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Wahl in Ägypten
Magere Beteiligung, satter Sieg

Jetzt ist es offiziell: Abdel Fattah Al-Sisi hat die Präsidentenwahl in Ägypten deutlich für sich entschieden. Laut Wahlkommission erhielt der ehemalige Militärchef 96,9 Prozent. Allerdings gab nicht einmal jeder zweite Wahlberechtigte seine Stimme ab.

03.06.2014
    Supporters of Egypt's former Defense Minister Abdel Fattah al-Sissi hold campaign posters with his portrait during a rally in Cairo, Egypt, 23 May 2014. Egypt's presidential election will take place on 26 and 27 May 2014.
    Abdel-Fattah Al-Sisi hat die Präsidentenwahl in Ägypten deutlich gewonnen (picture alliance / dpa / Khaled Elfiqi)
    Der einzige Mitbewerber bei der dreitägigen Abstimmung in der vergangenen Woche, der Linkspolitiker Hamdien Sabahi, kam demnach auf 3,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,6 Prozent.
    Beide Zahlen hatten sich angedeutet. Die zum Zeitpunkt der Abstimmung in Ägypten bereits bekannte Zustimmung für Al-Sisi von mehr als 90 Prozent hatte die Islamwissenschaftlerin Sonja Hegasy in den Zusammenhang mit Wahlfälschung gerückt. Man müsse davon ausgehen, dass die Zahlen "geschönt" wurden, sagte sie im Deutschlandfunk. Allerdings gebe es im Land auch eine "echte Begeisterung" für den ehemaligen Armeechef.
    Nach der Bekanntgabe soll Al-Sisi am Sonntag (08.06.2014) vor dem Obersten Verfassungsgericht des Landes vereidigt werden.
    Sabahi will Ergebnis anfechten
    Die ägyptische Wahlkommission hatte am Sonntag eine rechtliche Beschwerde wegen angeblicher Verstöße bei der Präsidentenwahl zurückgewiesen. Sie nannte keine Begründung für die Entscheidung.
    Der unterlegene Sabahi erklärte bereits, die Abstimmung anfechten zu wollen. Anhänger des Wahlsiegers hätten selbst noch in den Stimmlokalen für Al-Sisi geworben, erklärte Sabahi. Sein Lager forderte außerdem, sämtliche Stimmen für ungültig zu erklären, die am dritten Wahltag abgegeben wurden. Wegen der sich abzeichnenden niedrigen Wahlbeteiligung war die Abstimmung kurzfristig von zwei auf drei Tage verlängert worden. Unabhängigen Wahlbeobachtern zufolge war dies zulässig.
    Wenige Stunden vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses hatten Sicherheitskräfte in Kairo den symbolträchtigen Tahrir-Platz für eine Siegesfeier zu Ehren Al-Sisis abgeriegelt. Der 59-Jährige war im vergangenen Jahr maßgeblich am Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Mohammed Mursi beteiligt gewesen. Der Tahrir-Platz war Zentrum des Aufstands im Jahr 2011, der schließlich zum Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak führte. Seit Mursis Sturz wird der Platz immer wieder abgeriegelt, um Demonstrationen seiner Anhänger dort zu verhindern.
    (bor/tzi)