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Vorwahlen in den USA
Letzte Wählermobilisierung in Iowa

Im US-Bundesstaat Iowa werben die Politiker auf den letzten Metern der ersten Vorwahl im Präsidentschaftsrennen noch einmal um Stimmen. Ob der selbsternannte demokratische Sozialist Bernie Sanders gegen die Wahlkampfmaschine der Demokratin Hillary Clinton bestehen kann, ist nicht ausgemacht. Fest steht: Die Wähler sind vom politischen Establishment in Washington frustriert.

Von Marcus Pindur | 01.02.2016
    Unterstützer des Republikaners Ted Cruz halten Schilder mit seinem Namen hoch, während sie auf ihn in Des Moines im Bundesstaat Iowa warten.
    Unterstützer des Republikaners Ted Cruz im Vorwahlkampf in Iowa (picture alliance / dpa / Craig Lassig)
    Es kommt darauf an, die eigenen Anhänger zu mobilisieren. Hillary Clinton hatte vor zehn Monaten begonnen, in Iowa in Cafés, Restaurants und Gemeindezentren mit kleinen Wählergruppen ins Gespräch zu kommen. Gestern trat sie in einer Sporthalle in Des Moines vor 2600 Anhänger. "The incredible stories you told me, your hopes and your worries, I am a better a candidate, and thanks to you, I am a better president and I want you to know that!"
    2008 hatte Clinton deutlich gegen Obama verloren
    Dieses Mal, anders als 2008, sei man richtig vorbereitet, so sagen ihre Mitarbeiter. Die Stimmung sei euphorischer, die Organisation besser. Jason Cohen ist einer der Koordinatorn für Clinton in Des Moines. "Wir haben in unserem Bezirk bereits einmal an jede Tür geklopft und weil wir so viele Freiwillige haben, tun wir es heute nochmal." 2008 hatte Hillary Clinton in Iowa deutlich gegen Barack Obama verloren. Jetzt ist ihre Kampagne in jedem der fast 1700 Wahlbezirke mit mehreren Mitarbeitern und Freiwilligen vertreten.
    Ob ihr Konkurrent Bernie Sanders, der sich demokratischer Sozialist nennt, gegen diese Wahlkampfmaschine bestehen kann, ist nicht ausgemacht. Sanders hat einen Vorteil auf seiner Seite: Seine Anhänger sind zu einem Großteil jung, euphorisch und energiegeladen. Darauf setzt Sanders. Und auf seine dezidiert linke Botschaft: "Ich werde angegriffen, weil ich zu ehrgeizig bin. Weil ich sage, vielleicht sollten wir die Spekulationen in der Wall Street besteuern, deren Gier und Verantwortungslosigkeit unsere Wirtschaft und das Leben vieler Menschen zerstört haben."
    Wähler sind frustriert über die Regierung in Washington
    Der Vorwahlkampf hat bisher vor allem eine tiefe Frustration der Wähler über das politische Establishment in Washington offenbart. Darauf bauen auch Donald Trump und Ted Cruz bei den Republikanern. Cruz umwirbt besonders die evangelikalen Wähler, die in Iowa eine knappe Hälfte der Wählerschaft ausmachen. "Wer das Leben, die Ehe und religiöse Freiheit schätzt, der soll mir zeigen, wann er zum letzten Mal gegen Abtreibung Stellung bezogen hat." Das bezieht sich auf Donald Trump. Der Immobilienmilliardär hat in seinem Leben bereits viele politische Positionen bezogen, darunter auch vor Jahren die für das Recht auf Abtreibung. Cruz als der Vertreter der Radikal-Konservativen wirft Trump ideologische Unzuverlässigkeit vor – das Klima zwischen beiden ist mittlerweile gründlich vergiftet. Trump hat in den Umfragen eine kleine, aber wenig verlässliche Führung.
    Bei den Caucuses, wie die Vorwahl-Versammlungen in Iowa genannt werden, treffen sich registrierte Wähler in Schulen, Kirchen, Versammlungssälen, aber auch in Privathäusern. Bei den Republikanern werden Stimmzettel abgegeben und ausgezählt. Bei den Demokraten ist es komplizierter. Dort müssen die Wähler in einen Raum und werden nach ihren Kandidaten sortiert und abgezählt. Kandidaten, die weniger als 15 Prozent erreichen, fallen raus. Ihre Unterstützer müssen entweder die Wahl verlassen oder sich einem anderen Kandidaten anschließen. Während des Verfahrens wird verhandelt und geworben, so dass es sich über Stunden hinziehen kann. Ergebnisse werden erst morgen früh mitteleuropäischer Zeit erwartet.