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Wasserstoffautos
Brauchbare Alternative zum Elektroauto?

Kleinere Batterie, schnelles Nachtanken, geringere Kosten: Mit dem Wasserstoffauto sollen die Probleme verschwinden, die bisher verhindern, dass das umweltfreundliche Elektroauto trotz Förderung bisher eher zu den Ladenhütern gehört. Mit der Umrüstung auf Wasserstoff-Batterien soll sich das künftig ändern.

Von Kai Rüsberg | 31.03.2015
    Strahlend, mittelblau lackiert. So präsentiert Andy Fuchs von Toyota sein neustes Modell Mirai - ein Wasserstoffauto.
    "Es ist eine komplett neue Technologie. Der Traum der Menschheit."
    Der Traum des Leiters der Berliner Repräsentanz des größten Autoherstellers der Welt ist die emissionsfreie Mobilität. Ein Auto, bei dem nur Wasserdampf, aber keine Schadstoffe aus dem Auspuff kommen und dessen Treibstoff Wasserstoff nahezu energieneutral gewonnen werden kann.
    "Es ist ein Elektroauto. Nur eine andere Form der Speicherung der Energie."
    Der Wasserstoff wird im Auto in Drucktanks gelagert, die als unfallsicher gelten. Eine Brennstoffzelle erzeugt daraus Strom und speichert ihn in einer Pufferbatterie. Damit wird der Elektromotor angetrieben. Die Batterie nimmt auch den Strom auf, der beim Bremsen oder Bergabfahren erzeugt wird.
    Gegenüber rein batteriebetriebenen Elektroautos können Wasserstoffautos deutlich größere Reichweiten von etwa 500 Kilometern erreichen und das Wiederauftanken geht deutlich schneller.
    "Das ist der Vorteil von Wasserstoff. Kunden brauchen ihr Verhalten nicht verändern. Sie betanken das Auto in drei Minuten und haben gleiche Reichweiten wie sie das heute gewohnt sind."
    Auf die Erzeugung kommt es an
    Beim ökologischen Nutzen von Wasserstoff als Treibstoff kommt es vor allem auf die Erzeugung an, sagt Sofia Capito vom Beraterbüro Ludwig-Bölkow-Systemtechnik in München. Ihr Institut hat an einer groß angelegten Studie der EU-Kommission mitgewirkt, bei der die Produktion von Treibhausgasen über die gesamte Kette von der Energieerzeugung bis zum Antrieb des Autos untersucht wurde.
    "Wenn man Ökostrom für den Wasserstoff verwendet, gibt es über die gesamte Kette keine Emissionen. Bei der Elektrolyse habe ich keine schädlichen Produkte und auch lokal am Auto nicht. Wir wissen nicht, wie wird es sich mit dem Erdöl weiter entwickeln, wie werden sich die Preise weiter entwickeln."
    In Herten im Ruhrgebiet wurde eine Versuchsanlage aufgebaut, die aus Windstrom von einer Kohlenhalde Wasserstoff herstellt, so Michael Weber vom h2-netzwerk-ruhr:
    "Der Wasserstoff wird auf verschiedene Weise gewonnen. Erdgas Dampf Reformierung: Dort wird CO2 freigesetzt. Die Idee ist, überschüssige erneuer¬bare Energien zu verwenden, dann kommt nur Wasserdampf hinten raus."
    In diesem Hydrolyseprozess geht zwar ein großer Teil der Primär-Energie verloren. In Herten wird aber erprobt, die Wasserstofferzeugung als Speichertechnologie zu nutzen, die je nach Stromangebot gesteuert wird.
    "Wir haben den Plan in Deutschland, massiv CO2 zu reduzieren. Das können wir nur schaffen, wenn wir mehr erneuerbare Energien installieren, als der Tagesbedarf ist. Dann wird es immer Perioden geben, in denen große Mengen im Überschuss verfügbar sind. Die wollen wir dann nutzen, da bietet sich der Wasserstoff aufgrund der Verfügbarkeit an."
    Dieser Windstrom-Wasserstoff kann sicher in großen Tanks gespeichert und entweder lokal zum Heizen oder zur Stromerzeugung verwendet werden oder er dient als Treibstoff für die Mobilität der Zukunft.
    Ein kleiner Anfang
    Japan ist das einzige Land, in dem bislang Serienfahrzeuge mit Wasserstoff fahren – mehr als 1.000 wurden verkauft. In Europa hat bisher nur Hyundai ein Wasserstoffauto im Angebot. Ab September will Toyota mit seinem Serienauto nachziehen. Den Kaufpreis von 72.000 Euro für einen Kompaktwagen werden anfangs wohl nur Behörden oder Firmen bezahlen können, räumt Andy Fuchs ein.
    "Es ist ein kleiner Anfang. Wenn wir jetzt mit 100 Autos anfangen, dann ist das noch ein Tropfen auf den heißen Stein."
    Weitere Hersteller wie Mercedes haben für die kommenden Jahre Fahrzeuge angekündigt. Bis dahin muss aber die Tankstellendichte deutlich erhöht werden. NRW will bis Herbst mit acht öffentlichen Zapfsäulen im Rheinland Vorreiter werden. Sonst ist das Tankstellennetz in Deutschland noch sehr dünn, soll aber langsam ausgebaut werden.