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Welcome to the City of Jezevac

Nein, niemand kommt sie je dort besuchen, die Mädchen von Jezevac, keine Schulfreundinnen, keine jungen Männer. Jezevac ist kein Ort, wo man gern hinfährt. Dabei würden sie sich freuen und im Übermut hatte eine gerufen: "Welcome to the City of Jezevac".

Von Mechthild Müser | 06.04.2012
    Willkommen in dieser Ansammlung kleiner Häuser, schnell hingeworfen auf die ebene Fläche zwischen dem schlammigen braunen Fluss, der Oskova heißt, und der Straße, die zur Kohlen-Abraumhalde hochführt.

    Die einzigen Besucher, die sich hier sehen lassen, gehören zu einer Hilfsorganisation. Sie kümmern sich um die Übriggebliebenen, Traumatisierten, die nicht in ihre Heimat zurückkehren können oder wollen. Und um die Mädchen, die so frisch sind in ihrer Pubertät, die sich um die besten T-Shirts aus Kleidersammlungen prügeln und einmal ganz anders leben möchten als ihre Mütter. Berufe lernen, in der Stadt wohnen. Aber welche Chance haben sie schon?

    Das ruft seit Kurzem noch andere Besucher auf den Plan: Männer mit prall gefüllten Taschen, die diese Mädchen umgarnen, ihnen ein besseres Leben verheißen - Menschenhändler.

    Die könnten die Mädchen jetzt auch leicht nach Deutschland bringen, denn für Bosnien gilt das Schengen-Abkommen, die Visumspflicht ist aufgehoben.


    DLF 2012