Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


"Wäre ich jetzt weiter die zornige Rockgöre, dann wäre das geschwindelt"

Die kalifornische Sängerin Beth Hart hat die Höhen und Tiefen des Musikgeschäfts erlebt. Das Ende der 90er-Jahre hat sie in diversen Suchtkliniken verbracht. Inzwischen hatte sie mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen und schlägt auf ihrem aktuellen Album sanftere Töne an.

Von Thomas Elbern | 24.11.2012
    "Ich habe meinen Stil geändert. Als Sängerin, Songschreiber und Pianistin wollte ich eine neue Herausforderung. Zum Beispiel mit neuen Melodien und Akkordverläufen arbeiten, die mir bis dato fremd waren. Mir war nicht so richtig klar, wo die Reise hingehen würde, aber es fühlte sich gut an. In meinen bisherigen Alben hab ich den einen Stil einfach zu lange gepflegt, es war Zeit für etwas anderes. Wäre ich jetzt weiter die zornige Rockgöre, dann wäre das geschwindelt."

    Sagt Beth Hart und lehnt sich zurück. Erlebt hat sie genug, Höhen und Tiefen inklusive. Das Ende der 90er-Jahre hat sie mehr in diversen Suchtkliniken verbracht, als auf der Bühne oder im Studio. Doch all ihre Erfahrungen mit den Schattenseiten eines bewegten Musikerlebens haben sie nur stärker gemacht. Mit ihrem letzten Album "My California" hat sie mit all die Themen und den Gespenstern ihrer Vergangenheit abgeschlossen und ist mit ihrer aktuellen CD "Bang Bang Boom Boom" an einem viel helleren und freundlicheren Ort gelandet.
    Glücklich sein und trotzdem gute Songs zu schreiben war für Beth Hart erst einmal eine neue Erfahrung.

    "Man kann tatsächlich auch Songs schreiben, wenn man sich gut fühlt und voller Hoffnung ist. Ich dachte immer, das man verletzt sein und leiden muss, um tolle Songs hinzubekommen. Ich nehme heute keine Drogen mehr, habe eine Menge Therapiestunden hinter mir und bin glücklich verheiratet. Ich will aber trotzdem nicht mit dem Schreiben aufhören, also musste es einen anderen Weg geben."

    Ein Name, der Beth Hart im Laufe ihrer Karriere stets begleitet hat, war Janis Joplin. Kein Wunder, auf dem Cover ihres ersten Albums "Beth Hart & the Oceans of Soul" ähnelt sie der Joplin bis auf’s Haar, außerdem spielte sie in dem Musical Love, Janis die Rolle der Hippie-Ikone aus den späten 60er-Jahren.

    Die Rolle war ihr wie auf den Leib geschnitten denn auf der Bühne präsentiert Beth Hart die gleiche Urgewalt wie Janis Joplin. Der Einfluss der Sängerin auf ihre eigene Karriere ist bis heute spürbar.

    "Wenn die Rede von Janis Joplin ist, dann kommt auch direkt ihre Drogensucht, ihr früher Tod und ihre Verletzlichkeit ins Spiel. Aber hört man sich ihre Songs genau an, dann fällt auf, das sie selbst bei Liebesliedern diese unbändige Kraft in ihrer Stimme hatte."

    Beth Hart ist zurück und kraftvoller denn je : eine gereifte Singer/Songwriterin deren kreativer Weg erst im Laufe des Alterns erst richtig spannend wird. In dem Song "Through the Window of my Mind" thematisiert sie ihren neuen Lebensabschnitt.

    "All das was ich immer gedacht habe, was passieren würde wenn ich 40 werde, ist nicht eingetroffen und darum geht es in diesem Song. Im Gegenteil, das ist für mich gerade die tollste Zeit überhaupt und ich habe gelernt, meine Perspektive zu ändern. Insofern könnten die kommenden Jahre die Schönsten überhaupt werden, denn die Liebe ist da und sie wartet auf mich."


    Beth Hart ist derzeit auf Deutschlandtour. Die Termine sind:

    24.11. Köln – Live Music Hall
    26.11. Hamburg - Markthalle
    28.11. Berlin - Lido
    30.11. Nürnberg - Hirsch
    02.12. Karlsruhe – Substage