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Was halten Sie von Nachhilfe?

Erzielen Schüler mit Nachhilfe bessere Noten? Die meisten Schüler, Eltern und Lehrer halten Zusatzunterricht für sinnvoll - allerdings mit Einschränkung.

Von Britta Mersch | 21.02.2013
    "Ich kenne viele Leute, die Nachhilfe selber geben oder nehmen. Ich gehöre auch dazu, ich bin ein recht guter Schüler und ich glaube auch nicht, dass nur schlechte Leute Nachhilfe nehmen, weil auch viele für die Abiturvorbereitung sich Nachhilfe nehmen, um für das Abitur besser vorbereitet zu sein."

    Miriam besucht die 11. Klasse eines Gymnasiums in Bergheim bei Köln. Einmal die Woche bekommt sie Englisch-Nachhilfe von einem Bekannten. Sie gibt auch selbst Nachhilfe für Latein und Deutsch. Drei Schüler unterrichtet sie zweimal in der Woche. Den privaten Unterricht findet sie besser als die Angebote in der Schule:

    "So Vertiefungskurse nennt sich das, aber da waren auch Freunde von mir und die haben das nicht so gut gefunden, weil das nicht so viel gebracht hat."

    Auch ihre Freundin Loreen lässt sich ab und zu helfen – und zwar am liebsten von Freunden oder Bekannten:

    "Ich selber nehme nicht regelmäßig Nachhilfe, außer so vor Klausuren, vor einer Matheklausur, wenn das dann gar nicht geht, aber an sich stehe ich da ganz gut zu und denke, dass es sehr hilfreich ist, wenn man sich das von den Schülern erklären lässt. Ich finde, das ist manchmal leichter und das lässt sich von einer anderen Seite gut erklären, wenn es nicht gerade vom Lehrer kommt. Ist eine gute Sache."

    Eltern und Lehrer äußern sich nicht ganz so positiv zum Zusatzunterricht. Nachhilfe ist gut – aber mit Einschränkung, sagt Elisabeth Trebbau, Lehrerin an einer Förderschule in Lippstadt:

    "Ich finde Nachhilfe dann sinnvoll, wenn es darum geht, Rückstände in einem Fach aufzuarbeiten, meinetwegen nach Krankheit oder weil man einfach mit dem Fach Schwierigkeiten hat. Ich finde es schwierig, wenn es mehrere Fächer betrifft und wenn man mehrere Baustellen hat, weil ich denke, es ist sehr zeitintensiv und ich frage mich, ob das Kind nicht dann damit überfordert ist."

    Eine Meinung, der sich Gertrud Hestler vom Bundesverband Lernen Fördern anschließt. Sie hat selbst zwei Kinder:

    "Ich sage zum Beispiel, Nachhilfe soll nachhelfen und nicht etwas sein, was man vom ersten Tag an, wenn die Kinder ins Gymnasium oder in die Schule kommen, beibehält, sondern das soll kurz helfen, einen Stoff aufzuholen. Und spätestens nach drei Monaten, wenn das Kind das nicht aufgeholt hat, muss man sich über die Schulart überlegen, ob es am richtigen Platz ist."

    Das heißt, Sie finden es falsch, wenn Eltern ihre Kinder auf jeden Fall auf irgendeine Schulform prügeln wollen?

    "Genau, das ist falsch. Das tut dem Kind nicht gut, das tut den Eltern nicht gut, weil das ist ein ständiger Kampf, das Kind weiterzubringen als es kann. Man muss auch mal akzeptieren, dass irgendwo Grenzen sind."

    Denn wenn sich Eltern vom Kind gute Noten wünschen – es selbst aber keine Lernmotivation hat, bringt auch die Nachhilfe nichts. Das hat die angehende Lehrerin Britta Kleinalstede erlebt, die als Schülerin Englisch-Nachhilfe gegeben hat:

    "Der Schüler hatte da keinen Bock drauf und das hat man einfach gemerkt, weil Vokabeln lernen, etc., das hat er einfach für sich nicht gemacht. Er hat bei mir was gemacht, hat dann die Sachen weggesteckt und eine Woche später, wenn er wieder bei mir war, herausgeholt und ich finde, dass auch einfach die Eigenaktivität des Schülers vorhanden sein muss."