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Wahlkampf in Frankreich
Femen-Aktivistin stört Le-Pen-Veranstaltung

Es sollte eine präsidiale Pressekonferenz werden: Die rechtsextreme französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen hatte zahlreiche Granden ihrer Partei und der internationalen Politik geladen, um ihre Pläne für die Außenpolitik zu skizzieren. Doch dann stürmte eine Femen-Aktivistin die Veranstaltung.

Von Anne Raith | 24.02.2017
    Eine Femen-Aktivistin störte die Pressekonferenz von Marine Le Pen.
    Eine Femen-Aktivistin störte die Pressekonferenz von Marine Le Pen. (Deutschlandradio/Anne Raith)
    Marine Le Pen hatte in ein vornehmes Konferenzzentrum geladen. Unter schweren Kronleuchtern und auf samtbezogenen Stühlen soll es um die außenpolitischen Leitlinien der rechtsextremen Präsidentschaftskandidatin gehen. "Remettre la France en ordre". Der Slogan auf dem Wahlplakat neben dem Rednerpult gibt schon das Ziel vor: Frankreich wieder in Ordnung zu bringen. Es war keine gewöhnliche Pressekonferenz, eine "präsidiale Konferenz" sollte es sein. In den ersten Reihen saßen also zahlreiche Parteigrößen des Front National, außerdem Vertreter aus über 40 Ländern, unter ihnen nach Parteiangaben auch die Botschafter aus Kambodscha, Saudi Arabien und Albanien.
    "Ce soir je vous parlerai de la France dans le monde."
    "Marine, fiktive Feministin"
    Marine Le Pen hat gerade angehoben, die Rolle Frankreichs in der Welt zu skizzieren, als eine barbusige Femen-Aktivistin den Raum stürmt. "Marine, fiktive Feministin" ruft sie, und das auch noch, als einige der Leibwächter versuchen, sie aus dem Raum zu führen. Unter den Leibwächtern ist auch jener Mann, der in dieser Woche in der Scheinbeschäftigungsaffäre der Partei befragt worden ist. Aber darum soll es an diesem Abend nicht gehen. Es soll um Frankreich gehen. Und zwar in erster Linie um Frankreich.
    Eine Femen-Aktivistin störte die Pressekonferenz von Marine Le Pen.
    Die Aktivistin wurde von den Leibwächtern aufgehalten, bevor sie zu Le Pen am Rednerpult vordringen konnte. (Deutschlandradio/Anne Raith)
    Das außenpolitische Szenario der Front National-Chefin fuße auf zwei Säulen, die sie "Unabhängigkeit" und "Ausgleich" nennt. Alle Nationen hätten ihre eigene Identität, ihre eigenen Interessen und sollten ihre eigenen Entscheidungen treffen, findet Le Pen. Und nichts sei schlimmer, als wenn eine Nation als solche gedemütigt werde:
    "Um die Unabhängigkeit und die Freiheit Frankreichs zu verteidigen, ist kein Preis zu hoch und kein Kampf zu grausam. Es ist klar, dass französische Politik in Paris gemacht wird und kein Verbündeter, kein Vertrag, keine Allianz an Frankreichs Stelle entscheidet."
    Keine Allianz, sagt Marine Le Pen, und meint damit: alle großen Allianzen. Die NATO etwa, aus der sie sich teilweise zurückziehen will, damit die Streitkräfte wieder unabhängig seien. Oder die Europäische Union:
    "Ich freue mich, dass die europäischen Völker wiedererwachen. Die EU ist nicht Europa. Sie macht Frankreich schwächer und schneidet es von der Welt ab. Ob innere Sicherheit, Einwanderung oder Haushaltspolitik: Die EU ist nicht die Lösung, sondern das Problem."
    Vor allem eine Europäische Union unter deutscher Führung. Angela Merkel ist eine der wenigen Staats- und Regierungschefs, die die rechtsextreme Politikerin an diesem Abend namentlich nennt. Neben dem neuen US-Präsidenten Donald Trump, dessen Realismus und Veränderungsbereitschaft sie sehr schätze.
    Ohne "moralisierende Diplomatie" und "westlich verzerrten Blick"
    Statt der Europäischen Union wolle Marine Le Pen ein anderes Europa errichten, eines der freien Nationen und freien Völker. Europa neu zu ordnen, das wäre eine ihrer ersten Taten als Präsidentin, verspricht sie. Eine Studie, die den Euro-Austritt Frankreichs in dieser Woche mit einem Verlust von 200 Milliarden Euro und einer halben Million Arbeitsplätzen beziffert hat, hatte die Front National-Chefin bereits am Vorabend als unglaubwürdig diskreditiert.
    Eine Außenpolitik unter Marine Le Pen komme ohne "moralisierende Diplomatie" und "westlich verzerrten Blick" aus. Sie wolle auf Augenhöhe kooperieren. Mit Afrika zum Beispiel, traditionell ein enger Partner Frankreichs. Nicht ohne zu betonen, dass sie als Präsidentin auf das Prinzip der "nationalen Priorität" setzen würde - bei der Job- und Wohnungssuche etwa. Nach gut 50 Minuten kommt sie zum Schluss.
    "Vive la République, vive la France."
    Frankreich, wie Marine Le Pen es sich vorstellt.