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VW-Skandal
Winterkorn unter Druck

Martin Winterkorn möge neben dem Rückzug als Konzernchef auch seine anderen Ämter abgeben. Offenbar kommt diese Forderung sowohl von den Arbeitnehmern als auch vom Land Niedersachsen als Großaktionär: Bislang sind es nur Gerüchte - aber der Druck wächst.

Von Brigitte Scholtes | 12.10.2015
    Martin Winterkorn, EX-Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns auf der IAA in Frankfurt (15.09.2015)
    Als weitere Folge des Emissionsskandals könnte die EIB, die Europäische Investitionsbank, Milliardenkredite an VW zurückfordern. Man habe dem Konzern seit 1990 etwa 4,6 Milliarden an günstigen Krediten gewährt. (dpa / picture-alliance / Ulrich Baumgarten)
    Neuanfang ist angesagt im Wolfsburger VW-Konzern. Doch bisher beschränkt sich der weitgehend auf den Wechsel an der Spitze von Vorstand und Aufsichtsrat. Nun steigt der Druck auf Martin Winterkorn, er möge neben dem Rückzug als Konzernchef auch seine anderen Ämter abgeben. Offenbar kommt dieser Druck sowohl von den Arbeitnehmern als auch vom Land Niedersachsen als Großaktionär. Auch wenn das bisher nur Gerüchte sind, hielte Ingo Speich, Fondsmanager der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment, das für einen richtigen Schritt:
    "Es hat nichts mit einer Schuldfrage zu tun, sondern es geht darum, dass die VW-Problematik so schnell wie möglich neutral aufgeklärt werden kann. Das kann eben nicht erfolgen, wenn Herr Winterkorn weiter in verschiedenen Ämtern innerhalb des VW-Konzerns positioniert ist."
    Von neutraler Aufklärung kann zurzeit bei VW aber noch nicht die Rede sein. Winterkorn hat noch ein Mandat im Aufsichtsrat des Sportwagenherstellers Porsche. Er leitet das Kontrollgremium von Audi und von der Tochter Truck & Bus, in der Volkswagen das LKW- und Busgeschäft von MAN und Scania gebündelt hat. Am meisten Einfluss aber hat Winterkorn als Vorsitzender der Porsche Holdinggesellschaft Porsche SE, und dieser Job sei jetzt ihm unangemessen, vor allem gegenüber seinem Nachfolger Michael Müller, erklärt Fondsmanager Speich:
    "Denn er ist ja im Prinzip als Vorsitzender der Porsche Holding und daraus resultierend als Mehrheitsaktionär der Volkswagen AG auch der Chef von Herrn Müller. Das heißt also, er kann Herrn Müller auch beaufsichtigen und kann Herrn Müller natürlich auch als Aktionär gegenüber klare Forderungen stellen. Dahingehend sprechen wir von einem enormen Reputationsrisiko, das Volkswagen hat, solange Herr Winterkorn noch in seiner Funktion tätig ist."
    Als weitere Folge des Emissionsskandals könnte die EIB, die Europäische Investitionsbank, Milliardenkredite an VW zurückfordern. Man habe dem Konzern seit 1990 etwa 4,6 Milliarden an günstigen Krediten gewährt. Mit ihnen sollte die Entwicklung sauberer Motoren gefördert werden, sagte EIB-Chef Werner Hoyer der Süddeutschen Zeitung. Und auch in China, bisher eigentlich kein Dieselland, sind die Behörden wegen "Dieselgate" alarmiert und kündigten recht unspezifisch "geeignete Maßnahmen" an. Solche Ansagen vom weltgrößten Automarkt sollten die Wolfsburger alarmieren.