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Wanda Diaz
Die Astronomin, die nichts sehen kann

Wanda Diaz hat einen ganz besonderen Zugang zum Kosmos. Die Forscherin aus Puerto Rico sieht sich die Daten aus dem All nicht an – sie hört sie an. Denn Wanda Diaz hat vor gut 15 Jahren während des Studiums ihr Augenlicht verloren.

Von Dirk Lorenzen | 20.08.2019
Wanda Diaz Merced auf der Generalversammlung der IAU 2018 in Wien (IAU)
Wanda Diaz Merced auf der Generalversammlung der IAU 2018 in Wien (IAU) (International Astronomical Union)
Weil sie Computer, Datenbanken, Bibliotheken und Teleskope nicht nutzen konnte, musste sie die Uni verlassen. Ein Lehrer erzählte ihr von einem NASA-Projekt, das den Kosmos buchstäblich spürbar machen wollte – und forderte sie auf, dort mitzumachen.
Inzwischen benutzt Wanda Diaz Geräusche, um in den Himmel zu gucken. Ein Programm auf ihrem Laptop übersetzt die Daten in Töne, ein Sternspektrum ebenso wie die Verteilung von Wasserstoffgas zwischen den Sternen.
Bildungsniveau wirtschaftlich schwacher Länder verbessern
Das mag ungewöhnlich sein, unwissenschaftlich ist es nicht. Denn fast alle Daten aus dem Kosmos sind für das bloße Auge nicht wahrzunehmen. Es ist letztlich kein Unterschied, ob Astronomen Infrarot- oder Röntgenstrahlen in sichtbares Licht oder in hörbare Töne umsetzen.
Experimente zeigen, dass oftmals mit dem Gehör Phänomene zu erfassen sind, die dem Auge verborgen bleiben. Das All anzuhören ist also keine Notlösung – es ist einfach eine andere Art des Forschens.
Heute ist Wanda Diaz im Büro der Internationalen Astronomischen Union in Südafrika tätig. Ihr Team will mit Hilfe der Himmelskunde das Bildungsniveau wirtschaftlich schwacher Länder verbessern.
Die Astronomin möchte möglichst vielen Menschen das Weltall zugänglich machen – jenen aus armen Regionen ebenso wie jenen mit körperlichen Einschränkungen.