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Wasserstoffbombe
Fragen und Antworten

Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine Wasserstoffbombe gezündet. Was bedeutet das? Hier eine Erklärung, was eine Wasserstoffbombe eigentlich ist und wer sie besitzt.

06.01.2016
    In Südkorea verfolgen Menschen einen Fernsehbericht über den Wasserstoffbombentest in Nordkorea.
    In Südkorea verfolgen Menschen einen Fernsehbericht über den Wasserstoffbombentest in Nordkorea. (JUNG YEON-JE / AFP)
    Atombomben und Wasserstoffbomben – beide sind Kernwaffen, allerdings unterscheiden sie sich in Bauart und Wirkung.
    Eine Wasserstoffbombe: Was ist das?
    In Atombomben, wie sie im Zweiten Weltkrieg von den USA über Hiroshima und Nagasaki eingesetzt wurden, wird eine Kernspaltung ausgelöst. Waffenfähiges Uran oder Plutonium wird durch einen herkömmlichen Sprengsatz so verdichtet, dass eine Kettenreaktion in Gang gesetzt wird, bei der Energie freigesetzt wird.
    Wasserstoffbomben sind wesentlich schwieriger zu bauen. Hier entsteht die freigesetzte Energie durch eine Kernfusion, und zwar der schweren Wasserstoff-Isotope Deuterium oder Tritium. Sie verfügen über eine Sprengkraft, die etwa 1.000 Mal so stark ist wie die von Atombomben. Um den Fusionsprozess, der auch in der Sonne abläuft, in Gang zu bringen, ist eine hohe Ausgangsenergie nötig. Deshalb wird die Bombe in drei Stufen gezündet: zunächst ein konventioneller Sprengsatz, der eine Atombombe zündet, die wiederum die Fusion auslöst.
    War es wirklich eine Wasserstoffbombe?
    Viele Fachleute bezweifeln, dass Nordkorea tatsächlich in der Lage ist, eine Wasserstoffbombe zu bauen. Nach Auskunft von Seismologen war die Stärke der Explosion etwa so stark wie beim letzten Atombombentest in dem Land. Bei einer Wasserstoffbombe wäre die Sprengkraft aber deutlich höher, hieß es von Wissenschaftlern. Wahrscheinlicher sei, dass Nordkorea über eine Mischung aus beiden Typen verfüge. So könnten die Militärs eine kleine Menge eines Wasserstoff-Isotops integriert haben. Dadurch wird die Wucht der Bombe erhöht, ohne die Sprengkraft einer Wasserstoffbombe zu erreichen. Das Regime in Pjöngjang könnte diesen Mischtyp gemeint haben, als es von einer "Mini-Wasserstoffbombe" sprach. Dass die Bombe besonders klein war, dürfte allerdings die Gegenspieler Nordkoreas – insbesondere die USA, Südkorea und Japan – kaum beruhigen. Denn eine solche Mini-Bombe – wenn es sie denn gibt – könnte von Marschflugkörpern transportiert werden.
    Wer besitzt die Wasserstoffbombe?
    Als Atommächte gelten die USA und Russland, außerdem die europäischen Länder Frankreich und Großbritannien, sowie China, Indien, Pakistan, Israel und eben Nordkorea. Eine Wasserstoffbombe haben nachweislich die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China gezündet.
    Der Bombentest von Nordkorea ist ein Verstoß gegen geltende Regelungen. Darauf wiesen die USA und Russland, aber auch China deutlich hin. Zwar hat Nordkorea den Atomwaffensperrvertrag im Jahr 2003 aufgekündigt. Aber mehrere Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats verpflichten das Land, alle Massenvernichtungswaffen zu vernichten und sich internationalen Kontrollen zu stellen.
    (adi/am)