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Wasserball
Bundestrainersuche dauert an

Es war ein ziemlich bemerkenswerter Vorgang: Im Dezember hat die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft die Absetzung ihres Trainers gefordert – in einem Brief an den Deutschen Schwimm-Verband. Begründung: Die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio sei gefährdet, das Verhältnis zwischen Trainer und Team zerrüttet. Der Deutsche Schwimm-Verband gehorchte – hat aber noch keinen Ersatz gefunden und arbeitet weiter mit Zwischenlösungen.

Von Bastian Rudde | 17.03.2015
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    Der DSV sucht weiter einen Wasserball-Bundestrainer (picture alliance / dpa)
    Trainingsspiel beim Wasserball-Spitzenverein ASC Duisburg. Mit im Wasser ist Nationalspieler Julian Real. Auch er hat vor knapp drei Monaten vom Deutschen Schwimm-Verband gefordert, Nationaltrainer Nebojsa Novoselac abzusetzen:
    "Meiner Meinung nach haben die Funktionäre ein bisschen... Sie haben sich nicht so richtig um die Spieler gekümmert. Sie hätten viel, viel eher da Einblicke erfassen müssen, wie das Spieler-Trainer-Verhältnis ist, und dann am Ende haben die Spieler das halt in die Hand genommen."
    Jetzt steht Novoselac zwar nicht mehr Beckenrand, aber weiter beim DSV unter Vertrag. Interimslösung ist der Duisburger Trainer Arno Troost. Letzte Woche hat er sein Engagement zwar bis Mitte April verlängert, sieht sich aber nicht als Dauerlösung: Vereinstrainer, dazu der Arbeitsalltag als Architekt und dann noch die Nationalmannschaft - das klappt auf Dauer nicht, sagt Troost:
    "Das ist einfach auch eine Aufgabe, die muss man Fulltime machen. Und ich kann nicht drei Sachen auf einmal, das funktioniert nicht. Und dann soll meine Familie auch nicht leiden."
    Im Deutschen Schwimm-Verband läuft die Suche nach einer Langfrist-Lösung, von "aussichtsreichen Gesprächen" ist die Rede. Hagen Stamm - Grandsiegneuer des deutschen Wasserballs und Präsident des Vorzeigevereins Wasserfreunde Spandau - hätte lieber schon Ergebnisse:
    "Jetzt muss natürlich dringend Ruhe einkehren, weil bis zur Olympia-Qualifikation und bis zur EM, die vorher ja schon ein wenig Weizen von Spreu trennt, wer dann überhaupt zur Olympiaqualifikation darf, bis dahin ist noch ein Jahr Zeit. Also es gilt jetzt wirklich einen Top-Mann zu holen."
    Nicht nur der steht dann aber unter Druck, sagt Nationalspieler Julian Real. Er sieht nach der sogenannten "Spielerrevolte" gegen den abgesetzten Bundestrainer Novoselac auch die Nationalmannschaft in der Pflicht:
    "Wir sind jetzt im Endeffekt auch in der Bringschuld als Spieler. Wir müssen jetzt zeigen, dass wir mit einem anderen Trainer auch siegen können und zu Olympia wollen, und das müssen wir jetzt erst mal zeigen."