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Wahlkampfhelfer: Wir versuchen, die Stimmen für Barack Obama zu sichern

Der deutsche Kommunikations- und Politikwissenschaftler Julius van der Laar, der im Wahlkampfteam von Barack Obama arbeitet, geht nicht davon aus, dass bereits am sogenannten Super-Tuesday in der kommenden Woche die Vorentscheidung im US-Präsidentschaftswahlkampf fällt. Da es sich um ein Kopf-an-Kopf-Rennen handele, müsse noch viel Überzeugungsarbeit in Einzelgesprächen geleistet werden, betonte van der Laar.

Moderation: Friedbert Meurer | 29.01.2008
    Friedbert Meurer: Eine Woche noch, dann wird in den USA in über 20 Bundesstaaten gleichzeitig über die Kandidaten zur US-Präsidentschaft abgestimmt. Dieser Dienstag heißt in den USA Super-Tuesday oder sogar neuerdings Tsunami-Tuesday. Bei den Republikanern rechnen sich noch viele eine Chance aus, diesen Tsunami politisch zu überleben. Bei den Demokraten hat sich alles zugespitzt auf den Zweikampf zwischen Brarack Obama und Hillary Clinton. Jetzt haben sich die Kennedys für Barack Obama ausgesprochen.

    In Florida gibt es heute auch Vorwahlen, an denen sich die Demokraten allerdings nicht beteiligen. Das ist eine Sanktion der Parteiführung weil Florida seinen Vorwahlkampftermin eigenmächtig vorgezogen hat. Julius van der Laar ist ein deutscher Kommunikations- und Politikwissenschaftler und arbeitet mit im Wahlkampfteam von Barack Obama. Ich habe heute morgen mit ihm in South Carolina gesprochen und ihn gefragt, wie denn ein Deutscher ins Wahlkampfteam von Barack Obama kommt.

    Julius van de Laar: Das ist eine gute Frage. Natürlich gehört die Einstellung dazu, dass man Teil sein will, wenn neue Geschichte geschrieben wird. Und ich war einfach in der guten Position, direkt aus dem College fertig zu werden und hatte die Möglichkeit, Barack Obama und sein Wahlkampfteam mit zu teilen und ein Teil davon zu sein.

    Meurer: In deutschen Ohren klingt das ein bisschen pathetisch, wenn Sie sagen, Teil einer neuen Geschichte zu sein. Ist das Ihr Job, das hier zu sagen, oder glauben Sie wirklich, dass hier ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen wird?

    van de Laar: Ich glaube daran. Und natürlich hört sich das an, als würde man das nur so sagen. Aber wenn jemand 16, 17 Stunden pro Tag arbeitet, dann ist es nicht nur, weil jemand einem das sagt, sondern weil man wirklich dran glaubt, und weil man fest an den Kandidaten glaubt. Sonst macht man so was nicht mit.

    Meurer: Glauben Sie denn auch an den Erfolg von Obama?

    van de Laar: Natürlich glaube ich daran. Ich glaube, wir haben gestern in South Carolina gesehen, dass wir einen Riesenschritt gemacht haben. Es hat in Iowa vor ein paar Wochen angefangen, hat sich durch New Hampshire gezogen. Wir hatten vor allem Riesenerfolg in South Carolina gestern Abend. Und es war einfach riesengroß für uns, so einen Erfolg zu haben.

    Meurer: Jetzt schauen ja alle auf den Super-Tuesday, oder man sagt, glaube ich, sogar mittlerweile Tsunami-Tuesday, am nächsten Dienstag, wenn in 22 Bundesstaaten gleichzeitig gewählt wird. Glauben Sie, dass die Entscheidung in Kalifornien fallen wird, wie viele vermuten?

    van de Laar: Es ist schwierig zu sagen. Das Wichtigste ist natürlich für uns, uns auf jeden Staat am Super-Tuesday zu konzentrieren. Ich werde selber nach Georgia gehen morgen Früh, und wir werden in Georgia weiterarbeiten. Aber in Kalifornien, in sämtlichen anderen Staaten wird natürlich viel Arbeit auf uns warten um sicherzustellen, dass der Kandidat dort gewählt wird.

    Meurer: Was machen Sie jetzt noch in der verbleibenden Woche?

    van de Laar: In der verbleibenden Woche wird natürlich einfach viel in Georgia zum Organisieren sein. Wir haben viele Wahlkampfhelfer, die runter nach Georgia gehen, dort arbeiten, mit viel Freiwilligen und ehrenamtlichen Arbeitern zusammenarbeiten und dann einfach versuchen, die Stimmen für Barack Obama zu sichern.

    Meurer: Ist der Vorwahlkampf, Herr van de Laar, vor allen Dingen eine millionenschwere Wahlkampfschlacht? Beide Seiten, Barack Obama und Hillary Clinton, haben da ja ein ziemlich gut gefülltes Portmonee. Gewinnt der, der mehr Geld hat?

    van de Laar: Ich glaube, was in South Carolina gezeigt hat, dass die Organisation auf dem Boden gewinnt. Die hatten die Möglichkeit, in South Carolina, in den Gemeinden zu arbeiten, dort Hausmeetings zu haben, mit Leuten eins zu eins zu reden. Und ich glaube, das hat den Unterschied gemacht in South Carolina, wirklich mit Leuten eins zu eins zu reden und nicht nur die großen TV-Commercials und Radio-Commercials drauf zu hauen.

    Meurer: In New York werden Sie kaum eins zu eins reden können mit den Millionen von Wählern?

    van de Laar: Na gut, in den Kalifornien und New York ist nicht so viel Zeit, wie wir jetzt die letzten sechs, sieben Monate hatten, wie wir in South Carolina verbracht haben. Und dasselbe gilt natürlich auch für Iowa und New Hampshire. In New York haben wir nicht so viel Zeit. Aber ich glaube, wir haben gezeigt, dass wir dieses Commitment gemacht haben, wirklich auf die Leute zuzugehen, in diesen frühen Staaten. Und ich glaube, das Moment werden wir jetzt mitnehmen können in den Super-Tuesday.

    Meurer: Mit Commitment meinen Sie Ihren Einsatz, Ihr Engagement?
    van de Laar: Richtig.

    Meurer: In Deutschland, Herr van de Laar, glaubt man ja, dass die Wahlkampfteams in den USA so professionell arbeiten, mit Umfragen alles genau abklopfen, welche Strategie muss ich jetzt wählen. Und dann wird die von heute auf morgen wieder geändert oder die Taktik, und zwar so, als würde hier ein Waschmittel neu auf den Markt gebracht. Ist das ein fairer Vergleich, oder ist es alles ganz anders?

    van de Laar: Ich glaube, natürlich ist viel Strategie mit drin. Und natürlich wird da, wo auch immer die Headquarters sind, wird da viel gerechnet mit den Zahlen. Allerdings ist es anders, wenn man wirklich in der Gemeinde ist. Das ist nicht viel Strategie dabei. Da ist wirklich einfach nur, auf die Leute zuzugehen und zu hören, was für die Leute wichtig ist. Und dann eben die Leute versuchen zu überzeugen, dass wir das richtige Rezept haben.

    Meurer: Das richtige Rezept, damit meinen Sie und das Lager von Obama ja vor allen Dingen den Begriff Change, Wandel. Was tun Sie, um diesen Begriff gegen Hillary Clinton zu verteidigen?

    van de Laar: Ich glaube, dafür müssen wir nicht viel verteidigen. Wir unterscheiden uns von Hillary Clinton nicht groß in Policy. Sondern wir haben einfach neue Strategien für Amerika. Und der Kandidat Barack Obama, der hat eine neue Richtung, Change. Und natürlich ist Change von den Republikanern, von den Demokraten, wurde von jedem aufgegriffen. Aber ich glaube, es sind die Leute, die entscheiden, was der richtige Change ist. Und ich glaube, die Leute haben sich für Barack Obama in South Carolina entschieden. Und ich hoffe, dass es weiter so geht.

    Meurer: Wenn Obama sagte, er ist für Schwarz und Weiß, für Arm und Reich, für alle Seiten, bleibt er da ein bisschen im Allgemeinen?

    van de Laar: Natürlich bleibt er im Allgemeinen. Wenn man sich die Demokraten anschaut, sind alle recht gleichlinig, wenn man sich die Policies anschaut. Ich glaube, es hängt auch von den Leuten ab, dass die entscheiden, wer ist die Kandidat, der im nächsten Januar der beste Kandidat ist für Amerika. Und ich glaube, da unterscheiden wir uns von den anderen.

    Meurer: Noch ganz kurz Ihr Tipp. Wird überhaupt am Super-Tuesday, nächsten Dienstag, die Entscheidung schon fallen?

    van de Laar: Meiner Meinung nach nein. Hoffentlich wird sie fallen, und hoffentlich werden wir sämtliche Staaten gewinnen. Aber alle Kandidaten sind sehr stark hier im Rennen. Und ich glaube, wir können nur das Beste versuchen, für uns rauszuschlagen. Es kann durchaus noch bis zum 12. weitergehen, und es könnte auch noch bis zum richtigen Frühling reingehen. Wir werden natürlich hart arbeiten und schauen, dass wir am Super-Tuesday alles fertig haben. Aber ich glaube es nicht.