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Weltfußballorganisation
Platini will FIFA-Präsident werden

Er wurde schon länger als möglicher Nachfolger von Sepp Blatter gehandelt. Nun ist es offiziell: Der frühere Weltklassefußballer und derzeitige Präsident des europäischen Fußballverbandes, Michel Platini, kandidiert als Präsident der Weltfußballorganisation FIFA.

29.07.2015
    UEFA-Präsident Michel Platini während des 64. FIFA-Kongresses im June 2014 in Sao Paulo.
    Der französische frühere Weltklassefußballer Michel Platini kandidiert als FIFA-Präsident (AFP PHOTO / Fabrice Coffrini)
    In einem Brief an die 209 Mitgliedsorganisationen der FIFA schrieb der Franzose Platini, seine Entscheidung zu kandidieren sei angetrieben "von der Unterstützung und der Ermutigung, die viele von Ihnen mir haben zukommen lassen".
    Die langen Amtszeiten der Präsidenten João Havelange (1974-1998) und Blatter (1998 bis heute) seien paradox - "in einer Welt, die radikale Erschütterungen erlebt und in einem Sport, der beachtlichen wirtschaftlichen Veränderungen unterliegt". Die Ereignisse der letzten Zeit würden die FIFA zwingen, ihre Führungsstrukturen zu überdenken. Die FIFA kämpft seit Monaten offen mit einem Korruptionsskandal, der aufbrach, als sieben Funktionäre vor der Wiederwahl Sepp Blatters Ende Mai in einem Hotel in Zürich verhaftet wurden. Blatter kündigte kurz nach seiner Wiederwahl seinen Rücktritt an, die Wahl seines Nachfolgers findet am 26. Februar 2016 statt.
    Platini nicht unumstritten
    Bei der letzten Wahl hatte Platini noch auf eine Kampfkandidatur gegen Blatter verzichtet. Auch der Franzose sieht sich zahlreicher Kritik ausgesetzt. Er hat offen bekannt, bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an Katar für das Emirat gestimmt zu haben - die Vergabe an Katar wird vor allem wegen der widrigen Bedingungen für Gastarbeiter kritisiert, aber auch wegen der politischen und klimatischen Bedingungen. Platinis Sohn Laurent wurde wenige Wochen später Europachef der Firma Qatar Sport Investments (QSI).
    Platini gehe nicht ins Rennen , ohne sich eine gewisse Chance auszurechnen, sagte DLF-Sportredakteurin Marina Schweizer im DLF. Er würde das Amt des UEFA-Präsidenten räumen, um mehr Macht an der FIFA-Spitze zu bekommen. "Da ist er gewiefter Taktiker genug." Er soll Zusagen aus europäischen, asiatischen sowie amerikanischen Verbänden für seine Wahl haben, so Schweizer.
    Zuspruch aus Deutschland, Kritik von Blatter-Gegenkandidat
    Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Wolfgang Niersbach, bekundete Zuspruch aus Deutschland: "Ich kann versichern, dass er unsere volle Unterstützung besitzt", sagte er. "Das Ziel, die dringend notwendigen Reformen bei der FIFA zeitnah umzusetzen, kann Michel Platini aber nicht alleine erreichen. Ich werde ihn dabei gerne im Exekutivkomitee mit aller Kraft unterstützen." Niersbach wird selbst als Nachfolger von Platini an der Spitze der UEFA gehandelt, wollte sich dazu aber zunächst nicht äußern. Der Gegenkandidat bei der Wiederwahl Sepp Blatters im Mai 2015, Prinz Ali aus Jordanien, kritisierte hingegen Michel Platinis Kandidatur: Die FIFA braucht eine unabhängige Führung, die von den Praktiken der Vergangenheit unbelastet ist."
    Als einziger ernstzunehmender Konkurrent von Platini gilt bislang der frühere FIFA-Vizepräsident Chung Mong Joon aus Südkorea. Aus Afrika will der liberische Verbandspräsident Musa Bility antreten, zudem strebt der ehemalige brasilianische Weltklassefußballer Zico eine Kandidatur an. Bewerber müssen bis zum 26. Oktober die Unterstützerstimmen von fünf Verbänden eingereicht haben, um zur Wahl zugelassen zu werden.
    (vic/stfr)