blick auf das Programm des zweiten Veranstaltungstages des Forum neuer Musik 2016 stellt sich die Frage: Warum Rumänien? – Weil hier eine der aufregendsten Musiklandschaften Europas beheimatet ist, weil es in Bukarest eine starke, eigenständige Neue-Musik-Szene gibt, und weil es sich anbietet, hier nach jüdischen Spuren zu suchen.

07.04.2016
    Forum neuer Musik 2016: Veranstaltungen am 8. April 2016
    Forum neuer Musik 2016: Veranstaltungen am 8. April 2016 ( imago / Rüdiger Wölk)
    Zum dritten Mal kooperiert das Forum neuer Musik mit Partnern aus Bukarest. In diesem Jahr spielt mit dem Ansamblul Profil eine der wichtigsten musikalischen Spezialformationen. Am Pult steht dabei der Komponist Dan Dediu, Rektor der Musikuniversität.
    Im Fokus dieses Konzerts stehen zwei Namen: Myriam Marbe und Anatol Vieru. Myriam Marbe war 1987 die erste Heidelberger Künstlerinnenpreisträgerin. Sie ist eine profunde Komponistin, die in ihrer Musik auf die Möglichkeit der Begegnung der Kulturen einschwor. Von ihr werden drei Kompositionen zu hören sein. Anatol Vieru hat als Kind den Pogrom von Iaşi überlebt, bei dem mindestens 13.000 Menschen starben. Im Gedenken an die 75. Wiederkehr des Progroms von Iaşi widmet sich das Konzert jüdischen Spuren in der Neuen Musik Rumäniens. Thomas Beimel, Musikologe und Komponist, wird sich mit beiden Komponisten auch in seiner Lecture befassen.
    Zwei beeindruckende Frauen
    Komplementär haben wir an diesem zweiten Veranstaltungstag eine Begegnung mit zwei heute vergessenen Frauen, die nach ihrer Emigration aus Deutschland im Nahen Osten tätig waren und zeitweise ansässig wurden: Brigitte Schiffer und Edith Gerson-Kiwi.
    Die Komponistin und Journalistin Brigitte Schiffer (1909–86) ging nach Kairo, wo sie zu einer Schlüsselfigur der Frauenbildung erwuchs und zeitweise eng mit dem ägyptischen Bildungsministerium zusammenarbeitete. Die Pianistin und Musikologin Edith Gerson-Kiwi (1908–1992) emigrierte nach Jerusalem und baute dort die Musikwissenschaft auf. In ihrem Phonogramm-Archiv dokumentierte sie Gesänge und Stimmen der Einwanderer, die der Jüdische Staat nach seiner Gründung aufnahm. Wir präsentieren Brigitte Schiffer und Edith Gerson-Kiwi in zwei Vitrinen im DLF-Foyer, im Programmbuch, in einer Lecture von Susanne Borchers vom Europäischen Zentrum für Jüdische Musik Hannover und im Auftritt des Berliner Sonar Quartetts.
    Von Frank Kämpfer
    Programm des Forum neuer Musik 2016 - 8. April