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Vortragswettbewerb
Business-Slam in Bochum

Beim ersten Bochumer BizSlam erzählten fünf junge Unternehmensgründer von zufälligen Erfolgen und erfolgreichem Scheitern. Ihre Performances kamen gut an beim Publikum. Und am Ende des Abends gab es sogar einen Gewinner.

Von Kai Rüsberg | 20.11.2015
    1. Bochumer Business-Slam
    Ein Schwein ist das Wappentier des ersten Bochumer Business-Slams (Deutschlandradio / Kai Rüsberg)
    Sehr gechilled startete der BizSlam an einer der angesagtesten Orte in Bochum, am Rande des Szeneviertels Bermudadreieck, in den Katakomben einer Eisenbahnbrücke. Der Andrang war größer, als die 150 Plätze, die das Gewölbe bietet. BizSlam steht für Buisness-Slam. Ein von Stefan Gerth ausgearbeitetes Veranstaltungsformat für die in Bochum sehr aktive Szene der Selbstständigen und Gründer.
    "Werden hier heute fünf Gründer eine Anekdote aus dem unternehmerischen Alltag erzählen. Um Feedback zu bekommen. Um Mut zu machen. Um anderen mitzuteilen: Es läuft nicht immer alles glatt. Manchmal hat man Glück. Manchmal ist es Zufall."
    Acht Minuten durfte jeder seine Geschichte erzählen - für viele ungewohnt auf einer Bühne vor anderen Jung-Unternehmern, die vornehmlich gekommen waren, sich gut zu unterhalten.
    Madonna und die Toten Hosen setzen seine Geräte ein
    Und dann ging es los. Der erste Kandidat war aber eher ein alter Hase und Selfmade-Unternehmer:
    "Ich hab jetzt acht Minuten. Guten Abend. Ich bin Christoph Kemper, geboren in RE, wohne in BO und hab mein Geschäft in RE. Und wir bauen Gitarrenverstärker und Synthesizer."
    Und damit verdient er gut. Seit seine Geräte bei Madonna, den Toten Hosen oder den Phantastischen Vier auf den Bühnen in großen Stadien in Konzerten eingesetzt werden, expandierte sein Unternehmen schnell.
    Die übrigen Kandidaten waren bunt gemischt: Eine Hutmacherin, die vor lauter Kundschaft im Ladenlokal es nicht schaffte, ihr Onlineportal an den Markt zu bringen. Eine Eismacherin, die sich nach Eröffnung ihres Cafés vom Partner trennte und dann ohne Geld noch einmal anfangen musste und drei Studenten der Ruhruniversität, von denen einer auf der Bühne die Geschichte erzählte.
    Christian Zenger von Physec. Sein Unternehmen beschäftigt sich mit IT-Sicherheit. Bochum sei ein Hacker-Standort.
    Die Firma ist so frisch am Markt, dass sie nicht einmal eine Homepage hat. Der Sicherheitsforscher berichtete davon, wie sie ihr Geschäftsmodell entwickelt haben:
    "OK, man braucht eine Idee. Wie sehen die bei Hackern aus? Illegal. Leider alles illegal. Es gibt einen Hackerparagrafen. Erst mal gar nicht."
    Dadurch verzögerte sich ihre Firmengründung. Einer ließ sich bei einem Konzern anstellen. Bis dann ein Forschungsprojekt zu sicheren Türschließsystemen den Durchbruch brachte, erzählt Christian Zenger.
    "Das haben wir kompromittiert und gezeigt, dass wir nicht nur ins Büro vom Professor rein kommen, sondern auch ... in die JVA."
    Der Gewinn war eher Nebensache
    Mit seiner lockeren Erzählhaltung bekam der Promotionsstudent und Jungunternehmer viele Lacher und brachte seine Botschaft rüber. Ungewöhnlich, dass ein trockenes Wissenschaftsthema wie IT-Sicherheit so gut ankommen kann, meint im Anschluss an seinen Auftritt auch Christian Zenger selbst.
    "Ja, war gut. Ich hab die Fotos in Fotoshop zusammen gebaut. Hätte nicht gedacht, dass es so gut angekommen ist."
    Die Stimmung am Abend war sehr gelöst. Bei den meisten Zuschauern kam die Präsentationsform gut an:
    "Man lernt ja aus den Fehlern der Leute. So viele Fehler haben wir nicht mitbekommen. Aber sehr unterhaltsam."
    Am Ende gewann Christian Zenger den Bochumer BizSlam für seinen besten Auftritt an diesem Abend. Das war aber eher Nebensache. Organisator Stefan Gerth freut sich über das Publikumsinteresse.
    "Ich glaub, die kommen, weil es ein neues Format ist. Locker und nicht so steif. Ist halt nicht, wie erstelle ich einen Businessplan, sondern Praxiswissen, das vermittelt wird."