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Weihnachtsmarkt in Tokio
Bratwurst statt Sushi

Holzschmuck, Nussknacker, Glühwein, Hausmannskost: Dieser Weihnachtsmarkt bietet alles, was das Besucherherz begehrt und das schon seit zehn Jahren. Das Besondere: Die hübsch dekorierten Holzbuden stehen nicht in einer deutschen Innenstadt, sondern mitten in Tokio.

Von Kathrin Erdmann | 23.12.2017
    Anhänger an einem Weihnachtsbaum: Ein Holzengel, der in ein Horn bläst, sitzt auf einem Stern mit Schweif.
    Japaner sind begeistert von dem deutschen Weihnachtsmarkt in Tokio (imago/Michael Weber)
    Zugegeben, heimelig wirkt er zunächst nicht, der Weihnachtsmarkt im Vergnügungsviertel Roppongi, steht er doch auf einer kleinen Freifläche unter der Kuppel eines riesigen Einkaufszentrums aus glänzendem Stahl. elf kleine Buden sind aufgebaut.
    Gleich die Erste ist ein echtes Traditionsgeschäft. Harumi Nakano kommt jedes Jahr extra aus Rotenburg an der Tauber nach Tokio, um traditionellen Weihnachtsschmuck zu verkaufen.
    "Hier auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen wir am meisten Holzornamente, Nussknacker, Räuchermännchen, die sind sehr beliebt und Schwippbögen, hauptsächlich Holzkunstwerk."
    In dem kleinen Häuschen baumeln an einer Seite Holzfiguren, an der anderen stehen die typischen Holzpyramiden. Zwei Frauen mittleren Alters gucken mit leuchtenden Augen herum:
    "Alles ist hier so schön, wir können uns gar nicht entscheiden, was wir kaufen sollen. Das ist ja hier ein ziemlich alter Weihnachtsmarkt. Ich glaube, den gibt es schon seit mehr als 10 Jahren, ich bin schon mehrmals hier gewesen und jedes Mal kaufe ich dann wieder so eine schöne Holzfigur. Wir verabreden uns jedes Jahr und freuen uns immer wieder."
    Obwohl die Anhänger mit umgerechnet bis zu 26 Euro pro Stück nicht gerade billig sind, drängen sich die Kunden hier, das Geschäft läuft gut. Auch diese Schülerin begeistert sich für deutsches Kunsthandwerk:
    "Mir gefällt der Holzschmuck fürs Fenster und auch hier dieser Schneemann aus Glas."
    Weihnachtsmarkt mit langer Tradition
    Der japanische Weihnachtsmarkt in Roppongi hat eine lange Tradition. Er existiert bereits seit zehn Jahren, erzählt Marie Yamamura, die für die Vermarktung des Marktes zuständig ist:
    "Wir sind der erste Weihnachtsmarkt in Japan gewesen, wir sind damals extra nach Deutschland geflogen, um zu gucken, wie so etwas aussieht. Und wir waren so beeindruckt, dass wir es hier nachgebaut haben."
    Moderner deutscher Weihnachtschmuck hat es jedoch bisher nicht hierher geschafft. Seit diesem Jahr sind nicht nur Bier, Glühwein und Rostbratwurst im Angebot, sondern auch deutsche Hausmannskost wie Eisbein und Gulasch.
    Dieser Japaner kommt genau deshalb:
    "Ich mag vor allem das Bier, die Wurst und die Stimmung."
    Und zumindest die Wurst schmeckt ziemlich originalgetreu, wenn auch mit umgerechnet 7,50 Euro pro Stück deutlich teurer als in Deutschland.
    Doch dafür ist alles auch festlich geschmückt - dieses junge Paar hat im Internet geguckt und sich genau aus diesem Grund für diesen Weihnachtsmarkt entschieden.
    "Wir sind zum ersten Mal hier. Und uns gefällt, dass es so schön bunt ist."
    Bis zum 25. Dezember haben die Japaner noch Zeit, sich an dem deutschen Weihnachtsmarkt zu erfreuen.