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Vorwahlkampf der Demokraten
Was ist bloß mit Joe Biden?

Hillary Clinton hat ihren Parteikollegen und Konkurrenten Bernie Sander in den Umfragewerten mittlerweile überholt. Spannend könnte es aber trotzdem noch werden. Eine der Unwägbarkeiten bei den Vorwahlen der US-Demokraten heißt Joe Biden, Obamas Vizepräsident. In spätestens zwei Wochen sollte er sich entschieden haben, ob er antreten möchte oder nicht.

Von Marcus Pindur | 30.09.2015
    US-Vize-Präsident Joe Biden
    US-Vize-Präsident Joe Biden (MANDEL NGAN / AFP)
    Seit Wochen wird spekuliert. Tritt er nun an, oder tritt er nicht an? Joe Biden selbst gibt sich verschlossen. Ob er denn nun in den Wahlkampf einsteigen wolle oder nicht, ruft ihm ein Zuschauer auf einer Veranstaltung zu.
    "Da müsst ihr meine Frau fragen, und da muss ich auch erst meine Frau fragen."
    Zutrauen tut man es ihm. Joe Biden kann das Zentrum der Wählerschaft erreichen, wo die Wahlen gewonnen werden. Gleichzeitig könnte er die Obama-Koalition abholen, die bis weit ins linke Spektrum reicht. Und: Biden gilt als ein Menschenfischer. Er kann gleichzeitig sehr persönlich wirken und sehr politisch argumentieren.
    Doch Joe Biden ist sich offensichtlich selbst noch nicht sicher. Er wisse nicht, ob er den emotionalen Treibstoff für einen solchen Wahlkampf hätte, ließ er verlauten. Erst vor vier Monaten ist sein ältester Sohn Beau Biden 42-jährig an einem Gehirntumor verstorben.
    CNN will Biden eine Tür zur Kandidatendebatte offen halten
    Doch Joe Biden sammelt bereits Stimmen, ohne überhaupt angetreten zu sein. In Umfragen kommt er ohne Mühe auf über 20 Prozent, und liegt nur knapp hinter Hillary Clintons derzeit größtem Widersacher, dem Parteilinken Bernie Sanders.
    Bald muss sich Biden allerdings entscheiden. In genau zwei Wochen ist die erste demokratische Kandidatendebatte geplant. CNN, der Ausrichter, hat erklärt, Biden noch in letzter Minute einsteigen lassen zu wollen. Außerdem muss der Vizepräsident eine umfassende Spender- und Mitarbeiterorganisation aufbauen – und das in 50 Bundesstaaten. Dass die Zeit langsam drängt, weiß auch Joe Biden.
    "Ich bin noch nicht so weit, und vielleicht wird es irgendwann zu spät, um eine erfolgreiche Wahlkampagne zu führen. Aber dann ist das eben so."
    Während einige demokratische Strategen meinen, dass eine Kandidatur Bidens die Klientel der demokratischen Partei nur unnötig spalten würde, meint der links stehende Kolumnist der Washington Post, Dana Milbank, dass mehr Konkurrenz einem bislang eher blutarmen demokratischen Vorwahlkampf eher gut tun würde.
    "Ich glaube, das Konkurrenz das Geschäft belebt. Ich bin skeptisch, ob Joe Biden antritt, aber wenn er es täte, dann würde es Hillary Clinton gut tun. Sie ist am besten, wenn sie sich gegen jemand anderen durchsetzen muss."
    Mit Interesse wurde wahrgenommen, dass Bill Clinton jetzt angefangen hat, für seine Frau die Werbetrommel zu rühren. Ob Joe Biden sich die Strapazen eines Vorwahlkampfes gegen die gefürchtete sogenannte Clinton-Maschine zumuten will, muss abgewartet werden. Biden ist jedoch schon zweimal angetreten, 1988 und 2008, der Ehrgeiz ist da. Ein langjähriger amerikanischer Abgeordneter aus Arizona, Mo Udall, der selbst einmal eine Präsidentschaftskampagne erwogen hatte, sagte einst selbstironisch über präsidentielle Ambitionen: Wenn man einmal von dieser Krankheit ergriffen sei, helfe dagegen nur die letzte Ölung.