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Wechsel zur Bahn
Pofalla sagt Auf Wiedersehen

Der Wechsel des früheren Kanzleramtsministers Ronald Pofalla zur Deutschen Bahn hat für viel Wirbel gesorgt. Besonders ärgerlich waren CDU-Mitglieder in seinem Wahlkreis in Kleve am Niederrhein - kündigte Pofalla den Wechsel doch kurz nach der Bundestagswahl an. Jetzt ist die Klever CDU zum ersten Mal ohne Abgeordneten in Berlin. Auf einer Abschiedstournee versucht Pofalla die Wogen zu glätten.

Von Ludger Kazmierczak | 19.11.2014
    Ronald Pofalla steht im Emmericher Bahnhof vor einer Fahrplantafel.
    Ronald Pofalla verabschiedet sich mit mehreren Besuchen von seinem Wahlkreis in Kleve. (dpa / picture alliance / Endermann; Andreas)
    Auf seiner Abschiedstournee macht Ronald Pofalla Station an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Ein Projekt, das der Christdemokrat als Spitzenpolitiker in Berlin mit angeschoben hat. Mit der Hochschulpräsidentin und dem Landrat spaziert der 55-Jährige über den Campus - in kleiner Runde. Von seinen Wählern will sich Pofalla im kommenden Monat verabschieden. Wie auch immer.
    "Das werde ich Ihnen jetzt nicht erzählen, weil da hab ich mir noch manche Überraschung für den Dezember vorbehalten, und die werde ich vorher nicht ankündigen."
    Im Januar wird der Niederrheiner seinen Heimatort Weeze verlassen, um sich als Generalbevollmächtigter für politische und internationale Beziehungen bei der Deutschen Bahn AG einer neuen Aufgabe zu stellen. Der Wechsel von der Politik in die Wirtschaft hatte vor knapp einem Jahr für reichlich Wirbel gesorgt. Auf die heftigen Diskussionen der vergangenen Monate blickt Pofalla heute gelassen zurück.
    "Ich bin ganz sicher einer der ganz wenigen Politiker, der freiwillig geht. Bei mir gab´s nichts, gibt´s nichts; ich hätte weitermachen können. Ich bin nur der Überzeugung, dass man schon auch Wechsel von der Wirtschaft in die Politik und von der Politik in die Wirtschaft nicht nur ermöglichen sollte, sondern dass muss in viel breiterem Maße stattfinden."
    Öffentliches Leben zurückgestellt
    Die Parteifreunde am Niederrhein hatten sich damals geärgert, dass Pofalla seine Entscheidung erst nach der Bundestagswahl bekanntgegeben hatte. Zum ersten Mal seit 1949 wird die Klever CDU vom kommenden Jahr an daher nicht mehr mit einem Abgeordneten im Parlament vertreten sein.
    "Ich hab in diesem Jahr so viele Gespräche geführt, dass ich glaube, dass Missverständnisse, die entstanden sind, behoben sind. Und ich hab nicht das Gefühl, dass meine Parteifreunde die Entscheidung nicht verstehen."
    Und dennoch bleibt die Frage, ob der langjährige Vertraute der Kanzlerin die Karten nicht früher auf den Tisch hätte legen können?
    "Ich habe vor der Wahl überhaupt nicht darüber nachgedacht. Gar nicht. Sondern die ganzen Entscheidungen, die ich getroffen habe, liegen alle nach der Wahl."
    Nicht nur beruflich – auch privat will Ronald Pofalla sein Leben neu ordnen. Nach zwei gescheiterten Ehen ist der Workaholic seit vier Jahren mit einer Rechtsanwältin aus Oberhausen liiert. Von Familienplanung ist die Rede.
    "Ich hab jetzt zum ersten Mal in 35 Jahren mein persönliches Leben als das entscheidende angesehen, und dafür das öffentliche Leben zurückgestellt, und dafür bitte ich um Verständnis, und das bitte ich mindestens zu respektieren."
    Am kommenden Freitag wird Ronald Pofalla aller Voraussicht nach zum Ehrenvorsitzenden der Niederrhein-CDU gewählt. Wieder so ein Tag, an dem heißt: Abschied nehmen.
    "Mich hat eigentlich immer der einzelne Mensch interessiert, und mich von diesen Menschen zu verabschieden, das fällt mir schwer."