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Waibel: Habe keine Geheimforschung für NSA betrieben

Alexander Waibel vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) soll jahrelang für den US-Geheimdienst NSA geforscht haben - laut dem ARD-Magazin "Fakt". Er habe digitale Spracherkennungssysteme entwickelt, mit denen man Telefonate für die Geheimdienste auswerten könne. Der Beschuldigte weist die Vorwürfe zurück.

Von Jürgen Essig | 04.09.2013
    Professor Alexander Waibel vom KIT gilt weltweit als Koryphäe der automatischen Spracherkennung. Er hat einen zweiten Lehrstuhl an der Carnegie Mellon Universität in Amerika und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit digitaler Spracherkennung. Das ARD-Magazin Fakt berichtet nun:

    "Seine Forschung machte die digitale Spracherkennung erst anwendbar. Der amerikanische Geheimdienst nutzt die Waibel-Forschung. Wird zum Beispiel ein Telefongespräch abgefangen, wandelt die Software das Gespräch in einen digitalen Text um. Nun wird der Text automatisch durchsucht und mit verschiedenen Datenbanken abgeglichen. Ein mächtiges Instrument. Von der NSA eingesetzt zur totalen Überwachung."

    Professor Alexander Waibel ist entsetzt über diese Darstellung.

    "Reinster Rufmord hab ich gesagt. Das ginge ja gar nicht, selbst wenn man das wollte, was die behaupten. Die Satzung einer Universität lässt Geheimforschung nicht zu. Wenn sie derartige Forschung tätigen, bräuchten Sie in den USA eine sogenannte Security Clearence und die hab ich auch nie gehabt."

    Er habe immer nur Grundlagenforschung betrieben, so Waibel weiter. Tatsächlich hat er von amerikanischen Regierungsorganisationen rund 250.000 Dollar für eines seiner Projekte erhalten und er sagt:

    "Ja, wir kennen natürlich die Leute alle in der amerikanischen Regierung, ja, aber wir haben nie classified research gemacht, das heißt immer öffentliche Forschung, die Sie von jeder öffentlichen Organisation runterladen können, diese Daten können Sie öffentlich beziehen."
    Und seine Forschungen wurden aus vielen anderen Gründen durchgeführt, so das KIT in einer schriftlichen Stellungnahme weiter. Seine Arbeit würde vor allem von der Europäischen Union gefördert und diene zum Beispiel der Übersetzung gesprochener Sprache zur Kommunikation in der EU. Außerdem entwickelt Waibel am KIT eine Software zur Vorlesungssimultanübersetzung, mit deren Hilfe ausländische Studierende deutsche Vorlesungen verstehen können. Waibel sei weltweit führend auf seinem Sachgebiet und es sei absolut üblich, das in Amerika Forschungsvorhaben von Regierungsorganisationen finanziell gefördert werde, so das KIT weiter. Und auch Prof. Waibel selbst sagt:

    "Das gesamte Wissen, das in der Spracherkennung entsteht, das ist wie Straßenbau. Wissen Sie, Sie können Straßen bauen und dann fahren Autos drüber und irgendwann fahren Panzer drüber. Sie können nicht eine Welt kreieren, in dem man sozusagen das Wissen das die Wissenschaft kreiert völlig trennen kann."

    Professor Waibel ist sich also bewusst, dass seine Forschung auch durch Geheimdienste genutzt wird, aber, er habe keine direkten Aufträge von ihnen erhalten und durchgeführt.