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Vorsichtig optimistisch

Euro-Schuldenangst oder Weihnachtsvöllerei? Der deutsche Handel ist sich bislang nicht sicher, wie die Bilanz des diesjährigen Weihnachtsgeschäftes ausfallen wird. Ein Rundgang durch Berlin.

Von Wolf-Sören Treusch | 20.12.2011
    In der Fußgängerzone vor der Shopping-Mall im Berliner Bezirk Charlottenburg bummeln die Kunden mit entspannten Gesichtern. Von Weihnachtsstress und Eurokrise keine Spur.

    "Ich habe soweit alles zusammen."

    "Kosmetik, Sachen zum Anziehen, Kleidung, Musikinstrument für meinen Sohn, das war es eigentlich schon."

    Viele Händler waren nervös im Vorfeld des Weihnachtsgeschäfts: Würde den Kunden das Geld genauso locker sitzen wie im vergangenen Jahr? Manch einer kann die Bedenken gut verstehen.

    "Wir sind nicht gut dabei. Wir sind beide Rentner, und da reicht das Geld gerade zum Überleben. Manchmal denke ich, irgendwie hat sich für manche gar nichts geändert. Wenn ich sehe, wie die Läden voll sind, gerade zu Weihnachten, und ich habe eine Bekannte, die arbeitet in einem großen Kaufhaus, sie sagt, das ist jetzt vor Weihnachten gerammelt voll."

    Smartphones, Tablet-PC und 3D-Fernseher gehören zu den Einkaufsrennern unterm Weihnachtsbaum. Dazu die Klassiker Uhren, Schmuck und Bücher.

    Dennoch: Vier Tage vor Heiligabend wartet der Einzelhandel noch immer auf den Durchbruch im diesjährigen Weihnachtsgeschäft.

    "Der Vierte Advent war der Höhepunkt einer recht guten Woche","

    sagt Kai Falk, Geschäftsführer des Handelsverbands Deutschland HDE, aber er schränkt zugleich ein: Es seien vor allem die Händler auf den Bummelmeilen in Großstädten, die mit dem bisherigen Umsatz zufrieden seien.

    ""Der HDE hat für das diesjährige Weihnachtsgeschäft ein Umsatzwachstum von 1,5 Prozent prognostiziert, also eine relativ konservative und vorsichtige Prognose, zumal das Jahr insgesamt bisher recht stark war. Das heißt also: wir hatten die ersten drei Quartale die stärksten drei Quartale jemals beim Deutschen Einzelhandel. Die Wirtschaft brummt, aber trotzdem ist natürlich ein leichter Schatten darüber, die Schuldenkrise führt augenscheinlich doch zu einer gewissen Verunsicherung, deshalb hatten wir auch vorsichtig 1,5 Prozent geschätzt."

    Das entspricht immer noch einem Gesamtumsatz von 78 Milliarden Euro. Zudem zählten wie schon in den Jahren zuvor die beiden Wochen nach Heiligabend zum Weihnachtsgeschäft dazu. Geschenke umtauschen, Gutscheine einlösen und den Winterschlussverkauf einläuten: Abgerechnet wird erst ganz zum Schluss.

    Mit Rekordumsätzen glänzt das Geschäft im Internet. Der HDE rechnet mit einem Umsatz in Höhe von 6,5 Milliarden Euro.

    "Plus 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, das ist natürlich überdurchschnittlich. Viele Einzelhändler betreiben mittlerweile ein Online-Standbein und folgen diesem Trend."

    "Ich habe zwei Geschenke im Internet bestellt und ich hoffe, dass sie pünktlich ankommen."

    "Ich bestelle gar nix im Internet, ehrlich gesagt, mir fehlt da das Shopping-Vergnügen."

    Fazit: Das Weihnachtsgeschäft brummt zwar nicht, aber es ist auch nicht so schlecht, wie der Einzelhandel befürchtet hatte. Zu den Gewinnern zählen Händler für Heimtierbedarf. Der HDE hat ermittelt, Haustierbesitzer kaufen zu Weihnachten im Schnitt für etwa 20 Euro Geschenke für ihre Vierbeiner.

    "Ach, ich glaube, das macht man automatisch, wenn man das Tier lieb hat. Wenn ein Hund mit in der Familie ist, dass man ein Knochen mit einem Schleifchen drum rum, nicht, warum nicht?"