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Vorwahlen in den USA
Vor dem Super Tuesday

Das Nominierungsrennen um die Präsidentschaftskandidaturen in den USA geht in seine wichtigste Runde. Morgen finden in elf Staaten Vorwahlen statt. Hillary Clinton bei den Demokraten und Donald Trump bei den Republikanern gehen mit dem meisten Rückenwind in den sogenannten "Super Tuesday".

Von Marcus Pindur | 29.02.2016
    Marco Rubio, Donald Trump und Ted Cruz (v.l.) bei der TV-Debatte der Republikaner vor dem Super Tuesday.
    Marco Rubio, Donald Trump und Ted Cruz (v.l.) bei der TV-Debatte der Republikaner vor dem Super Tuesday. (dpa/picture alliance/Houston Chronicle Pool/Gary Coronado/Pool)
    Jeder gegen jeden und alle gegen Donald Trump: Der Nominierungskampf bei den Republikanern wird immer persönlicher und beleidigender. Marco Rubio, Mitbewerber Trumps und letzte Hoffnung des republikanischen Establishments machte sich zunächst über die vielen Rechtschreibfehler in den zahllosen Twitter-Nachrichten des Immobilienmilliardärs lustig, nannte Trumps Flugzeug unter Bezug auf dessen exzentrische Frisur die "Hair Force One". Und da Trump als äußerst prozessfreudig gilt, riet ihm Rubio gar, doch am besten seinen Gesichtschirurgen zu verklagen.
    "Donald Trump likes to sue people, he should sue whoever did that to his face."
    Super Tuesday etscheidet fast über die Hälfte der Stimmen
    Der Ton geht einher mit zunehmender Verzweiflung bei den Konkurrenten Trumps. Für Marco Rubio und Ted Cruz, den erzkonservativen Senator aus Texas könnte es die letzte Chance werden, Trump Paroli zu bieten. Am sogenannten Super Tuesday wird über fast die Hälfte der zur Nominierung nötigen Delegiertenstimmen entschieden. Donald Trump könnte morgen so entscheidend in Führung gehen, dass er kaum noch einzuholen sein könnte.
    Rassistischer Ku-Klux-Klan ruft zur Wahl Trumps auf
    Trump selber ließ es sich wieder einmal nicht nehmen, einen Eklat zu provozieren, um auch radikale Wähler zu mobilisieren. Der bekannte Rechtsextremist David Duke, ein ehemaliger Funktionär des rassistischen Ku-Klux-Klan, hatte in einem Radiointerview zur Wahl Trumps aufgerufen. Jede Stimme gegen Trump sei eine Stimme gegen das Erbe seiner – ausschließlich weißen – Zuhörerschaft, so Duke. David Duke ist zu nationaler Prominenz gekommen, weil er als Vertreter der Ideologie der "White Supremacy", übersetzt: der "Weißen Überlegenheit" und der Rassentrennung gilt und in Louisiana in den 90er Jahren nur knapp die Wahl zum Senator und zum Gouverneur verpasste. Außerdem ist er ein bekannter Holocaust-Leugner.
    Als ein CNN-Moderator Trump fragte, ob er sich von der Unterstützung Dukes distanzieren wolle, flüchtete sich Trump in Ausreden.
    "Ich weiß nichts über David Duke. Ich weiß auch nichts über "White Supremacy". Ich habe keine Ahnung, dass der mich unterstützen will. Ich kann die Frage nicht beantworten, weil ich nicht weiß, wovon sie reden."
    Trump in fast allen Super Tuesday-Staaten vorne
    Ein Schuft, wer Böses dabei denkt. Selbstverständlich kennt Trump David Duke, der einer der bekanntesten amerikanischen Rechtsextremisten ist. Im Jahr 2000 hatte Trump noch die Präsidentschaftskandidatur für die sogenannte "Reform Party" abgelehnt, weil sie unter anderem von David Duke unterstützt wurde. Der Verdacht drängt sich auf, dass Trump die Wähler des rechten Randes in den Südstaaten nicht brüskieren will – mehr noch: Er zählt offensichtlich auf deren Mobilisierung.
    Marco Rubio erklärte auf einer Wahlkampfveranstaltung, die Republikaner dürften nicht zu einer Partei werden, die sich weigere, den Ku-Klux-Klan zu verurteilen. Doch in fast allen Super Tuesday-Staaten bis auf Texas liegt Trump vorne.
    Bei den Demokraten spürt die Ex-Außenministerin Clinton Rückenwind, seit sie am vergangenen Samstag ihren Konkurrenten Sanders in South Carolina mit 73 Prozent der Stimmen deklassiert hatte. Auch dort könnte der Super Tuesday mehr Klarheit bringen. Fest steht, dass die amerikanische Vorwahlsaison die chaotischste und in vielerlei Hinsicht die überraschendste seit Jahrzehnten ist.