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VW-Abgasskandal in den USA
Viele offene Fragen nach Entschädigung und Nachbesserung

Das Versprechen von German Engineering hört sich für viele amerikanische Kunden nur noch hohl an. Auch sechs Monate nach Bekanntwerden der manipulierten Abgaswerte hat VW noch keinen Plan vorgelegt, wie bei den betroffenen Fahrzeugen der Abgasausstoß auf die gesetzlich zugelassene Menge begrenzt werden kann oder wie die betroffenen Kunden entschädigt werden sollen.

Von Nicole Markwald | 14.04.2016
    In New York leuchtet das Logo einer VW-Niederlassung neben einer Fußgängerampel.
    In New York leuchtet das Logo einer VW-Niederlassung neben einer Fußgängerampel. (dpa / picture alliance / Michael Kappeler)
    Die Enttäuschung ist dem VW-Kunden Bob Merlis anzuhören: Er fühle sich einfach komplett hintergangen. VW sagte ihm zu, weil der Autokonzern damit warb, Umweltschutz vorn anzustellen, sagt Merlis weiter: "Nun weiß ich", fügt er hinzu: "Wenn etwas zu gut klingt um wahr zu sein, dann ist es das wohl auch."
    Einer andere VW-Kundin, Kim Johnson, geht es genauso: "Ich fühle mich betrogen. Wenn ich als kleine Unternehmerin meine Kunden so behandeln würde, wäre ich schon längt erledigt", so Johnson. Sie besitzen zwei von den insgesamt 580.000 manipulierten VW-Diesel-Fahrzeugen, die derzeit auf den amerikanischen Straßen unterwegs sind. Wie man inzwischen weiß, sind die betroffenen Autos der Marken VW, Audi und Porsche längst nicht so umweltfreundlich, wie VW das einst in so unterhaltsamen Werbespots wie diesem versprach:
    Drei alte Damen zanken darüber, ob Diesel-Fahrzeuge sauber seien oder nicht – und wie zum Beweis hält die Fahrerin am Ende des Spots ihren weißen Schal unter den Auspuff – er bleibt weiss.
    Das Versprechen von German engineering hört sich für viele amerikanische Kunden nur noch hohl an. Und auch jetzt, sechs Monate nach Bekanntwerden der manipulierten Abgaswerte, hat der Autobauer noch keinen Plan vorgelegt, wie bei den betroffenen Fahrzeugen der Abgasausstoß auf die gesetzlich zugelassene Menge begrenzt werden kann oder wie die betroffenen Kunden entschädigt werden sollen. VW-Besitzer Bob Merlis hofft auf eine Rückkauf-Aktion:
    "Meine Sorge ist, wenn sie die Abgaswerte den gesetzlichen Regelungen anpassen, leistet der Wagen an anderer Stelle nicht, was uns versprochen wurde. Es ist dann immer noch nicht das Auto, was wir ursprünglich wollten."
    Irreführende Werbung – deswegen hat sich jetzt auch die US-Wettbewerbsbehörde FTC eingeschaltet und Klage eingereicht. Sie soll mit in die umfassende Sammelklage aufgenommen werden, die von einem Gericht in San Francisco verhandelt wird. Hier wurden Hunderte von Einzelklagen von Autobesitzern aus den gesamten USA zusammengefasst.
    Die VW-Kunden werfen dem Wolfsburger Autobauer Betrug vor und fordern eine Entschädigung. Dazu kommen weitere Klagen auf der Ebene der Bundesstaaten sowie die Klage des Justizministeriums und der Umweltbehörde EPA. Vergangene Woche reichten außerdem Besitzer dreier Autohäuser bei einem Gericht im US-Bundesstaat Illinois Klage wegen Betrugs gegen den Autokonzern ein. Was das alles insgesamt kosten wird, ist unklar, aber die Summe könnte auf einen zweistelligen Milliardenbetrag hinauslaufen.
    Vergleichsweise klein ist die Summe, die VW seinen US-Kunden als Sofortentschädigung angeboten hat: Bargeld und Gutscheine im Wert von 1000 Dollar. Damit dürften die Besitzer der schmutzigen Diesel allerdings nur kurz ruhig gestellt werden.
    Vielleicht gibt es in der kommenden Woche Neuigkeiten: Das zuständige Gericht in San Francisco hatte VW eine Frist bis zum 21. April gesetzt. Dann soll der Konzern erklären, wie es die Autos reparieren will. Möglich wäre auch, dass VW vorgeschrieben wird, die Autos zurückzukaufen.
    Daran glaubt Kundin Kim Johnson allerdings schon längst nicht mehr. Es wäre schön, wenn VW seine Autos zurückkaufen würde, sagt sie. Aber das werde nicht passieren.