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Wall Street
Die Berichtssaison beginnt

Der erste Bilanzbericht an der Wall Street wird stets mit Spannung erwartet, denn er gilt als Omen für das Abschneiden der anderen börsendotierten US-Unternehmen. Am 8. April war es soweit und der Aluminium-Konzern Alcoa legte als Erster seine Zahlen vor.

Von Miriam Braun | 09.04.2015
    Es wird das schlechteste Quartal für US-Unternehmen seit fast fünf Jahren werden. Hieß es in den vergangenen Tagen an der Wall Street. Auch der Kurs von Alcoa war dementsprechend unter Druck, verlor seit Jahresanfang 13 Prozent, die Erwartungen wurden herabgestuft.
    Dann Überraschung: Die Umsätze mit 28 Cent pro Aktie doch besser als gedacht, die robuste Nachfrage der Autoindustrie und Luft und Raumfahrt macht es möglich. Der Gewinn blieb trotzdem unter den Erwartungen.
    Ein gemischtes Bild, das die anstehende Saison widerspiegeln könnte, die Schätzungen zum ersten Mal seit 2012 von sinkenden Berichtsergebnissen geprägt sein soll.
    Eine schwache Berichtssaison
    Besonders der starke Dollar mache den global agierenden US-Unternehmen zu schaffen. Vor einem Jahr war ein Euro noch 1,40 Dollar wert – inzwischen nähert sich der Greenback der Parität, also ein Euro gleich ein Euro. Kate Warne Analystin bei Edward Jones and Co:
    "Es wird auf jeden Fall eine schwache Berichtssaison. Die meisten Firmen verkaufen weltweit und wenn dortige Einnahmen in Dollar zurückgerechnet werden, hat man klar geringeren Umsatz. Aber der Hauptgrund sind die schwachen Ölpreise. Wenn man die Energiefirmen rausrechnet, sind die Schätzungen weitaus besser."
    So schrumpfen die Umsätze der im S&P gelisteten Unternehmen den Schätzungen zwar jetzt und in den folgenden Quartalen. Sind allerdings in den jetzt vergangenen drei Monaten um fast zwei Prozent gestiegen, wenn man den Energiesektor rausrechnet. Dessen Umsätze sind um satte 60 Prozent eingebrochen, im Vergleich zum Vorjahr.
    Im nächsten Quartal würden die Umsätze ohne die Energiewerte 3,4 Prozent wachsen. Liz Ann Sonders, Marktstrategin bei Charles Schwab Investment im Gespräch mit Bloomberg TV.
    "Wir hatten schon zwei Mal mehrere Quartale, die negatives Wachstum gezeigt haben und es trotzdem keine Rezession war. 1986 und 1998. Beide Male in einem Umfeld, indem der Dollar immer starker wurde und der Ölpreis immer weiter fiel. Und es endete nicht in einer Rezession. Ich glaube wir sehen die gleichen Charakteristika jetzt. "
    Wachsende Konsumausgaben
    Die Wirtschaft ist der ersten Schätzung zufolge im ersten Quartal nur um 2,2 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sehen die Konsumausgaben der Amerikaner immer noch robust aus, die wachsen so stark wie seit 2008 nicht mehr. Bei einer Wirtschaftsleistung die zu zwei Dritteln auf dem inländischen Konsum basiert, sieht man auch hier: Es sind die Exporte der Unternehmen die Wirtschaftsleistung drücken. Kate Warne:
    "Und man darf nicht vergessen, die Firmen senken oft auch ihre Erwartungen vorab, damit sie dann positiv überraschen können. Also auch wenn die Umsätze leicht negativ sein sollten, können sie immer noch übertreffen. Ich glaube die Messlatte wurde einfach niedriger gehängt."
    Und genau so konnte auch Alcoa die Erwartungen übertreffen.