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Wahlkampf in Rumänien
Gediegene Arbeit und üppiges Dekolleté

Im Wahlkampf um das Präsidentenamt in Rumänien versuchen die Kandidaten auf unterschiedlichste Weise zu überzeugen: viel Haut oder viel Freizeit. Die größten Hoffnungen dürfen sich Premierminister Ponta und ein deutsch-stämmiger Bürgermeister machen.

Von Stephan Ozsvath | 31.10.2014
    Wahplakate in den Straßen von Bucharest, auf denen der rumänische Regierungschef Ponta um Stimmen wirbt.
    Der rumänische Regierungschef Ponta liegt in Umfragen bei der Präsidentschaftswahl deutlich vor seinen Mitbewerbern. (afp / Daniel Mihailescu)
    Er ist der Favorit im rumänischen Präsidentschafts-Wahlkampf: Victor Ponta, seit zwei Jahren Premier. In Umfragen liegt der Sozialdemokrat mit knapp 40 Prozent etwa 10 Prozentpunkte vor seinem schärfsten Konkurrenten, dem deutsch-stämmigen Klaus Johannis.
    Johannis, erfolgreicher Bürgermeister von Sibiu, zu Deutsch: Hermannstadt, hat seinen Hut in den Ring geworfen. Er tritt für ein liberales Parteienbündnis an. Die Liberalen waren zunächst sogar Partner in einer Koalition mit Ponta, verließen dann aber die Regierung. Johannis will ein "Rumänien der gediegenen Arbeit" und verspricht einen neuen Politikstil.
    Ponta und Johannis werden wohl die Kontrahenten sein, die in zwei Wochen in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Einige große Korruptionsaffären, in die vor allem Sozialdemokraten verwickelt sind, überschatten den Wahlkampf, scheinen Ponta aber bei den Wählern nicht zu schaden, bei dieser Frau genießt er weiter Sympathie.
    "Ich bin für Herrn Victor Ponta, auch meine Familie und alle, die ich kenne sind für ihn, denn er ist jung und ich denke, er kann was tun für dieses Land. Er hat schon bewiesen, dass er was tut, er hat die Renten und die Löhne erhöht und noch viel mehr, man erfährt es ja aus dem Fernsehen."
    14 Kandidaten bewerben sich um das Präsidentenamt
    Insgesamt 14 Kandidaten bewerben sich um den Präsidentenposten. Zwei Vertreter der ungarischen Minderheit und Ex-Premier Tariceanu sind darunter, die ehemalige Tourismusministerin Elena Udrea posiert blondiert und präsentiert ihr üppiges Dekolleté – sie verspricht "gut für Rumänien" zu sein, ein Slogan, den die Rumänen als schlüpfrig empfinden.
    Eine weitere Frau ist unter den Kandidaten: Ohne Parteiapparat im Hintergrund, unterstützt nur von Freiwilligen, wirbt Monica Macovei auf der Straße und im Internet für sich. Die ehemalige Justizministerin hat die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft aufgebaut, die sehr erfolgreich arbeitet. Reihenweise wurden auch hohe Politiker angeklagt und verurteilt. Macovei hat sich auch jetzt dem Kampf gegen Korruption verschrieben, sie sagt:
    "Wir brauchen einen unabhängigen Präsidenten, keine Parteimarionette, denn sonst hören die Ermittlungen auf."
    Sollte Ponta Präsident werden, so die Befürchtung regierungskritischer Rumänen, könnten Köpfe in den Anti-Korruptions-Institutionen rollen. Denn die ernennt der Präsident. Ponta hatte sich immer wieder stark gemacht für eine Amnestie korrupter Politiker. Das entsprechende Gesetz ist nur in der Schublade verschwunden und wartet auf Wiedervorlage.