Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Wall Street gibt nach

Bislang haben die New Yorker Anleger die weitgehende Stilllegung der öffentlichen Verwaltung in den USA relativ gut weggesteckt. Doch jetzt steigt die Sorge, dass die Etatquerelen sich noch lange hinziehen könnten – und eine Rückkehr zur Normalität verhindern.

Von Beatrice Uehrlings | 03.10.2013
    800.000 Staatsbeamte sind zwangsbeurlaubt, viele Museen und Nationalparks geschlossen, die Behörden fahren Dienstleistungen zurück: Zum ersten Mal seit 17 Jahren stehen in den Vereinigten Staaten weite Teile der Bundesverwaltung still. Wiederaufgenommen wird der Betrieb erst, wenn der zerstrittene US-Kongress sich endlich auf einen neuen Haushalt einigt. Der amerikanischen Wirtschaft bleibt nicht mehr viel Spielraum. James Paulsen, Investmentstratege bei Wells Capital Management, hat die genaue Zahl bei der Hand. "Eine längerfristige Lahmlegung würde das US-Bruttoinlandsprodukt jede Woche um 0,1 Prozent schmälern", rechnet er vor.

    Bislang haben die New Yorker Anleger die weitgehende Stilllegung der öffentlichen Verwaltung in den USA relativ gut weggesteckt. Doch jetzt steigt die Sorge, dass die Etatquerelen sich noch lange hinziehen könnten – und eine Rückkehr zur Normalität verhindern.

    Bei vielen Anlegern ist das Image der weltgrößten Volkswirtschaft schon jetzt ruiniert. Die Schlussstände am New Yorker Aktienmarkt sprechen für sich. Der Dow Jones Index beendete den Tag mit 15.133 Punkten bei 0,4 Prozent im Minus. Die Hightech-Börse Nasdaq schloss 0,1 Prozent tiefer.

    Nachfolgerfrage bei Microsoft
    Angeführt wurde das Verliererfeld von Monsanto. Der auf gentechnisch modifiziertes Saatgut spezialisierte Agrarriese hat die Analystenerwartungen für das abgelaufene Quartal verfehlt. Der Jahresausblick blieb ebenfalls hinter den Konsensschätzungen zurück.

    Bei Microsoft lastete eine neue Personalfrage auf dem Aktienkurs. Mitten in der Suche nach einem Nachfolger für den Konzernchef wollen einige Anteilseigner nun zugleich auch den Firmengründer loswerden. Drei Großaktionäre fordern den Rücktritt von Bill Gates, der Microsoft vor 38 Jahren gegründet hat und jetzt als Aufsichtsratsvorsitzender fungiert.

    Verhalten positiv waren die Reaktionen auf den Börsengang von Empire State Realty Trust. Der Investmentgesellschaft gehört neben vielen anderen Wolkenkratzern auch das durch den Film "King Kong" zur Legende gewordene Empire State Building im Herzen New Yorks. Die Empire State Realty Trust Aktie beendete ihren ersten Handelstag immerhin knapp behauptet.

    Am Rentenmarkt waren die Käufer in der Mehrheit. Die richtungsweisenden, zehnjährigen US-Staatsanleihen verbesserten sich um zwei Stellen auf eine Umlaufrendite von 2,63 Prozent.

    Im Devisenhandel war der Euro begehrt. Die Gemeinschaftswährung kostete im späten New Yorker Geschäft 1,3588 Dollar. Die Finanzprofis begrüßten, dass Italiens Regierungschef Enrico Letta die Vertrauensabstimmung im Parlament gewonnen hat, während die EZB den Leitzins unverändert bei 0,5 Prozent beließ.

    Der Goldpreis hat leicht nachgegeben. Die US-Schlussnotierung betrug 1317, 20 Dollar je Feinunze.

    Auch an der Tokioter Börse spielgelten sich die Entwicklungen der Wall Street wider. Der Nikkei-Index büßte binnen zehn Minuten nach Handelsstart 0,8 Prozent ein und fiel auf 14.144,37 Punkte.