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Warnstreik
Bahn bemüht sich um Schadensbegrenzung

Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder zum Warnstreik aufgerufen, die Bahn bereitet indes Schadensbegrenzung vor. Drei Stunden lang, bis 21 Uhr, soll gestreikt werden. Vor allem den Güterverkehr wolle man treffen. Doch die Maßnahme wird auch der Personenverkehr spüren.

Von Michael Braun | 01.09.2014
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    Der Warnstreik heute dürfte nicht der letzte sein. Und Mitarbeiter der Bahn erinnern sich noch an die Streiks der Jahre 2007, 2008 und 2011 und trauen der GDL durchschlagende Wirkung zu. (picture-alliance/dpa)
    Die Streikvorbereitungen laufen an: Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder zum Warnstreik aufgerufen, die Bahn bereitet Schadensbegrenzung vor. Es geht gleich los, um 18 Uhr. Drei Stunden lang, bis 21 Uhr, soll gestreikt werden. Dazu hatte die GDL heute früh aufgerufen. Gegen 18 Uhr seien die meisten Pendler daheim der Güterverkehr laufe an, den vor allem wolle man treffen. Doch die Streiks wird auch der Personenverkehr spüren. Claus Weselsky, der Vorsitzende der GDL, zu den erwarteten Streikwirkungen:
    "Wir werden sicherlich bundesweite Auswirkungen zu verzeichnen haben. Unsere Zeit, 18 bis 21 Uhr, ist mit Rücksicht auf Wochenendpendler und auch Tagespendler extra so spät gewählt worden, sodass der Schwerpunkt mehr im Güterverkehr liegt. Trotzdem wird es eine flächendeckende Wirkung für diese drei Stunden geben."
    Die Bahn ist derweilen bemüht, den Schaden für ihre Kunden zu minimieren. Vom Streik betroffene Kunden könnten ihre Fahrkarte und Reservierung in den Reisezentren oder DB Agenturen kostenlos erstatten lassen. Sie könnten auch den nächsten - auch höherwertigen - Zug nutzen. Bei zuggebundenen Angeboten werde dann die Zugbindung aufgehoben. Zudem stellt sich die Bahn auf Entschädigungszahlungen ein: Denn kommt ein Fahrgast mindestens eine Stunde zu spät am Ziel an, muss sie ihm 25 Prozent des Fahrpreises erstatten. Bei zwei Stunden Verspätung sind es 50 Prozent.
    Die Bahn hatte heute ein neues Angebot vorgelegt. Personalvorstand Ulrich Weber hatte es mit der Aufforderung verbunden, den Warnstreik abzusagen:
    "Deshalb dieses weitere Angebot, was substanziell ist. Und darauf hat die GDL jetzt zu reagieren. Und ich gehe davon aus, dass sie reagiert."
    Die Bahn wollte bisher nicht mit der GDL direkt verhandeln, weil die GDL und die konkurrierende größere Eisenbahnergewerkschaft EVG zum Teil für dieselben Berufsgruppen Forderungen erhoben haben. Diesem Streit unter den Gewerkschaften wollte die Bahn mit einer Übergangsregelung Zeit für eine Lösung geben. Diese Idee einer Übergangsregelung zieht sie nun zurück. Die Bahn will nun direkt mit der GDL verhandeln. Der Gewerkschaft reiche das Entgegenkommen nicht. Claus Weselsky:
    "An nicht einer einzigen Stelle verändert sie substanziell das Angebot. Es bleibt nach wie vor bei den 350 Euro Einmalzahlung. Und alle andere soll, zeitlich gesehen, dann erst auf Ende September in Verhandlungen besprochen werden. Da sind wir keinen Millimeter weiter. Und deshalb erhöhen die Kolleginnen und Kollegen jetzt den Druck auf den Arbeitgeber."
    Der Warnstreik heute dürfte also nicht der letzte sein. Und Mitarbeiter der Bahn erinnern sich noch an die Streiks der Jahre 2007, 2008 und 2011 und trauen der GDL durchschlagende Wirkung zu:
    "Die Bereitschaft der GDL, sag ich mal, das traue ich der schon zu. Was man vor Jahren schon mal gesehen hat, dass die schon da, was die androhen, schon durchsetzen."
    Die Fernbusbetreiber in Deutschland spüren noch keinen Zulauf von den Streiks vorige Woche bei Germanwings und heute bei der Bahn. Als die Piloten der Lufthansa-Tochter vorige Woche streikten, stieg zwar etwa bei MeinFernbus die Zahl der verkauften Tickets um zwei Prozent. Das bewege sich aber im Rahmen normaler Tagesschwankungen. Und wenn durch den Warnstreik bei der Bahn heute von 18 Uhr an der regionale S-Bahnverkehr betroffen werde, spürten das die Fernbusse nicht in der Kasse. Diese kurzen Strecken dürften sie nicht bedienen. Mehrtägige Streiks mit Störungen im Personenfernverkehr seien aber zu spüren: Zuletzt habe ein zweitägiger Eisenbahnerstreik die Zahl der verkauften Fernbusfahrkarten um sieben Prozent steigen lassen.