Vorsicht mit Vorurteilen gegen Computer

Autor Zuse: Man hört zwar oft, dass unsere heutigen Computer Entscheidungen fällen können, dieser Begriff ist jedoch relativ. Im menschlichen Leben sprechen wir von Entscheidungen, wenn wir eine Auswahl unter verschiedenen Möglichkeiten des Handelns treffen, wobei dieser Auswahlprozess bewusst erlebt wird. Auch sind wir geneigt, nur dann von Entscheidungen zu sprechen, wenn den Folgen dieser Entscheidung einiges Gewicht zukommt. Bei einem Computer können wir den Gesichtspunkt des Bewusstseins nicht ins Spiel bringen. Eine Bewertung nach Dringlichkeit ist relativ. Die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten als solche findet aber im Computer Millionen Mal pro Sekunde statt. Bei der generellen Problemlösung versucht man nun, die Arbeitsweise des Computers vom mehr oder weniger vorgegebenen starren Schema zu lösen und die freie Kombinationsfähigkeit des Gehirns zu simulieren. Die Programme sollen sich selbsttätig den Umständen anpassen und laufend verbessert werden. Man spricht dabei auch von lernenden Systemen. Es genügt nicht, ein brauchbares Schachprogramm zu entwerfen, denn es würde in der gleichen Situation immer wieder denselben Zug machen und auch seine Fehler wiederholen. Ähnlich wie ein menschlicher Anfänger bei jeder Schachpartie etwas dazulernt, soll auch das Arbeitsprogramm des Computers sich laufend verbessern. Durch Versuch und Irrtum, Lob und Tadel beziehungsweise Erfolg und Misserfolg werden Variationen des Programms bewirkt. Wenn wir uns noch einmal die grundsätzlichen Unterschiede zwischen der Arbeitsweise der Computer und des Gehirns vor Augen halten, so wundert uns der geringe Erfolg der Bemühungen um die künstliche Intelligenz nicht. Es wäre jedoch falsch, daraus den Schluss zu ziehen, dass hier grundsätzliche Schranken vorliegen, die nicht überschritten werden können. Alle Urteile, die darauf hinauslaufen, das wird eine Maschine niemals können, sollten mit größter Vorsicht aufgenommen werden.

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