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Wahl im Senegal
Präsident Macky Sall strebt weitere Amtszeit an

Am 24. Februar wählen die Senegalesen einen neuen Präsidenten. Zwar gilt das westafrikanische Land als stabil, dennoch ist das politische Klima aufgeheizt. Wahlbeobachter warnen: Je nach Wahlausgang könnte die Stimmung kippen und zum Risiko für die Demokratie im Senegal werden.

Von Dunja Sadaqi | 23.02.2019
Senegals Präsident Macky Sall
Der senegalesische Präsident Macky Sall stellt sich am 24. Februar 2019 zur Wiederwahl (Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa)
Es geht bergauf mit dem Senegal. Das hört man in den letzten Jahren immer wieder. Das westafrikanische Land gilt als stabil, als Demokratie- und Hoffnungsträger in der Region. Die Wirtschaft wächst – jährlich um über sechs Prozent, eine der höchsten Raten in Afrika. Das Wachstum kommt bei vielen Menschen aber nicht an, klagen viele Wähler.
"Alles konzentriert sich auf die Hauptstadt Dakar. Das muss dezentralisiert werden. Wenn du nur ein Dokument von den Behörden brauchst, musst du nach Dakar kommen. Das ist nicht normal."
"Wir hoffen inständig, dass die Lebenshaltungskosten sinken. Lebensmittel sind teuer in Dakar. Transport ist teuer. Kommunikation ist teuer – alles ist teuer! Wenn sich ein Land entwickelt, ist das nicht nur ein Wort – es ist etwas, was du fühlen kannst. Hier im Senegal herrscht Armut, du kannst sie mit dem bloßen Auge sehen. Es ist zynisch über Entwicklung/Fortschritt zu sprechen. Überall sind Probleme."
Aber: Es gibt auch diejenigen, die einen Fortschritt im Land erkennen. Wie diese Frau aus der Hauptstadt Dakar.
"Wir Frauen werden vom Staat unterstützt. Unsere Kinder können arbeiten, sie können studieren. Es gibt Stipendien. Natürlich kann man es nicht jedem recht machen. Aber ich werde nie aufhören, Macky Sall dankbar zu sein."
Präsident Macky Sall zeigt sich als Modernisierer
Der amtierende Präsident Macky Sall zeigte sich im Wahlkampf als Modernisierer, der seit Amtsantritt zahlreiche Verbesserungen in der Infrastruktur durchgesetzt habe. Beobachter rechnen ihm gute Chancen aus, auch diese Wahl zu gewinnen. Vielleicht auch, weil zwei seiner stärksten Konkurrenten von der Wahl ausgeschlossen wurden: Karim Wade, Sohn von Ex-Präsident Abdoulaye Wade, und der ehemalige Oberbürgermeister von Dakar, Khalifa Sall. Der Grund: Weil beide Kandidaten in der Vergangenheit wegen Korruption verurteilt wurden, können sie laut Gesetz nicht mehr zur Wahl antreten.
Unruhen und gewaltsame Auseinandersetzungen
Die Entscheidung, beide Kandidaten auszuschließen, sorgte für Unruhen und für gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen deren Anhängern und der Polizei.
Die Opposition klagte über Einflussnahme auf die Wahl und rief teilweise zum Boykott der Wahl auf. Der Ex-Präsident und Vater eines der ausgeschlossenen Kandidaten, Abdoulaye Wade, kehrte sogar ins Land zurück und sprach von Wahlbetrug. Präsident Macky Saal wird vorgeworfen, so aussichtsreiche Konkurrenten aus dem Rennen zu nehmen. Wie schon in der Vergangenheit wird auch diese senegalesische Präsidentschaftswahl von Korruptionsvorwürfen begleitet. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, politische Konkurrenten aus falschen Gründen ins Gefängnis zu bringen.
Insgesamt stellen sich mit Präsident Sall fünf Kandidaten zur Wahl. Seine Haupt-Konkurrenten sind der ehemalige Premierminister Idrissa Seck und Newcomer Ousmane Soko, der vor allem bei der Jugend beliebt ist. Obwohl der Senegal als stabile Demokratie gilt, warnen Wahlbeobachter: Das politische Klima im Land sei aufgeheizt und könnte zum Risiko für die Stabilität Senegals werden.
Trotz ambitionierten Entwicklungspläne fliehen viele Senegalesen immer noch nach Europa – auf der Suche nach Arbeit und Bildung, einer besseren Zukunft. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit ist hoch – gerade unter jungen Menschen. Alles Dinge, die der neue Präsident anpacken muss.